Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Andenken. Der Nordost weht, Der liebste unter den Winden Mir, weil er feurigen Geist Und gute Fahrt verheißet den Schiffern. Geh' aber nun und grüße Die schöne Garonne, Und die Gärten von Bourdeaux, Dort wo am schroffen Ufer Hingehet der Steg und in den Strom Tief fällt der Bach, darüber aber Hinschauet ein edel Paar Von Eichen und Silberpappeln! Noch denket das mir wohl und wie Die breiten Gipfel neiget Der Ulmwald über die Mühl', Im Hofe aber wächst ein Feigenbaum, An Feiertagen gehn Die braunen Frauen daselbst Auf seidnen Boden, Zur Märzenzeit, Wenn gleich ist Nacht und Tag, Andenken. Der Nordoſt weht, Der liebſte unter den Winden Mir, weil er feurigen Geiſt Und gute Fahrt verheißet den Schiffern. Geh' aber nun und gruͤße Die ſchoͤne Garonne, Und die Gaͤrten von Bourdeaux, Dort wo am ſchroffen Ufer Hingehet der Steg und in den Strom Tief faͤllt der Bach, daruͤber aber Hinſchauet ein edel Paar Von Eichen und Silberpappeln! Noch denket das mir wohl und wie Die breiten Gipfel neiget Der Ulmwald uͤber die Muͤhl', Im Hofe aber waͤchſt ein Feigenbaum, An Feiertagen gehn Die braunen Frauen daſelbſt Auf ſeidnen Boden, Zur Maͤrzenzeit, Wenn gleich iſt Nacht und Tag, <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0188" n="180"/> <div n="1"> <head><hi rendition="#g">Andenken</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Der Nordoſt weht,</l><lb/> <l>Der liebſte unter den Winden</l><lb/> <l>Mir, weil er feurigen Geiſt</l><lb/> <l>Und gute Fahrt verheißet den Schiffern.</l><lb/> <l>Geh' aber nun und gruͤße</l><lb/> <l>Die ſchoͤne Garonne,</l><lb/> <l>Und die Gaͤrten von Bourdeaux,</l><lb/> <l>Dort wo am ſchroffen Ufer</l><lb/> <l>Hingehet der Steg und in den Strom</l><lb/> <l>Tief faͤllt der Bach, daruͤber aber</l><lb/> <l>Hinſchauet ein edel Paar</l><lb/> <l>Von Eichen und Silberpappeln!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Noch denket das mir wohl und wie</l><lb/> <l>Die breiten Gipfel neiget</l><lb/> <l>Der Ulmwald uͤber die Muͤhl',</l><lb/> <l>Im Hofe aber waͤchſt ein Feigenbaum,</l><lb/> <l>An Feiertagen gehn</l><lb/> <l>Die braunen Frauen daſelbſt</l><lb/> <l>Auf ſeidnen Boden,</l><lb/> <l>Zur Maͤrzenzeit,</l><lb/> <l>Wenn gleich iſt Nacht und Tag,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [180/0188]
Andenken.
Der Nordoſt weht,
Der liebſte unter den Winden
Mir, weil er feurigen Geiſt
Und gute Fahrt verheißet den Schiffern.
Geh' aber nun und gruͤße
Die ſchoͤne Garonne,
Und die Gaͤrten von Bourdeaux,
Dort wo am ſchroffen Ufer
Hingehet der Steg und in den Strom
Tief faͤllt der Bach, daruͤber aber
Hinſchauet ein edel Paar
Von Eichen und Silberpappeln!
Noch denket das mir wohl und wie
Die breiten Gipfel neiget
Der Ulmwald uͤber die Muͤhl',
Im Hofe aber waͤchſt ein Feigenbaum,
An Feiertagen gehn
Die braunen Frauen daſelbſt
Auf ſeidnen Boden,
Zur Maͤrzenzeit,
Wenn gleich iſt Nacht und Tag,
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Zitationshilfe: | Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/188>, abgerufen am 23.02.2025. |