Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1840.Censorenmissverständniss. Hierum wo etwas frei noch wär,Ulrich von Hutten. "Die Kaiserkronen sind erfroren, Und heuer sieht das Volk sie nicht." So fasst den Nachtfrost bei den Ohren, Ihn streichet, ihn, nicht mein Gedicht! "Die Königskerzen sind erfroren, Und heuer glänzt nicht mehr ihr Licht." Der Herbstwind that's, o ihr Censoren, Ihn streichet, ihn, nicht mein Gedicht! Nicht strafet mich, nicht straft den Dichter! Nur Wahrheit sprach und spricht sein Mund: Der Dichter ist nur ein Berichter, Er thut nur das Erlebniß kund. Cenſorenmiſſverſtändniſs. Hierum wo etwas frei noch wär,Ulrich von Hutten. „Die Kaiſerkronen ſind erfroren, Und heuer ſieht das Volk ſie nicht.“ So faſſt den Nachtfroſt bei den Ohren, Ihn ſtreichet, ihn, nicht mein Gedicht! „Die Königskerzen ſind erfroren, Und heuer glänzt nicht mehr ihr Licht.“ Der Herbſtwind that's, o ihr Cenſoren, Ihn ſtreichet, ihn, nicht mein Gedicht! Nicht ſtrafet mich, nicht ſtraft den Dichter! Nur Wahrheit ſprach und ſpricht ſein Mund: Der Dichter iſt nur ein Berichter, Er thut nur das Erlebniß kund. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb n="90" facs="#f0108"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Cenſorenmiſſverſtändniſs.</hi><lb/> </head> <cit> <quote> <hi rendition="#et">Hierum wo etwas frei noch wär,<lb/> Bald bringen ſie ein Urſach her,<lb/> Zu faſſen das mit einem Strick.</hi><lb/> </quote> <bibl> <hi rendition="#right">Ulrich von Hutten.</hi><lb/> </bibl> </cit> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>„Die Kaiſerkronen ſind erfroren,</l><lb/> <l>Und heuer ſieht das Volk ſie nicht.“</l><lb/> <l>So faſſt den Nachtfroſt bei den Ohren,</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Ihn</hi> ſtreichet, ihn, nicht mein Gedicht!</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>„Die Königskerzen ſind erfroren,</l><lb/> <l>Und heuer glänzt nicht mehr ihr Licht.“</l><lb/> <l>Der Herbſtwind that's, o ihr Cenſoren,</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Ihn</hi> ſtreichet, ihn, nicht mein Gedicht!</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Nicht ſtrafet mich, nicht ſtraft den Dichter!</l><lb/> <l>Nur Wahrheit ſprach und ſpricht ſein Mund:</l><lb/> <l>Der Dichter iſt nur ein Berichter,</l><lb/> <l>Er thut nur das Erlebniß kund.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [90/0108]
Cenſorenmiſſverſtändniſs.
Hierum wo etwas frei noch wär,
Bald bringen ſie ein Urſach her,
Zu faſſen das mit einem Strick.
Ulrich von Hutten.
„Die Kaiſerkronen ſind erfroren,
Und heuer ſieht das Volk ſie nicht.“
So faſſt den Nachtfroſt bei den Ohren,
Ihn ſtreichet, ihn, nicht mein Gedicht!
„Die Königskerzen ſind erfroren,
Und heuer glänzt nicht mehr ihr Licht.“
Der Herbſtwind that's, o ihr Cenſoren,
Ihn ſtreichet, ihn, nicht mein Gedicht!
Nicht ſtrafet mich, nicht ſtraft den Dichter!
Nur Wahrheit ſprach und ſpricht ſein Mund:
Der Dichter iſt nur ein Berichter,
Er thut nur das Erlebniß kund.
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Zitationshilfe: | Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1840, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische01_1840/108>, abgerufen am 03.03.2025. |