Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite
Lustschlössern, Landhäusern, Gartengebäuden etc.


VII.
Schweden.

Schweden hat nicht allein das Erhabene der Meerprospecte, sondern auch das
Romantische der Felsen, der Berge, der Wasserfälle und Ströme, die Ge-
genden von der stärksten Ueberraschung bilden. Der aufgeklärte Schwede ist voll
Empfindlichkeit gegen die Schönheiten der Natur; er erweitert gerne seinen Geist
durch neue Wissenschaft, und nährt seinen Geschmack durch Reisen. Da er durch
den unsterblichen Linne, dessen Verdienste der ersten Tempel und Statuen in den
Gärten lange schon werth waren, zur Pflanzenkenntniß in seiner Heimat angeführet
ward; so ist er schon mit einem wichtigen Theil der Gartenwissenschaft vertraut.
Die schöne Gartenkunst, die sich auswärts durch Muster und Schriften erhob, fes-
selt seine Neigung, und wird sein Studium. So viele reisende Schweden von
Geburt und Wissenschaft ich auf meinen Reisen antraf, oder bey mir zu sehen das
Vergnügen hatte; so viele Freunde der schönen Natur und der Gärten habe ich in
ihnen zu schätzen gefunden.

Gustav III. veredelt den Glanz seines Throns durch die Liebe der schönen
Künste, die Er alle kennt, die Er alle schützt. Sein Haga, das er jetzt schafft,
soll ein Denkmal Seines seinen Gartengeschmacks werden, das erste Muster der
neuen Kunst in dem Schooß der Nation. Ehe dieses Werk, das sich erst bildet,
und dem die Beschreibung nicht zuvoreilen darf, mit allen Schönheiten der Natur
und des Geschmacks vollendet hervorgeht, mag den wartenden Kenner das folgende
Gemälde von Drottningholm unterhalten.

Drottningholm. *)

Das Lustschloß Drottningholm, der Sommeraufenthalt des Königs und
des königlichen Hauses, ist ein prächtiges Gebäude auf einer Insel im Mäler, wel-
ches die Königinn Hedwig Eleonora aufführen lassen. Die Lage desselben ist an-
genehm, zwischen verschiedenen mit Tannen und Fichten bewachsenen Inseln, auf
welchen sich etliche Dörfer zeigen. Wenn man zu Lande dahin reiset, ist der Weg
von anderthalb schwedischen Meilen sehr bequem, und die Gegend von Landgütern
und Wirthshäusern verschönert. Die Ueberfahrt ist alsdann kurz, zwischen den

vorbemel-
*) Diese Beschreibung verdanke ich der
Güte eines aufgeklärten Gartenfreundes,
[Spaltenumbruch] des Hrn. Secretair Linnerhjelm in Stock-
holm.
N n 2
Luſtſchloͤſſern, Landhaͤuſern, Gartengebaͤuden ꝛc.


VII.
Schweden.

Schweden hat nicht allein das Erhabene der Meerproſpecte, ſondern auch das
Romantiſche der Felſen, der Berge, der Waſſerfaͤlle und Stroͤme, die Ge-
genden von der ſtaͤrkſten Ueberraſchung bilden. Der aufgeklaͤrte Schwede iſt voll
Empfindlichkeit gegen die Schoͤnheiten der Natur; er erweitert gerne ſeinen Geiſt
durch neue Wiſſenſchaft, und naͤhrt ſeinen Geſchmack durch Reiſen. Da er durch
den unſterblichen Linne, deſſen Verdienſte der erſten Tempel und Statuen in den
Gaͤrten lange ſchon werth waren, zur Pflanzenkenntniß in ſeiner Heimat angefuͤhret
ward; ſo iſt er ſchon mit einem wichtigen Theil der Gartenwiſſenſchaft vertraut.
Die ſchoͤne Gartenkunſt, die ſich auswaͤrts durch Muſter und Schriften erhob, feſ-
ſelt ſeine Neigung, und wird ſein Studium. So viele reiſende Schweden von
Geburt und Wiſſenſchaft ich auf meinen Reiſen antraf, oder bey mir zu ſehen das
Vergnuͤgen hatte; ſo viele Freunde der ſchoͤnen Natur und der Gaͤrten habe ich in
ihnen zu ſchaͤtzen gefunden.

Guſtav III. veredelt den Glanz ſeines Throns durch die Liebe der ſchoͤnen
Kuͤnſte, die Er alle kennt, die Er alle ſchuͤtzt. Sein Haga, das er jetzt ſchafft,
ſoll ein Denkmal Seines ſeinen Gartengeſchmacks werden, das erſte Muſter der
neuen Kunſt in dem Schooß der Nation. Ehe dieſes Werk, das ſich erſt bildet,
und dem die Beſchreibung nicht zuvoreilen darf, mit allen Schoͤnheiten der Natur
und des Geſchmacks vollendet hervorgeht, mag den wartenden Kenner das folgende
Gemaͤlde von Drottningholm unterhalten.

