Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.einzelner Theile eines Landsitzes. halten, der hier seine letzten Tage verlebt, oder eines noch geschäftigen Mannes, dereine benachbarte Baumschule zu warten oder eine andere ländliche Anstalt zu be- wachen hat. Zu dieser Gattung von Anlagen gehören noch Feldthore und Brücken. Sie Fast eben so verhält es sich mit den Brücken. Sie können bald aus unbeschäl- 3. Die vielen Gelegenheiten zur Verschönerung der Landgüter müssen unstreitig die rissen, V Band. R
einzelner Theile eines Landſitzes. halten, der hier ſeine letzten Tage verlebt, oder eines noch geſchaͤftigen Mannes, dereine benachbarte Baumſchule zu warten oder eine andere laͤndliche Anſtalt zu be- wachen hat. Zu dieſer Gattung von Anlagen gehoͤren noch Feldthore und Bruͤcken. Sie Faſt eben ſo verhaͤlt es ſich mit den Bruͤcken. Sie koͤnnen bald aus unbeſchaͤl- 3. Die vielen Gelegenheiten zur Verſchoͤnerung der Landguͤter muͤſſen unſtreitig die riſſen, V Band. R
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0137" n="129"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">einzelner Theile eines Landſitzes.</hi></fw><lb/> halten, der hier ſeine letzten Tage verlebt, oder eines noch geſchaͤftigen Mannes, der<lb/> eine benachbarte Baumſchule zu warten oder eine andere laͤndliche Anſtalt zu be-<lb/> wachen hat.</p><lb/> <p>Zu dieſer Gattung von Anlagen gehoͤren noch Feldthore und Bruͤcken. Sie<lb/> duͤrfen hier nichts von der Zierlichkeit und Feinheit fordern, wozu ſie in den ausge-<lb/> bildeten Auftritten der Gaͤrten berechtigt ſind, ſondern verlangen vielmehr einen ge-<lb/> wiſſen rohen und einfaͤltigen Charakter der Bauart. Feldthore bey Eingaͤngen in<lb/> ausgedehnte Fluren und Gehoͤlze muͤſſen ſich durch ein groͤßeres Anſehen von Staͤrke<lb/> und Feſtigkeit auszeichnen; ſind ſie ein Zubehoͤr kleiner Bezirke von Wieſen, von<lb/> Pflanzungen und Baumgaͤrten, ſo koͤnnen ſie ſich ſchon durch mehr Leichtigkeit<lb/> und landmaͤßige Zierde unterſchelden. Sie koͤnnen hier ſelbſt einen weißen Anſtrich<lb/> fordern, da ſie im erſten Fall ſich mit dem weniger lebhaften Grauen begnuͤgen.</p><lb/> <p>Faſt eben ſo verhaͤlt es ſich mit den Bruͤcken. Sie koͤnnen bald aus unbeſchaͤl-<lb/> ten Knoͤppeln, bald aus einem Brete mit einer gemeinen Lehne, bald aus rohen<lb/> uͤber einander geworfenen Feldſteinen, bald aus gemauerten Boͤgen gebildet werden.<lb/> Sie muͤſſen mit Sicherheit und Bequemlichkeit bald ein ſtarkes, bald ein leichteres,<lb/> bald ein ganz rohes, bald ein etwas geſchmuͤcktes Anſehen verbinden. Ihr verſchie-<lb/> dener Charakter richtet ſich nach den Gegenden, wo ſie angelegt ſind, und nach den<lb/> Oertern, wohin ſie fuͤhren. Eine ganz rohe, aus unbehauenen Bretern oder alten<lb/> Baumaͤſten hingeworfene Bruͤcke ſchickt ſich fuͤr die wilde Gegend eines Waldbachs;<lb/> eine ſtarke Steinbruͤcke iſt dem Zugang in ein Dorf oder zu einer Waſſermuͤhle an<lb/> einem reißenden Strom angemeſſen; und eine leichter von Holz gebauete weißange-<lb/> ſtrichene Bruͤcke mit einem huͤbſchen Gelaͤnder kuͤndigt die Naͤhe einer zierlichen<lb/> Meyerey an.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">3.</hi> </head><lb/> <p>Die vielen Gelegenheiten zur Verſchoͤnerung der Landguͤter muͤſſen unſtreitig die<lb/> Liebe des Adels zum Aufenthalt auf ihnen beleben. Nichts war langweiliger, als<lb/> die Monotonie der vorigen Gartenmanier, die ſich auf einige Alleen und Hecken nahe<lb/> bey dem Wohnhauſe einſchraͤnkte. Der Adel fuͤhlte die Quaal der Langeweile, und<lb/> ſuchte Zerſtreuung; er eilte den Ergoͤtzungen großer Staͤdte zu, und verſchwendete<lb/> ſein Vermoͤgen. Die Guͤter verfielen in der Abweſenheit des Herrn. Er kehrte<lb/> zuruͤck, entkraͤftet und ohne Mittel zu ihrer Verbeſſerung. Jetzt, da der Geſchmack<lb/> an Verſchoͤnerungen ſich zu verbreiten beginnt, faͤngt auch der Adel mehr an, ſeine<lb/> Beſitzungen auf dem Lande zu lieben, und ſie den koſtbaren Zerſtreuungen der Stadt<lb/> vorzuziehen. Ich habe zuweilen geſehen, wie junge Herren, die nur fuͤr die Freude<lb/> der großen Welt und der Hoͤfe geboren zu ſeyn ſchienen, bald ſich dem Zauber ent-<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">V</hi><hi rendition="#fr">Band.</hi> R</fw><fw place="bottom" type="catch">riſſen,</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [129/0137]
einzelner Theile eines Landſitzes.
