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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780.

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Anhang. Beschreibungen
Bäume und Sträucher sind so geordnet, daß sie ein angenehmes Ganze bilden. Bald
erscheinen sie in einem mannigfaltigen Gemisch von Blättern und Blüten; bald stellen
sie einzelne Scenen dar, als eine glänzende Gruppe von allen Arten von Rosen, oder
eine Sammlung von Gebüschen mit lauter weißen nach und nach hervorbrechenden
Blumen, die einen kleinen Rasen umkränzen, den niedrige Blümchen von eben dieser
Farbe zieren. Man erblickt hier vom Frühling bis in den Herbst blühende Sträu-
cher, die besonders in den angenehmen Monaten die Gegend umher mit ihren Wohl-
gerüchen füllen. Die ganze Anlage ist so heiter, daß sie bald die Einbildungskraft
reizt, in lieblichen Bildern umher zu irren, und die besondere Pflege eines unserer lie-
benswürdigsten Dichter [Spaltenumbruch] *) verdient, der uns die Schönheit der Natur mit so feuriger
Empfindung vorsang, und der hier zur Freude der Natur den Gärtner mit dem Dich-
ter vereinigt.



VII.
Schwansee.
[Spaltenumbruch] **)

Das herrschaftliche Wohngebäude dieses angenehmen Landsitzes, das erst vor eini-
gen dreyßig Jahren neu aufgeführt worden, ist ein dauerhaftes, in einem ein-
fachen, aber sehr reinen Geschmack der Architectur vollendetes Werk. Es macht ein
ins Längliche gezogenes Viereck, und besteht aus drey Stockwerken, wovon das nie-
drige Erdgeschoß zur Wohnung der Bedienten, zur Küche, Keller und andern häus-
lichen Einrichtungen vortheilhaft eingerichtet ist. In dem zweyten und dritten Stock-
werk sind die Wohnzimmer der Herrschaft und der Fremden. In dem zweyten liegen
zwey große und schöne Säle, die durch eine Thüre, welche den Mittelpunkt des Ge-
bäudes ausmacht, mit einander verbunden sind. An jedem dieser Säle liegen auf je-
[Spaltenumbruch]

der
hafteste Freude durchreiset, sah ich nach
einem kalten und regenvollen Frühling am
Ende des Julius nahe am Strande den
schwarzen Maulbeerbaum schon mit reifen-
den Früchten bedeckt.
*) Herr Friedrich Leopold, Reichsgraf
von Stolberg, Herzoglicher Holsteini-
scher Oldenburgischer Oberschenk und
Minister.
**) Ein Park in dem adelichen Gute die-
ses Namens im Herzogthum Mecklenburg
an der Ostsee, nicht weit von Travemünde,
dem Herrn Grafen von Brockdorff, könig-
lichen dänischen geheimen Rath und Kam-
merherrn, Verbittern des adelichen Klosters
zu Itzehoe, Rittern vom Dannebrogorden,
Erbherrn auf Kletkamp, Rolübbe u. s. w.
zugehörig.

Anhang. Beſchreibungen
Baͤume und Straͤucher ſind ſo geordnet, daß ſie ein angenehmes Ganze bilden. Bald
erſcheinen ſie in einem mannigfaltigen Gemiſch von Blaͤttern und Bluͤten; bald ſtellen
ſie einzelne Scenen dar, als eine glaͤnzende Gruppe von allen Arten von Roſen, oder
eine Sammlung von Gebuͤſchen mit lauter weißen nach und nach hervorbrechenden
Blumen, die einen kleinen Raſen umkraͤnzen, den niedrige Bluͤmchen von eben dieſer
Farbe zieren. Man erblickt hier vom Fruͤhling bis in den Herbſt bluͤhende Straͤu-
cher, die beſonders in den angenehmen Monaten die Gegend umher mit ihren Wohl-
geruͤchen fuͤllen. Die ganze Anlage iſt ſo heiter, daß ſie bald die Einbildungskraft
reizt, in lieblichen Bildern umher zu irren, und die beſondere Pflege eines unſerer lie-
benswuͤrdigſten Dichter [Spaltenumbruch] *) verdient, der uns die Schoͤnheit der Natur mit ſo feuriger
Empfindung vorſang, und der hier zur Freude der Natur den Gaͤrtner mit dem Dich-
ter vereinigt.



