Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Sokrates und Alcibiades. "Warum huldigest Du, heiliger Sokrates, "Diesem Jünglinge stets? kennst Du Größ'res nicht? "Warum siehet mit Liebe, "Wie auf Götter, Dein Aug' auf ihn?" Wer das Tiefste gedacht, liebt das Lebendigste, Hohe Tugend versteht, wer in die Welt geblickt, Und es neigen die Weisen Oft am Ende zum Schönen sich. Sokrates und Alcibiades. „Warum huldigeſt Du, heiliger Sokrates, „Dieſem Juͤnglinge ſtets? kennſt Du Groͤß'res nicht? „Warum ſiehet mit Liebe, „Wie auf Goͤtter, Dein Aug' auf ihn?“ Wer das Tiefſte gedacht, liebt das Lebendigſte, Hohe Tugend verſteht, wer in die Welt geblickt, Und es neigen die Weiſen Oft am Ende zum Schoͤnen ſich. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0067" n="59"/> <div n="1"> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#g">Sokrates und Alcibiades.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg n="1"> <l> <hi rendition="#g">„Warum huldigeſt Du, heiliger Sokrates,</hi> </l><lb/> <l>„Dieſem Juͤnglinge ſtets? kennſt Du Groͤß'res</l><lb/> <l>nicht?</l><lb/> <l> <hi rendition="#g">„Warum ſiehet mit Liebe,</hi> </l><lb/> <l>„Wie auf Goͤtter, Dein Aug' auf ihn?“</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wer das Tiefſte gedacht, liebt das Lebendigſte,</l><lb/> <l>Hohe Tugend verſteht, wer in die Welt geblickt,</l><lb/> <l>Und es neigen die Weiſen</l><lb/> <l>Oft am Ende zum Schoͤnen ſich.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [59/0067]
Sokrates und Alcibiades.
„Warum huldigeſt Du, heiliger Sokrates,
„Dieſem Juͤnglinge ſtets? kennſt Du Groͤß'res
nicht?
„Warum ſiehet mit Liebe,
„Wie auf Goͤtter, Dein Aug' auf ihn?“
Wer das Tiefſte gedacht, liebt das Lebendigſte,
Hohe Tugend verſteht, wer in die Welt geblickt,
Und es neigen die Weiſen
Oft am Ende zum Schoͤnen ſich.
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