Drottningholm. *)

Das Luſtſchloß Drottningholm, der Sommeraufenthalt des Koͤnigs und
des koͤniglichen Hauſes, iſt ein praͤchtiges Gebaͤude auf einer Inſel im Maͤler, wel-
ches die Koͤniginn Hedwig Eleonora auffuͤhren laſſen. Die Lage deſſelben iſt an-
genehm, zwiſchen verſchiedenen mit Tannen und Fichten bewachſenen Inſeln, auf
welchen ſich etliche Doͤrfer zeigen. Wenn man zu Lande dahin reiſet, iſt der Weg
von anderthalb ſchwediſchen Meilen ſehr bequem, und die Gegend von Landguͤtern
und Wirthshaͤuſern verſchoͤnert. Die Ueberfahrt iſt alsdann kurz, zwiſchen den

vorbemel-
*) Dieſe Beſchreibung verdanke ich der
Guͤte eines aufgeklaͤrten Gartenfreundes,
[Spaltenumbruch] des Hrn. Secretair Linnerhjelm in Stock-
holm.
N n 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0291" n="283"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Lu&#x017F;t&#x017F;chlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern, Landha&#x0364;u&#x017F;ern, Gartengeba&#x0364;uden &#xA75B;c.</hi> </fw><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VII.</hi><lb/><hi rendition="#g">Schweden</hi>.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">S</hi><hi rendition="#fr">chweden</hi> hat nicht allein das Erhabene der Meerpro&#x017F;pecte, &#x017F;ondern auch das<lb/>
Romanti&#x017F;che der Fel&#x017F;en, der Berge, der Wa&#x017F;&#x017F;erfa&#x0364;lle und Stro&#x0364;me, die Ge-<lb/>
genden von der &#x017F;ta&#x0364;rk&#x017F;ten Ueberra&#x017F;chung bilden. Der aufgekla&#x0364;rte <hi rendition="#fr">Schwede</hi> i&#x017F;t voll<lb/>
Empfindlichkeit gegen die Scho&#x0364;nheiten der Natur; er erweitert gerne &#x017F;einen Gei&#x017F;t<lb/>
durch neue Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft, und na&#x0364;hrt &#x017F;einen Ge&#x017F;chmack durch Rei&#x017F;en. Da er durch<lb/>
den un&#x017F;terblichen <hi rendition="#fr">Linne,</hi> de&#x017F;&#x017F;en Verdien&#x017F;te der er&#x017F;ten Tempel und Statuen in den<lb/>
Ga&#x0364;rten lange &#x017F;chon werth waren, zur Pflanzenkenntniß in &#x017F;einer Heimat angefu&#x0364;hret<lb/>
ward; &#x017F;o i&#x017F;t er &#x017F;chon mit einem wichtigen Theil der Gartenwi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft vertraut.<lb/>
Die &#x017F;cho&#x0364;ne Gartenkun&#x017F;t, die &#x017F;ich auswa&#x0364;rts durch Mu&#x017F;ter und Schriften erhob, fe&#x017F;-<lb/>
&#x017F;elt &#x017F;eine Neigung, und wird &#x017F;ein Studium. So viele rei&#x017F;ende <hi rendition="#fr">Schweden</hi> von<lb/>
Geburt und Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft ich auf meinen Rei&#x017F;en antraf, oder bey mir zu &#x017F;ehen das<lb/>
Vergnu&#x0364;gen hatte; &#x017F;o viele Freunde der &#x017F;cho&#x0364;nen Natur und der Ga&#x0364;rten habe ich in<lb/>
ihnen zu &#x017F;cha&#x0364;tzen gefunden.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Gu&#x017F;tav</hi><hi rendition="#aq">III.</hi> veredelt den Glanz &#x017F;eines Throns durch die Liebe der &#x017F;cho&#x0364;nen<lb/>
Ku&#x0364;n&#x017F;te, die Er alle kennt, die Er alle &#x017F;chu&#x0364;tzt. Sein <hi rendition="#fr">Haga,</hi> das er jetzt &#x017F;chafft,<lb/>
&#x017F;oll ein Denkmal Seines &#x017F;einen Gartenge&#x017F;chmacks werden, das er&#x017F;te Mu&#x017F;ter der<lb/>
neuen Kun&#x017F;t in dem Schooß der Nation. Ehe die&#x017F;es Werk, das &#x017F;ich er&#x017F;t bildet,<lb/>
und dem die Be&#x017F;chreibung nicht zuvoreilen darf, mit allen Scho&#x0364;nheiten der Natur<lb/>
und des Ge&#x017F;chmacks vollendet hervorgeht, mag den wartenden Kenner das folgende<lb/>
Gema&#x0364;lde von <hi rendition="#fr">Drottningholm</hi> unterhalten.</p><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Drottningholm</hi>.</hi> <note place="foot" n="*)">Die&#x017F;e Be&#x017F;chreibung verdanke ich der<lb/>
