Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.4. So der Gewalt'gen gedenk und des herzerhebenden Schicksals, Thatlos selber und leicht, aber vom Aether doch auch Angeschauet und fromm, wie die Alten, die gött- licherzognen Freudigen Dichter, ziehn freudig das Land wir hinauf. Groß ist das Werden umher. Dort von den äu- ßersten Bergen Stammen der Jünglinge viel, steigen die Hügel herab. Quellen rauschen von dort und hundert geschäftige Bäche, Kommen bei Tag und bei Nacht nieder und bauen das Land. Aber der Meister pflügt in der Mitte des Landes die Furchen Ziehet der Neckarstrom, ziehet der Segen herab. Und es kommen mit ihm Italiens Lüfte, die See schickt Ihre Wolken, sie schickt prächtige Sonnen mit ihm; Darum wächset uns auch fast über das Haupt die gewalt'ge Fülle, denn hieher ward hier in die Ebne das Gute. 4. So der Gewalt'gen gedenk und des herzerhebenden Schickſals, Thatlos ſelber und leicht, aber vom Aether doch auch Angeſchauet und fromm, wie die Alten, die goͤtt- licherzognen Freudigen Dichter, ziehn freudig das Land wir hinauf. Groß iſt das Werden umher. Dort von den aͤu- ßerſten Bergen Stammen der Juͤnglinge viel, ſteigen die Huͤgel herab. Quellen rauſchen von dort und hundert geſchaͤftige Baͤche, Kommen bei Tag und bei Nacht nieder und bauen das Land. Aber der Meiſter pfluͤgt in der Mitte des Landes die Furchen Ziehet der Neckarſtrom, ziehet der Segen herab. Und es kommen mit ihm Italiens Luͤfte, die See ſchickt Ihre Wolken, ſie ſchickt praͤchtige Sonnen mit ihm; Darum waͤchſet uns auch faſt uͤber das Haupt die gewalt'ge Fuͤlle, denn hieher ward hier in die Ebne das Gute. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0151" n="143"/> <div n="2"> <head>4.</head><lb/> <lg type="poem"> <l>So der Gewalt'gen gedenk und des herzerhebenden</l><lb/> <l>Schickſals,</l><lb/> <l>Thatlos ſelber und leicht, aber vom Aether doch</l><lb/> <l>auch</l><lb/> <l>Angeſchauet und fromm, wie die Alten, die goͤtt-</l><lb/> <l>licherzognen</l><lb/> <l>Freudigen Dichter, ziehn freudig das Land wir</l><lb/> <l>hinauf.</l><lb/> <l>Groß iſt das Werden umher. Dort von den aͤu-</l><lb/> <l>ßerſten Bergen</l><lb/> <l>Stammen der Juͤnglinge viel, ſteigen die Huͤgel</l><lb/> <l>herab.</l><lb/> <l>Quellen rauſchen von dort und hundert geſchaͤftige</l><lb/> <l>Baͤche,</l><lb/> <l>Kommen bei Tag und bei Nacht nieder und</l><lb/> <l>bauen das Land.</l><lb/> <l>Aber der Meiſter pfluͤgt in der Mitte des Landes</l><lb/> <l>die Furchen</l><lb/> <l>Ziehet der Neckarſtrom, ziehet der Segen herab.</l><lb/> <l>Und es kommen mit ihm Italiens Luͤfte, die See</l><lb/> <l>ſchickt</l><lb/> <l>Ihre Wolken, ſie ſchickt praͤchtige Sonnen mit ihm;</l><lb/> <l>Darum waͤchſet uns auch faſt uͤber das Haupt die</l><lb/> <l>gewalt'ge</l><lb/> <l>Fuͤlle, denn hieher ward hier in die Ebne das</l><lb/> <l>Gute.</l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [143/0151]
4.
So der Gewalt'gen gedenk und des herzerhebenden
Schickſals,
Thatlos ſelber und leicht, aber vom Aether doch
auch
Angeſchauet und fromm, wie die Alten, die goͤtt-
licherzognen
Freudigen Dichter, ziehn freudig das Land wir
hinauf.
Groß iſt das Werden umher. Dort von den aͤu-
ßerſten Bergen
Stammen der Juͤnglinge viel, ſteigen die Huͤgel
herab.
Quellen rauſchen von dort und hundert geſchaͤftige
Baͤche,
Kommen bei Tag und bei Nacht nieder und
bauen das Land.
Aber der Meiſter pfluͤgt in der Mitte des Landes
die Furchen
Ziehet der Neckarſtrom, ziehet der Segen herab.
Und es kommen mit ihm Italiens Luͤfte, die See
ſchickt
Ihre Wolken, ſie ſchickt praͤchtige Sonnen mit ihm;
Darum waͤchſet uns auch faſt uͤber das Haupt die
gewalt'ge
Fuͤlle, denn hieher ward hier in die Ebne das
Gute.
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Zitationshilfe: | Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/151>, abgerufen am 23.02.2025. |