Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite
Schiller in Lauchstädt 1804.

Vorgetragen am Breslauer Schillerfeste 1837.

Daß man zu Lauchstädt sonst zur Sommerzeit
Komödie spielte, weiß man weit und breit;
Auch daß zuweilen dann zugegen war
Von Weimar aus das große Dichterpaar,
Und wie der Musensohn vom Saalathen
Nach Lauchstädt pflegte grade dann zu gehn.
Doch weiß man nicht, was eines Tags geschah.
Man spielt die Räuber; Schiller selbst ist da.
Vom Dichter ist das ganze Haus beglückt,
Der Dichter selber ist vom Spiel entzückt.
Doch ach! der Vorhang fällt, das Stück ist aus;
Zufrieden geht das Publicum nach Haus.
Nur Bruder Studio ist so erfreut,
Daß er gar manche Räuberseen' erneut.
Frisch! in die böhmschen Wälder! schreit man hier,
Und dort: der Wald ist unser Nachtquartier.
Man lärmet, jubelt, schwärmet, trinkt und singt,
Der Dichter sitzt von froher Schaar umringt,
Er sitzt so heiter und so wohlgemuth.
Er trinkt als tränk' er neue Jugendglut.
Doch als es endlich nun am Wein gebricht,
Da ruft er: "Nein! wir trennen uns noch nicht,
Schiller in Lauchstädt 1804.

Vorgetragen am Breslauer Schillerfeſte 1837.

Daß man zu Lauchſtädt ſonſt zur Sommerzeit
Komödie ſpielte, weiß man weit und breit;
Auch daß zuweilen dann zugegen war
Von Weimar aus das große Dichterpaar,
Und wie der Muſenſohn vom Saalathen
Nach Lauchſtädt pflegte grade dann zu gehn.
Doch weiß man nicht, was eines Tags geſchah.
Man ſpielt die Räuber; Schiller ſelbſt iſt da.
Vom Dichter iſt das ganze Haus beglückt,
Der Dichter ſelber iſt vom Spiel entzückt.
Doch ach! der Vorhang fällt, das Stück iſt aus;
Zufrieden geht das Publicum nach Haus.
Nur Bruder Studio iſt ſo erfreut,
Daß er gar manche Räuberſeen' erneut.
Friſch! in die böhmſchen Wälder! ſchreit man hier,
Und dort: der Wald iſt unſer Nachtquartier.
Man lärmet, jubelt, ſchwärmet, trinkt und ſingt,
Der Dichter ſitzt von froher Schaar umringt,
Er ſitzt ſo heiter und ſo wohlgemuth.
Er trinkt als tränk' er neue Jugendglut.
Doch als es endlich nun am Wein gebricht,
Da ruft er: „Nein! wir trennen uns noch nicht,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0204" n="186"/>
          </div>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Schiller in Lauchstädt 1804.</hi><lb/>
          </head>
          <p rendition="#c"><hi rendition="#g">Vorgetragen am Breslauer Schillerfe&#x017F;te</hi> 1837.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Daß man zu Lauch&#x017F;tädt &#x017F;on&#x017F;t zur Sommerzeit</l><lb/>
            <l>Komödie &#x017F;pielte, weiß man weit und breit;</l><lb/>
            <l>Auch daß zuweilen dann zugegen war</l><lb/>
            <l>Von Weimar aus das große Dichterpaar,</l><lb/>
            <l>Und wie der Mu&#x017F;en&#x017F;ohn vom Saalathen</l><lb/>
            <l>Nach Lauch&#x017F;tädt pflegte grade dann zu gehn.</l><lb/>
            <l>Doch weiß man nicht, was eines Tags ge&#x017F;chah.</l><lb/>
            <l>Man &#x017F;pielt die Räuber; Schiller &#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;t da.</l><lb/>
            <l>Vom Dichter i&#x017F;t das ganze Haus beglückt,</l><lb/>
            <l>Der Dichter &#x017F;elber i&#x017F;t vom Spiel entzückt.</l><lb/>
            <l>Doch ach! der Vorhang fällt, das Stück i&#x017F;t aus;</l><lb/>
            <l>Zufrieden geht das Publicum nach Haus.</l><lb/>
            <l>Nur Bruder Studio i&#x017F;t &#x017F;o erfreut,</l><lb/>
            <l>Daß er gar manche Räuber&#x017F;een' erneut.</l><lb/>
            <l>Fri&#x017F;ch! <hi rendition="#g">in die böhm&#x017F;chen Wälder</hi>! &#x017F;chreit man hier,</l><lb/>
            <l>Und dort: <hi rendition="#g">der Wald i&#x017F;t un&#x017F;er Nachtquartier</hi>.</l><lb/>
            <l>Man lärmet, jubelt, &#x017F;chwärmet, trinkt und &#x017F;ingt,</l><lb/>
            <l>Der Dichter &#x017F;itzt von froher Schaar umringt,</l><lb/>
            <l>Er &#x017F;itzt &#x017F;o heiter und &#x017F;o wohlgemuth.</l><lb/>
            <l>Er trinkt als tränk' er neue Jugendglut.</l><lb/>
            <l>Doch als es endlich nun am Wein gebricht,</l><lb/>
            <l>Da ruft er: &#x201E;Nein! wir trennen uns noch nicht,</l><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[186/0204] Schiller in Lauchstädt 1804. Vorgetragen am Breslauer Schillerfeſte 1837. Daß man zu Lauchſtädt ſonſt zur Sommerzeit Komödie ſpielte, weiß man weit und breit; Auch daß zuweilen dann zugegen war Von Weimar aus das große Dichterpaar, Und wie der Muſenſohn vom Saalathen Nach Lauchſtädt pflegte grade dann zu gehn. Doch weiß man nicht, was eines Tags geſchah. Man ſpielt die Räuber; Schiller ſelbſt iſt da. Vom Dichter iſt das ganze Haus beglückt, Der Dichter ſelber iſt vom Spiel entzückt. Doch ach! der Vorhang fällt, das Stück iſt aus; Zufrieden geht das Publicum nach Haus. Nur Bruder Studio iſt ſo erfreut, Daß er gar manche Räuberſeen' erneut. Friſch! in die böhmſchen Wälder! ſchreit man hier, Und dort: der Wald iſt unſer Nachtquartier. Man lärmet, jubelt, ſchwärmet, trinkt und ſingt, Der Dichter ſitzt von froher Schaar umringt, Er ſitzt ſo heiter und ſo wohlgemuth. Er trinkt als tränk' er neue Jugendglut. Doch als es endlich nun am Wein gebricht, Da ruft er: „Nein! wir trennen uns noch nicht,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische01_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische01_1840/204
Zitationshilfe: Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1840, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische01_1840/204>, abgerufen am 03.12.2024.