Gu&#x0364;te eines aufgekla&#x0364;rten Gartenfreundes,<lb/><cb/>
des Hrn. Secretair Linnerhjelm in Stock-<lb/>
holm.</note>
            </head><lb/>
            <p>Das Lu&#x017F;t&#x017F;chloß <hi rendition="#fr">Drottningholm,</hi> der Sommeraufenthalt des Ko&#x0364;nigs und<lb/>
des ko&#x0364;niglichen Hau&#x017F;es, i&#x017F;t ein pra&#x0364;chtiges Geba&#x0364;ude auf einer In&#x017F;el im <hi rendition="#fr">Ma&#x0364;ler,</hi> wel-<lb/>
ches die Ko&#x0364;niginn <hi rendition="#fr">Hedwig Eleonora</hi> auffu&#x0364;hren la&#x017F;&#x017F;en. Die Lage de&#x017F;&#x017F;elben i&#x017F;t an-<lb/>
genehm, zwi&#x017F;chen ver&#x017F;chiedenen mit Tannen und Fichten bewach&#x017F;enen In&#x017F;eln, auf<lb/>
welchen &#x017F;ich etliche Do&#x0364;rfer zeigen. Wenn man zu Lande dahin rei&#x017F;et, i&#x017F;t der Weg<lb/>
von anderthalb <hi rendition="#fr">&#x017F;chwedi&#x017F;chen</hi> Meilen &#x017F;ehr bequem, und die Gegend von Landgu&#x0364;tern<lb/>
und Wirthsha&#x0364;u&#x017F;ern ver&#x017F;cho&#x0364;nert. Die Ueberfahrt i&#x017F;t alsdann kurz, zwi&#x017F;chen den<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N n 2</fw><fw place="bottom" type="catch">vorbemel-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[283/0291] Luſtſchloͤſſern, Landhaͤuſern, Gartengebaͤuden ꝛc. VII. Schweden. Schweden hat nicht allein das Erhabene der Meerproſpecte, ſondern auch das Romantiſche der Felſen, der Berge, der Waſſerfaͤlle und Stroͤme, die Ge- genden von der ſtaͤrkſten Ueberraſchung bilden. Der aufgeklaͤrte Schwede iſt voll Empfindlichkeit gegen die Schoͤnheiten der Natur; er erweitert gerne ſeinen Geiſt durch neue Wiſſenſchaft, und naͤhrt ſeinen Geſchmack durch Reiſen. Da er durch den unſterblichen Linne, deſſen Verdienſte der erſten Tempel und Statuen in den Gaͤrten lange ſchon werth waren, zur Pflanzenkenntniß in ſeiner Heimat angefuͤhret ward; ſo iſt er ſchon mit einem wichtigen Theil der Gartenwiſſenſchaft vertraut. Die ſchoͤne Gartenkunſt, die ſich auswaͤrts durch Muſter und Schriften erhob, feſ- ſelt ſeine Neigung, und wird ſein Studium. So viele reiſende Schweden von Geburt und Wiſſenſchaft ich auf meinen Reiſen antraf, oder bey mir zu ſehen das Vergnuͤgen hatte; ſo viele Freunde der ſchoͤnen Natur und der Gaͤrten habe ich in ihnen zu ſchaͤtzen gefunden. Guſtav III. veredelt den Glanz ſeines Throns durch die Liebe der ſchoͤnen Kuͤnſte, die Er alle kennt, die Er alle ſchuͤtzt. Sein Haga, das er jetzt ſchafft, ſoll ein Denkmal Seines ſeinen Gartengeſchmacks werden, das erſte Muſter der neuen Kunſt in dem Schooß der Nation. Ehe dieſes Werk, das ſich erſt bildet, und dem die Beſchreibung nicht zuvoreilen darf, mit allen Schoͤnheiten der Natur und des Geſchmacks vollendet hervorgeht, mag den wartenden Kenner das folgende Gemaͤlde von Drottningholm unterhalten. Drottningholm. *) Das Luſtſchloß Drottningholm, der Sommeraufenthalt des Koͤnigs und des koͤniglichen Hauſes, iſt ein praͤchtiges Gebaͤude auf einer Inſel im Maͤler, wel- ches die Koͤniginn Hedwig Eleonora auffuͤhren laſſen. Die Lage deſſelben iſt an- genehm, zwiſchen verſchiedenen mit Tannen und Fichten bewachſenen Inſeln, auf welchen ſich etliche Doͤrfer zeigen. Wenn man zu Lande dahin reiſet, iſt der Weg von anderthalb ſchwediſchen Meilen ſehr bequem, und die Gegend von Landguͤtern und Wirthshaͤuſern verſchoͤnert. Die Ueberfahrt iſt alsdann kurz, zwiſchen den vorbemel- *) Dieſe Beſchreibung verdanke ich der Guͤte eines aufgeklaͤrten Gartenfreundes, des Hrn. Secretair Linnerhjelm in Stock- holm. N n 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/291
Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/291>, abgerufen am 21.12.2024.