dergebückt hatte, um das Schloß besser in Augen¬ schein zu nehmen. Den Tod im Antlitz, mit be¬ bender Stimme, sprach er dann: "Bin ich ein Hund, hochgnädiger Freiherr! -- so bewahr' ich auch in mir des Hundes Treue." Damit reichte er dem Baron einen blanken stählernen Schlüssel hin, den ihm dieser mit hastiger Begier aus der Hand riß, und die Thür mit leichter Mühe öff¬ nete. Man trat in ein kleines, niedriges Ge¬ wölbe, in welchem eine große eiserne Truhe mit geöffnetem Deckel stand. Auf den vielen Geldsäk¬ ken lag ein Zettel. Der alte Freiherr hatte mit seinen wohlbekannten großen altväterischen Schrift¬ zügen darauf geschrieben:
Einmal hundert und funfzig tausend Reichs¬ thaler in alten Friedrichsd'or erspartes Geld von den Einkünften des Majoratsgutes R -- sit¬ ten, und ist diese Summe bestimmt zum Bau des Schlosses. Es soll ferner der Majorats¬ herr, der mir folgt, im Besitzthum von die¬ sem Gelde auf dem höchsten Hügel östlich
dergebuͤckt hatte, um das Schloß beſſer in Augen¬ ſchein zu nehmen. Den Tod im Antlitz, mit be¬ bender Stimme, ſprach er dann: „Bin ich ein Hund, hochgnaͤdiger Freiherr! — ſo bewahr' ich auch in mir des Hundes Treue.“ Damit reichte er dem Baron einen blanken ſtaͤhlernen Schluͤſſel hin, den ihm dieſer mit haſtiger Begier aus der Hand riß, und die Thuͤr mit leichter Muͤhe oͤff¬ nete. Man trat in ein kleines, niedriges Ge¬ woͤlbe, in welchem eine große eiſerne Truhe mit geoͤffnetem Deckel ſtand. Auf den vielen Geldſaͤk¬ ken lag ein Zettel. Der alte Freiherr hatte mit ſeinen wohlbekannten großen altvaͤteriſchen Schrift¬ zuͤgen darauf geſchrieben:
Einmal hundert und funfzig tauſend Reichs¬ thaler in alten Friedrichsd'or erſpartes Geld von den Einkuͤnften des Majoratsgutes R — ſit¬ ten, und iſt dieſe Summe beſtimmt zum Bau des Schloſſes. Es ſoll ferner der Majorats¬ herr, der mir folgt, im Beſitzthum von die¬ ſem Gelde auf dem hoͤchſten Huͤgel oͤſtlich
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dergebuͤckt hatte, um das Schloß beſſer in Augen¬
ſchein zu nehmen. Den Tod im Antlitz, mit be¬
bender Stimme, ſprach er dann: „Bin ich ein
Hund, hochgnaͤdiger Freiherr! — ſo bewahr' ich
auch in mir des Hundes Treue.“ Damit reichte
er dem Baron einen blanken ſtaͤhlernen Schluͤſſel
hin, den ihm dieſer mit haſtiger Begier aus der
Hand riß, und die Thuͤr mit leichter Muͤhe oͤff¬
nete. Man trat in ein kleines, niedriges Ge¬
woͤlbe, in welchem eine große eiſerne Truhe mit
geoͤffnetem Deckel ſtand. Auf den vielen Geldſaͤk¬
ken lag ein Zettel. Der alte Freiherr hatte mit
ſeinen wohlbekannten großen altvaͤteriſchen Schrift¬
zuͤgen darauf geſchrieben:
Einmal hundert und funfzig tauſend Reichs¬
thaler in alten Friedrichsd'or erſpartes Geld
von den Einkuͤnften des Majoratsgutes R — ſit¬
ten, und iſt dieſe Summe beſtimmt zum Bau
des Schloſſes. Es ſoll ferner der Majorats¬
herr, der mir folgt, im Beſitzthum von die¬
ſem Gelde auf dem hoͤchſten Huͤgel oͤſtlich
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/194>, abgerufen am 30.12.2024.
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