VII.
Schwanſee.
[Spaltenumbruch] **)

Das herrſchaftliche Wohngebaͤude dieſes angenehmen Landſitzes, das erſt vor eini-
gen dreyßig Jahren neu aufgefuͤhrt worden, iſt ein dauerhaftes, in einem ein-
fachen, aber ſehr reinen Geſchmack der Architectur vollendetes Werk. Es macht ein
ins Laͤngliche gezogenes Viereck, und beſteht aus drey Stockwerken, wovon das nie-
drige Erdgeſchoß zur Wohnung der Bedienten, zur Kuͤche, Keller und andern haͤus-
lichen Einrichtungen vortheilhaft eingerichtet iſt. In dem zweyten und dritten Stock-
werk ſind die Wohnzimmer der Herrſchaft und der Fremden. In dem zweyten liegen
zwey große und ſchoͤne Saͤle, die durch eine Thuͤre, welche den Mittelpunkt des Ge-
baͤudes ausmacht, mit einander verbunden ſind. An jedem dieſer Saͤle liegen auf je-
[Spaltenumbruch]

der
hafteſte Freude durchreiſet, ſah ich nach
einem kalten und regenvollen Fruͤhling am
Ende des Julius nahe am Strande den
ſchwarzen Maulbeerbaum ſchon mit reifen-
den Fruͤchten bedeckt.
*) Herr Friedrich Leopold, Reichsgraf
von Stolberg, Herzoglicher Holſteini-
ſcher Oldenburgiſcher Oberſchenk und
Miniſter.
**) Ein Park in dem adelichen Gute die-
ſes Namens im Herzogthum Mecklenburg
an der Oſtſee, nicht weit von Travemuͤnde,
dem Herrn Grafen von Brockdorff, koͤnig-
lichen daͤniſchen geheimen Rath und Kam-
merherrn, Verbittern des adelichen Kloſters
zu Itzehoe, Rittern vom Dannebrogorden,
Erbherrn auf Kletkamp, Roluͤbbe u. ſ. w.
zugehoͤrig.
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[226/0237] Anhang. Beſchreibungen Baͤume und Straͤucher ſind ſo geordnet, daß ſie ein angenehmes Ganze bilden. Bald erſcheinen ſie in einem mannigfaltigen Gemiſch von Blaͤttern und Bluͤten; bald ſtellen ſie einzelne Scenen dar, als eine glaͤnzende Gruppe von allen Arten von Roſen, oder eine Sammlung von Gebuͤſchen mit lauter weißen nach und nach hervorbrechenden Blumen, die einen kleinen Raſen umkraͤnzen, den niedrige Bluͤmchen von eben dieſer Farbe zieren. Man erblickt hier vom Fruͤhling bis in den Herbſt bluͤhende Straͤu- cher, die beſonders in den angenehmen Monaten die Gegend umher mit ihren Wohl- geruͤchen fuͤllen. Die ganze Anlage iſt ſo heiter, daß ſie bald die Einbildungskraft reizt, in lieblichen Bildern umher zu irren, und die beſondere Pflege eines unſerer lie- benswuͤrdigſten Dichter *) verdient, der uns die Schoͤnheit der Natur mit ſo feuriger Empfindung vorſang, und der hier zur Freude der Natur den Gaͤrtner mit dem Dich- ter vereinigt. VII. Schwanſee. **) Das herrſchaftliche Wohngebaͤude dieſes angenehmen Landſitzes, das erſt vor eini- gen dreyßig Jahren neu aufgefuͤhrt worden, iſt ein dauerhaftes, in einem ein- fachen, aber ſehr reinen Geſchmack der Architectur vollendetes Werk. Es macht ein ins Laͤngliche gezogenes Viereck, und beſteht aus drey Stockwerken, wovon das nie- drige Erdgeſchoß zur Wohnung der Bedienten, zur Kuͤche, Keller und andern haͤus- lichen Einrichtungen vortheilhaft eingerichtet iſt. In dem zweyten und dritten Stock- werk ſind die Wohnzimmer der Herrſchaft und der Fremden. In dem zweyten liegen zwey große und ſchoͤne Saͤle, die durch eine Thuͤre, welche den Mittelpunkt des Ge- baͤudes ausmacht, mit einander verbunden ſind. An jedem dieſer Saͤle liegen auf je- der *) *) Herr Friedrich Leopold, Reichsgraf von Stolberg, Herzoglicher Holſteini- ſcher Oldenburgiſcher Oberſchenk und Miniſter. **) Ein Park in dem adelichen Gute die- ſes Namens im Herzogthum Mecklenburg an der Oſtſee, nicht weit von Travemuͤnde, dem Herrn Grafen von Brockdorff, koͤnig- lichen daͤniſchen geheimen Rath und Kam- merherrn, Verbittern des adelichen Kloſters zu Itzehoe, Rittern vom Dannebrogorden, Erbherrn auf Kletkamp, Roluͤbbe u. ſ. w. zugehoͤrig. *) hafteſte Freude durchreiſet, ſah ich nach einem kalten und regenvollen Fruͤhling am Ende des Julius nahe am Strande den ſchwarzen Maulbeerbaum ſchon mit reifen- den Fruͤchten bedeckt.

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst3_1780/237>, abgerufen am 21.11.2024.