Nicht weniger ist der Tempel der Einsamkeit ein schönes Gebäude, mit einer achteckichten Zelle und zwey Fenstern, die sich auf den Seiten der Thüre zeigen.
[Abbildung]
3.
Die Tempel gehören ihrer Form und ihres Charakters wegen zu den anständig- sten und schönsten Gebäuden, und sie verdienen die Nachahmung, die man in den Gärten von ihnen zu machen angefangen hat. Allein diese Nachahmung muß in den Gränzen der Wahrheit bleiben, und von allen Ausschweifungen frey seyn.
Die Tempel der Alten hatten, wie wir gesehen haben, eine bestimmte Bauart. Sie machen immer eine besondere Gattung von Gebäuden aus, wovon die Muster in Beschreibungen und in Ruinen vor Augen liegen, und wovon die Nachahmung nicht abweichen darf. Nichts wird gewöhnlicher, als Gebäude Tempel zu nennen, deren Form und Anordnung diesem Namen widerspricht. Der Tempel der Hirten- muse zu Stowe ist eine glückliche Erfindung; das Gebäude ist leicht, nachläßig und
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IIIBand. K
Einſiedeleyen, Capellen und Ruinen.
Nicht weniger iſt der Tempel der Einſamkeit ein ſchoͤnes Gebaͤude, mit einer achteckichten Zelle und zwey Fenſtern, die ſich auf den Seiten der Thuͤre zeigen.
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3.
Die Tempel gehoͤren ihrer Form und ihres Charakters wegen zu den anſtaͤndig- ſten und ſchoͤnſten Gebaͤuden, und ſie verdienen die Nachahmung, die man in den Gaͤrten von ihnen zu machen angefangen hat. Allein dieſe Nachahmung muß in den Graͤnzen der Wahrheit bleiben, und von allen Ausſchweifungen frey ſeyn.
Die Tempel der Alten hatten, wie wir geſehen haben, eine beſtimmte Bauart. Sie machen immer eine beſondere Gattung von Gebaͤuden aus, wovon die Muſter in Beſchreibungen und in Ruinen vor Augen liegen, und wovon die Nachahmung nicht abweichen darf. Nichts wird gewoͤhnlicher, als Gebaͤude Tempel zu nennen, deren Form und Anordnung dieſem Namen widerſpricht. Der Tempel der Hirten- muſe zu Stowe iſt eine gluͤckliche Erfindung; das Gebaͤude iſt leicht, nachlaͤßig und
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IIIBand. K
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Einſiedeleyen, Capellen und Ruinen.
Nicht weniger iſt der Tempel der Einſamkeit ein ſchoͤnes Gebaͤude, mit einer
achteckichten Zelle und zwey Fenſtern, die ſich auf den Seiten der Thuͤre zeigen.
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3.
Die Tempel gehoͤren ihrer Form und ihres Charakters wegen zu den anſtaͤndig-
ſten und ſchoͤnſten Gebaͤuden, und ſie verdienen die Nachahmung, die man in den
Gaͤrten von ihnen zu machen angefangen hat. Allein dieſe Nachahmung muß in den
Graͤnzen der Wahrheit bleiben, und von allen Ausſchweifungen frey ſeyn.
Die Tempel der Alten hatten, wie wir geſehen haben, eine beſtimmte Bauart.
Sie machen immer eine beſondere Gattung von Gebaͤuden aus, wovon die Muſter
in Beſchreibungen und in Ruinen vor Augen liegen, und wovon die Nachahmung
nicht abweichen darf. Nichts wird gewoͤhnlicher, als Gebaͤude Tempel zu nennen,
deren Form und Anordnung dieſem Namen widerſpricht. Der Tempel der Hirten-
muſe zu Stowe iſt eine gluͤckliche Erfindung; das Gebaͤude iſt leicht, nachlaͤßig und
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III Band. K
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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst3_1780/77>, abgerufen am 03.03.2025.
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