Hölty, Ludwig Christoph Heinrich: Gedichte. Hamburg, 1783.Klage eines Mädchens über den Tod ihres Geliebten. Aus den Zeiten der Kreuzzüge. Ein banger Traum erschreckte mich; O würd' er nie erfüllt! Sobald der Schlummer mich beschlich, Erschien mir Wilhelms Bild. Ein Nachtgespenst, das auf der Gruft Im Todtenhemde sizt! Sein Haar flog blutig in die Luft; Die Brust war aufgeschlizt. Blut floss ihm durch das Grabgewand, Wie eine Purpurflut; Er nahm des Blutes in die Hand, Und zeigte mir das Blut. Sein
Klage eines Mädchens über den Tod ihres Geliebten. Aus den Zeiten der Kreuzzüge. Ein banger Traum erſchreckte mich; O würd' er nie erfüllt! Sobald der Schlummer mich beſchlich, Erſchien mir Wilhelms Bild. Ein Nachtgeſpenſt, das auf der Gruft Im Todtenhemde ſizt! Sein Haar flog blutig in die Luft; Die Bruſt war aufgeſchlizt. Blut floſs ihm durch das Grabgewand, Wie eine Purpurflut; Er nahm des Blutes in die Hand, Und zeigte mir das Blut. Sein
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Klage eines Mädchens über den Tod
ihres Geliebten.
Aus den Zeiten der Kreuzzüge.
Ein banger Traum erſchreckte mich;
O würd' er nie erfüllt!
Sobald der Schlummer mich beſchlich,
Erſchien mir Wilhelms Bild.
Ein Nachtgeſpenſt, das auf der Gruft
Im Todtenhemde ſizt!
Sein Haar flog blutig in die Luft;
Die Bruſt war aufgeſchlizt.
Blut floſs ihm durch das Grabgewand,
Wie eine Purpurflut;
Er nahm des Blutes in die Hand,
Und zeigte mir das Blut.
Sein
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Zitationshilfe: | Hölty, Ludwig Christoph Heinrich: Gedichte. Hamburg, 1783, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelty_gedichte_1783/189>, abgerufen am 19.07.2024. |