Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hölty, Ludwig Christoph Heinrich: Gedichte. Hamburg, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite
An den Mond.

Geuss, lieber Mond, geuss deine Silberflimmer
Durch dieses Buchengrün,
Wo Fantasein und Traumgestalten immer
Vor mir vorüberfliehn!
Enthülle dich, dass ich die Stätte finde,
Wo oft mein Mädchen sass,
Und oft, im Wehn des Buchbaums und der Linde,
Der goldnen Stadt vergass!
Enthülle dich, dass ich des Strauchs mich freue,
Der Kühlung ihr gerauscht,
Und einen Kranz auf jeden Anger streue,
Wo sie den Bach belauscht!
Dann, lieber Mond, dann nim den Schleier wieder,
Und traur' um deinen Freund,
Und weine durch den Wolkenflor hernieder,
Wie dein Verlassner weint!

An
An den Mond.

Geuſs, lieber Mond, geuſs deine Silberflimmer
Durch dieſes Buchengrün,
Wo Fantaſein und Traumgeſtalten immer
Vor mir vorüberfliehn!
Enthülle dich, daſs ich die Stätte finde,
Wo oft mein Mädchen ſaſs,
Und oft, im Wehn des Buchbaums und der Linde,
Der goldnen Stadt vergaſs!
Enthülle dich, daſs ich des Strauchs mich freue,
Der Kühlung ihr gerauſcht,
Und einen Kranz auf jeden Anger ſtreue,
Wo ſie den Bach belauſcht!
Dann, lieber Mond, dann nim den Schleier wieder,
Und traur' um deinen Freund,
Und weine durch den Wolkenflor hernieder,
Wie dein Verlaſsner weint!

An
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0119" n="79"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head>An den Mond.<lb/></head>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">G</hi>eu&#x017F;s, lieber Mond, geu&#x017F;s deine Silberflimmer</l><lb/>
              <l>Durch die&#x017F;es Buchengrün,</l><lb/>
              <l>Wo Fanta&#x017F;ein und Traumge&#x017F;talten immer</l><lb/>
              <l>Vor mir vorüberfliehn!</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="2">
              <l>Enthülle dich, da&#x017F;s ich die Stätte finde,</l><lb/>
              <l>Wo oft mein Mädchen &#x017F;a&#x017F;s,</l><lb/>
              <l>Und oft, im Wehn des Buchbaums und der Linde,</l><lb/>
              <l>Der goldnen Stadt verga&#x017F;s!</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="3">
              <l>Enthülle dich, da&#x017F;s ich des Strauchs mich freue,</l><lb/>
              <l>Der Kühlung ihr gerau&#x017F;cht,</l><lb/>
              <l>Und einen Kranz auf jeden Anger &#x017F;treue,</l><lb/>
              <l>Wo &#x017F;ie den Bach belau&#x017F;cht!</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="4">
              <l>Dann, lieber Mond, dann nim den Schleier wieder,</l><lb/>
              <l>Und traur' um deinen Freund,</l><lb/>
              <l>Und weine durch den Wolkenflor hernieder,</l><lb/>
              <l>Wie dein Verla&#x017F;sner weint!</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <fw place="bottom" type="catch">An<lb/></fw>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[79/0119] An den Mond. Geuſs, lieber Mond, geuſs deine Silberflimmer Durch dieſes Buchengrün, Wo Fantaſein und Traumgeſtalten immer Vor mir vorüberfliehn! Enthülle dich, daſs ich die Stätte finde, Wo oft mein Mädchen ſaſs, Und oft, im Wehn des Buchbaums und der Linde, Der goldnen Stadt vergaſs! Enthülle dich, daſs ich des Strauchs mich freue, Der Kühlung ihr gerauſcht, Und einen Kranz auf jeden Anger ſtreue, Wo ſie den Bach belauſcht! Dann, lieber Mond, dann nim den Schleier wieder, Und traur' um deinen Freund, Und weine durch den Wolkenflor hernieder, Wie dein Verlaſsner weint! An

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoelty_gedichte_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoelty_gedichte_1783/119
Zitationshilfe: Hölty, Ludwig Christoph Heinrich: Gedichte. Hamburg, 1783, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelty_gedichte_1783/119>, abgerufen am 21.12.2024.