Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Das Ahnenbild. Alter Vater! Du blickst immer, wie ehmals, noch, Da Du gerne gelebt unter den Sterblichen, Aber ruhiger nur und Wie die Seligen heiterer, In die Wohnung, wo Dich Vater! das Söhnlein nennt, Wo es lächelnd vor Dir spielt und den Muthwill übt, Wie die Lämmer im Feld', auf Grünem Teppiche, den zur Lust Ihm die Mutter gegönnt. Ferne sich haltend, sieht Ihm die Liebende zu, wundert der Sprache schon Und des jungen Verstandes Und des blühenden Auges sich. Und an andere Zeit mahnt sie der Mann, Dein Sohn, An die Lüfte des Mais, da er geseufzt um sie, An die Bräutigamstage, Wo der Stolze die Demuth lernt; Das Ahnenbild. Alter Vater! Du blickſt immer, wie ehmals, noch, Da Du gerne gelebt unter den Sterblichen, Aber ruhiger nur und Wie die Seligen heiterer, In die Wohnung, wo Dich Vater! das Soͤhnlein nennt, Wo es laͤchelnd vor Dir ſpielt und den Muthwill uͤbt, Wie die Laͤmmer im Feld', auf Gruͤnem Teppiche, den zur Luſt Ihm die Mutter gegoͤnnt. Ferne ſich haltend, ſieht Ihm die Liebende zu, wundert der Sprache ſchon Und des jungen Verſtandes Und des bluͤhenden Auges ſich. Und an andere Zeit mahnt ſie der Mann, Dein Sohn, An die Luͤfte des Mais, da er geſeufzt um ſie, An die Braͤutigamstage, Wo der Stolze die Demuth lernt; <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0031" n="23"/> <div n="1"> <head><hi rendition="#g">Das Ahnenbild</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Alter Vater! Du blickſt immer, wie ehmals, noch,</l><lb/> <l>Da Du gerne gelebt unter den Sterblichen,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Aber ruhiger nur und</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Wie die Seligen heiterer,</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>In die Wohnung, wo Dich Vater! das Soͤhnlein</l><lb/> <l>nennt,</l><lb/> <l>Wo es laͤchelnd vor Dir ſpielt und den Muthwill uͤbt,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Wie die Laͤmmer im Feld', auf</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Gruͤnem Teppiche, den zur Luſt</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ihm die Mutter gegoͤnnt. Ferne ſich haltend, ſieht</l><lb/> <l>Ihm die Liebende zu, wundert der Sprache ſchon</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Und des jungen Verſtandes</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Und des bluͤhenden Auges ſich.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Und an andere Zeit mahnt ſie der Mann, Dein</l><lb/> <l>Sohn,</l><lb/> <l>An die Luͤfte des Mais, da er geſeufzt um ſie,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">An die Braͤutigamstage,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Wo der Stolze die Demuth lernt;</hi> </l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [23/0031]
Das Ahnenbild.
Alter Vater! Du blickſt immer, wie ehmals, noch,
Da Du gerne gelebt unter den Sterblichen,
Aber ruhiger nur und
Wie die Seligen heiterer,
In die Wohnung, wo Dich Vater! das Soͤhnlein
nennt,
Wo es laͤchelnd vor Dir ſpielt und den Muthwill uͤbt,
Wie die Laͤmmer im Feld', auf
Gruͤnem Teppiche, den zur Luſt
Ihm die Mutter gegoͤnnt. Ferne ſich haltend, ſieht
Ihm die Liebende zu, wundert der Sprache ſchon
Und des jungen Verſtandes
Und des bluͤhenden Auges ſich.
Und an andere Zeit mahnt ſie der Mann, Dein
Sohn,
An die Luͤfte des Mais, da er geſeufzt um ſie,
An die Braͤutigamstage,
Wo der Stolze die Demuth lernt;
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