Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Reicher den Lieben gebracht, den Landsleuten, doch neidet Keiner an Bergen dort ihnen die Gärten, den Wein, Oder das üppige Gras und das Korn und die glühenden Bäume, Die am Wege gereiht über den Wanderern stehn. 5. Aber indeß wir schaun und die mächtige Freude durchwandeln, Fliehet der Weg und der Tag uns, wie den Trunkenen, hin. Denn mit heiligem Laub umkränzt erhebet die Stadt schon, Die gepriesene, dort, leuchtend ihr priesterlich Haupt. Herrlich steht sie, und hält den Rebenstab und die Tanne Hoch in den seligen purpurnen Wolken empor. Sey uns hold, dem Gast und dem Sohn, o Für- stin der Heimath, Glückliches Stuttgart! nimm freundlich den Fremdling mir auf! Immer hast du Gesang mit Flöten und Saiten gebilligt, Wie ich glaub', und des Lieds kindlich Geschwätz, und der Mühn Reicher den Lieben gebracht, den Landsleuten, doch neidet Keiner an Bergen dort ihnen die Gaͤrten, den Wein, Oder das uͤppige Gras und das Korn und die gluͤhenden Baͤume, Die am Wege gereiht uͤber den Wanderern ſtehn. 5. Aber indeß wir ſchaun und die maͤchtige Freude durchwandeln, Fliehet der Weg und der Tag uns, wie den Trunkenen, hin. Denn mit heiligem Laub umkraͤnzt erhebet die Stadt ſchon, Die geprieſene, dort, leuchtend ihr prieſterlich Haupt. Herrlich ſteht ſie, und haͤlt den Rebenſtab und die Tanne Hoch in den ſeligen purpurnen Wolken empor. Sey uns hold, dem Gaſt und dem Sohn, o Fuͤr- ſtin der Heimath, Gluͤckliches Stuttgart! nimm freundlich den Fremdling mir auf! Immer haſt du Geſang mit Floͤten und Saiten gebilligt, Wie ich glaub', und des Lieds kindlich Geſchwaͤtz, und der Muͤhn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0152" n="144"/> <l>Reicher den Lieben gebracht, den Landsleuten,</l><lb/> <l>doch neidet</l><lb/> <l>Keiner an Bergen dort ihnen die Gaͤrten, den Wein,</l><lb/> <l>Oder das uͤppige Gras und das Korn und die</l><lb/> <l>gluͤhenden Baͤume,</l><lb/> <l>Die am Wege gereiht uͤber den Wanderern ſtehn.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head>5.</head><lb/> <lg type="poem"> <l>Aber indeß wir ſchaun und die maͤchtige Freude</l><lb/> <l>durchwandeln,</l><lb/> <l>Fliehet der Weg und der Tag uns, wie den</l><lb/> <l>Trunkenen, hin.</l><lb/> <l>Denn mit heiligem Laub umkraͤnzt erhebet die</l><lb/> <l>Stadt ſchon,</l><lb/> <l>Die geprieſene, dort, leuchtend ihr prieſterlich</l><lb/> <l>Haupt.</l><lb/> <l>Herrlich ſteht ſie, und haͤlt den Rebenſtab und die</l><lb/> <l>Tanne</l><lb/> <l>Hoch in den ſeligen purpurnen Wolken empor.</l><lb/> <l>Sey uns hold, dem Gaſt und dem Sohn, o Fuͤr-</l><lb/> <l>ſtin der Heimath,</l><lb/> <l>Gluͤckliches Stuttgart! nimm freundlich den</l><lb/> <l>Fremdling mir auf!</l><lb/> <l>Immer haſt du Geſang mit Floͤten und Saiten</l><lb/> <l>gebilligt,</l><lb/> <l>Wie ich glaub', und des Lieds kindlich Geſchwaͤtz,</l><lb/> <l>und der Muͤhn</l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [144/0152]
Reicher den Lieben gebracht, den Landsleuten,
doch neidet
Keiner an Bergen dort ihnen die Gaͤrten, den Wein,
Oder das uͤppige Gras und das Korn und die
gluͤhenden Baͤume,
Die am Wege gereiht uͤber den Wanderern ſtehn.
5.
Aber indeß wir ſchaun und die maͤchtige Freude
durchwandeln,
Fliehet der Weg und der Tag uns, wie den
Trunkenen, hin.
Denn mit heiligem Laub umkraͤnzt erhebet die
Stadt ſchon,
Die geprieſene, dort, leuchtend ihr prieſterlich
Haupt.
Herrlich ſteht ſie, und haͤlt den Rebenſtab und die
Tanne
Hoch in den ſeligen purpurnen Wolken empor.
Sey uns hold, dem Gaſt und dem Sohn, o Fuͤr-
ſtin der Heimath,
Gluͤckliches Stuttgart! nimm freundlich den
Fremdling mir auf!
Immer haſt du Geſang mit Floͤten und Saiten
gebilligt,
Wie ich glaub', und des Lieds kindlich Geſchwaͤtz,
und der Muͤhn
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Zitationshilfe: | Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/152>, abgerufen am 23.02.2025. |