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Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.

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Die Götter.

Du stiller Aether! immer bewahrst du schön
Die Seele mir im Schmerz, und es adelt sih
Zur Tapferkeit vor deinen Stralen,
Helios! oft die empörte Brust mir.
Ihr guten Götter! arm ist, wer euch nicht kennt,
Im rohen Busen ruhet der Zwist ihm nie,
Und Nacht ist ihm die Welt, und keine
Freude gedeihet und kein Gesang ihm.
Nur ihr, mit euer ewigen Jugend, nährt
In Herzen, die euch lieben, den Kindersinn,
Und laßt in Sorgen und in Irren
Nimmer den Genius sich vertrauern.

Die Goͤtter.

Du ſtiller Aether! immer bewahrſt du ſchoͤn
Die Seele mir im Schmerz, und es adelt ſih
Zur Tapferkeit vor deinen Stralen,
Helios! oft die empoͤrte Bruſt mir.
Ihr guten Goͤtter! arm iſt, wer euch nicht kennt,
Im rohen Buſen ruhet der Zwiſt ihm nie,
Und Nacht iſt ihm die Welt, und keine
Freude gedeihet und kein Geſang ihm.
Nur ihr, mit euer ewigen Jugend, naͤhrt
In Herzen, die euch lieben, den Kinderſinn,
Und laßt in Sorgen und in Irren
Nimmer den Genius ſich vertrauern.

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[60/0068] Die Goͤtter. Du ſtiller Aether! immer bewahrſt du ſchoͤn Die Seele mir im Schmerz, und es adelt ſih Zur Tapferkeit vor deinen Stralen, Helios! oft die empoͤrte Bruſt mir. Ihr guten Goͤtter! arm iſt, wer euch nicht kennt, Im rohen Buſen ruhet der Zwiſt ihm nie, Und Nacht iſt ihm die Welt, und keine Freude gedeihet und kein Geſang ihm. Nur ihr, mit euer ewigen Jugend, naͤhrt In Herzen, die euch lieben, den Kinderſinn, Und laßt in Sorgen und in Irren Nimmer den Genius ſich vertrauern.

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Zitationshilfe: Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/68>, abgerufen am 21.12.2024.