halten, der hier ſeine letzten Tage verlebt, oder eines noch geſchaͤftigen Mannes, der
eine benachbarte Baumſchule zu warten oder eine andere laͤndliche Anſtalt zu be-
wachen hat.
Zu dieſer Gattung von Anlagen gehoͤren noch Feldthore und Bruͤcken. Sie
duͤrfen hier nichts von der Zierlichkeit und Feinheit fordern, wozu ſie in den ausge-
bildeten Auftritten der Gaͤrten berechtigt ſind, ſondern verlangen vielmehr einen ge-
wiſſen rohen und einfaͤltigen Charakter der Bauart. Feldthore bey Eingaͤngen in
ausgedehnte Fluren und Gehoͤlze muͤſſen ſich durch ein groͤßeres Anſehen von Staͤrke
und Feſtigkeit auszeichnen; ſind ſie ein Zubehoͤr kleiner Bezirke von Wieſen, von
Pflanzungen und Baumgaͤrten, ſo koͤnnen ſie ſich ſchon durch mehr Leichtigkeit
und landmaͤßige Zierde unterſchelden. Sie koͤnnen hier ſelbſt einen weißen Anſtrich
fordern, da ſie im erſten Fall ſich mit dem weniger lebhaften Grauen begnuͤgen.
Faſt eben ſo verhaͤlt es ſich mit den Bruͤcken. Sie koͤnnen bald aus unbeſchaͤl-
ten Knoͤppeln, bald aus einem Brete mit einer gemeinen Lehne, bald aus rohen
uͤber einander geworfenen Feldſteinen, bald aus gemauerten Boͤgen gebildet werden.
Sie muͤſſen mit Sicherheit und Bequemlichkeit bald ein ſtarkes, bald ein leichteres,
bald ein ganz rohes, bald ein etwas geſchmuͤcktes Anſehen verbinden. Ihr verſchie-
dener Charakter richtet ſich nach den Gegenden, wo ſie angelegt ſind, und nach den
Oertern, wohin ſie fuͤhren. Eine ganz rohe, aus unbehauenen Bretern oder alten
Baumaͤſten hingeworfene Bruͤcke ſchickt ſich fuͤr die wilde Gegend eines Waldbachs;
eine ſtarke Steinbruͤcke iſt dem Zugang in ein Dorf oder zu einer Waſſermuͤhle an
einem reißenden Strom angemeſſen; und eine leichter von Holz gebauete weißange-
ſtrichene Bruͤcke mit einem huͤbſchen Gelaͤnder kuͤndigt die Naͤhe einer zierlichen
Meyerey an.
3.
Die vielen Gelegenheiten zur Verſchoͤnerung der Landguͤter muͤſſen unſtreitig die
Liebe des Adels zum Aufenthalt auf ihnen beleben. Nichts war langweiliger, als
die Monotonie der vorigen Gartenmanier, die ſich auf einige Alleen und Hecken nahe
bey dem Wohnhauſe einſchraͤnkte. Der Adel fuͤhlte die Quaal der Langeweile, und
ſuchte Zerſtreuung; er eilte den Ergoͤtzungen großer Staͤdte zu, und verſchwendete
ſein Vermoͤgen. Die Guͤter verfielen in der Abweſenheit des Herrn. Er kehrte
zuruͤck, entkraͤftet und ohne Mittel zu ihrer Verbeſſerung. Jetzt, da der Geſchmack
an Verſchoͤnerungen ſich zu verbreiten beginnt, faͤngt auch der Adel mehr an, ſeine
Beſitzungen auf dem Lande zu lieben, und ſie den koſtbaren Zerſtreuungen der Stadt
vorzuziehen. Ich habe zuweilen geſehen, wie junge Herren, die nur fuͤr die Freude
der großen Welt und der Hoͤfe geboren zu ſeyn ſchienen, bald ſich dem Zauber ent-
riſſen,
V Band. R
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |