Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1840.Dichterklage. Wol im der ie nach steten vröuden ranc.Walther von der Vogelweide. Was soll Dichten, was soll Singen, Seit es niemand hören mag? Niemand will nach Freuden ringen, Niemand will uns Freude bringen, Wie der Maienblüthen-Tag. Wehe, wehe jedem Herzen, Weil's den Frühling so vergisst! Wo ist heitre Lust und Scherzen, Seit die Jugend wie vor Schmerzen Stumm und eingewintert ist? Junge Welt, nun tauch dich unter In den Frühlingssonnenschein! Sieh' die Vögel werden munter, Und die Au wird bunt und bunter -- Soll's für dich nicht Frühling sein? Dichterklage. Wol im der ie nâch steten vröuden ranc.Walther von der Vogelweide. Was ſoll Dichten, was ſoll Singen, Seit es niemand hören mag? Niemand will nach Freuden ringen, Niemand will uns Freude bringen, Wie der Maienblüthen-Tag. Wehe, wehe jedem Herzen, Weil's den Frühling ſo vergiſſt! Wo iſt heitre Luſt und Scherzen, Seit die Jugend wie vor Schmerzen Stumm und eingewintert iſt? Junge Welt, nun tauch dich unter In den Frühlingsſonnenſchein! Sieh' die Vögel werden munter, Und die Au wird bunt und bunter — Soll's für dich nicht Frühling ſein? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0173" n="155"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Dichterklage.</hi><lb/> </head> <cit> <quote> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq">Wol im der ie nâch steten vröuden ranc.</hi> </hi><lb/> </quote> <bibl> <hi rendition="#right">Walther von der Vogelweide.</hi><lb/> </bibl> </cit> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Was ſoll Dichten, was ſoll Singen,</l><lb/> <l>Seit es niemand hören mag?</l><lb/> <l>Niemand will nach Freuden ringen,</l><lb/> <l>Niemand will uns Freude bringen,</l><lb/> <l>Wie der Maienblüthen-Tag.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Wehe, wehe jedem Herzen,</l><lb/> <l>Weil's den Frühling ſo vergiſſt!</l><lb/> <l>Wo iſt heitre Luſt und Scherzen,</l><lb/> <l>Seit die Jugend wie vor Schmerzen</l><lb/> <l>Stumm und eingewintert iſt?</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Junge Welt, nun tauch dich unter</l><lb/> <l>In den Frühlingsſonnenſchein!</l><lb/> <l>Sieh' die Vögel werden munter,</l><lb/> <l>Und die Au wird bunt und bunter —</l><lb/> <l>Soll's für dich nicht Frühling ſein?</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [155/0173]
Dichterklage.
Wol im der ie nâch steten vröuden ranc.
Walther von der Vogelweide.
Was ſoll Dichten, was ſoll Singen,
Seit es niemand hören mag?
Niemand will nach Freuden ringen,
Niemand will uns Freude bringen,
Wie der Maienblüthen-Tag.
Wehe, wehe jedem Herzen,
Weil's den Frühling ſo vergiſſt!
Wo iſt heitre Luſt und Scherzen,
Seit die Jugend wie vor Schmerzen
Stumm und eingewintert iſt?
Junge Welt, nun tauch dich unter
In den Frühlingsſonnenſchein!
Sieh' die Vögel werden munter,
Und die Au wird bunt und bunter —
Soll's für dich nicht Frühling ſein?
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Zitationshilfe: | Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1840, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische01_1840/173>, abgerufen am 16.07.2024. |