In Berlin, das haben meine Leser, hoff' ich, sehr deutlich eingesehen, gehörte mein Feldkessel zu Hause, den meine Mutter zu kennen nicht die Ehre hatte, und worüber die Frau v. G -- hohnlachte, der aber mei- nes Vaters Mitgabe war. --
Nach Königsberg brachte uns ein Major und sein Schwestersohn, der als Junker beym Fuhrwerk stand, die uns beynahe zween Tage in Mitau ohne Noth verzögerten, die Mittag und Abend in einsweg zu halten, weil eine Leichenpredigt vorfiel, sich nicht lange bedach- ten, und die, wenn gleich sie nicht erlaubten, sich an grünen Plätzen zu verweilen, doch alle Augenblick einen Platz hatten, wo sie entwe- der einen guten Labetrunk wußten, oder wo der Wirth eine gute Prise Toback hielte, die Wirthin etwa selbst hübsch war, oder eine hübsche Tochter im Vermögen hatte. Jezt Extrapost, und wenn es meinen Lesern ge-
fällig
A 2
In Berlin, das haben meine Leſer, hoff’ ich, ſehr deutlich eingeſehen, gehoͤrte mein Feldkeſſel zu Hauſe, den meine Mutter zu kennen nicht die Ehre hatte, und woruͤber die Frau v. G — hohnlachte, der aber mei- nes Vaters Mitgabe war. —
Nach Koͤnigsberg brachte uns ein Major und ſein Schweſterſohn, der als Junker beym Fuhrwerk ſtand, die uns beynahe zween Tage in Mitau ohne Noth verzoͤgerten, die Mittag und Abend in einsweg zu halten, weil eine Leichenpredigt vorfiel, ſich nicht lange bedach- ten, und die, wenn gleich ſie nicht erlaubten, ſich an gruͤnen Plaͤtzen zu verweilen, doch alle Augenblick einen Platz hatten, wo ſie entwe- der einen guten Labetrunk wußten, oder wo der Wirth eine gute Priſe Toback hielte, die Wirthin etwa ſelbſt huͤbſch war, oder eine huͤbſche Tochter im Vermoͤgen hatte. Jezt Extrapoſt, und wenn es meinen Leſern ge-
faͤllig
A 2
<TEI><text><front><pbfacs="#f0011"n="[3]"/></front><body><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="1"><p><hirendition="#in">I</hi>n Berlin, das haben meine Leſer, hoff’<lb/>
ich, ſehr deutlich eingeſehen, gehoͤrte<lb/>
mein Feldkeſſel zu Hauſe, den meine Mutter<lb/>
zu kennen nicht die Ehre hatte, und woruͤber<lb/>
die Frau v. G — hohnlachte, der aber mei-<lb/>
nes Vaters Mitgabe war. —</p><lb/><p>Nach Koͤnigsberg brachte uns ein Major<lb/>
und ſein Schweſterſohn, der als Junker beym<lb/>
Fuhrwerk ſtand, die uns beynahe zween Tage<lb/>
in Mitau ohne Noth verzoͤgerten, die Mittag<lb/>
und Abend in einsweg zu halten, weil eine<lb/>
Leichenpredigt vorfiel, ſich nicht lange bedach-<lb/>
ten, und die, wenn gleich ſie nicht erlaubten,<lb/>ſich an gruͤnen Plaͤtzen zu verweilen, doch alle<lb/>
Augenblick einen Platz hatten, wo ſie entwe-<lb/>
der einen guten Labetrunk wußten, oder wo<lb/>
der Wirth eine gute Priſe Toback hielte, die<lb/>
Wirthin etwa ſelbſt huͤbſch war, oder eine<lb/>
huͤbſche Tochter im Vermoͤgen hatte. Jezt<lb/><hirendition="#fr">Extrapoſt,</hi> und wenn es meinen Leſern ge-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">A 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">faͤllig</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[[3]/0011]
In Berlin, das haben meine Leſer, hoff’
ich, ſehr deutlich eingeſehen, gehoͤrte
mein Feldkeſſel zu Hauſe, den meine Mutter
zu kennen nicht die Ehre hatte, und woruͤber
die Frau v. G — hohnlachte, der aber mei-
nes Vaters Mitgabe war. —
Nach Koͤnigsberg brachte uns ein Major
und ſein Schweſterſohn, der als Junker beym
Fuhrwerk ſtand, die uns beynahe zween Tage
in Mitau ohne Noth verzoͤgerten, die Mittag
und Abend in einsweg zu halten, weil eine
Leichenpredigt vorfiel, ſich nicht lange bedach-
ten, und die, wenn gleich ſie nicht erlaubten,
ſich an gruͤnen Plaͤtzen zu verweilen, doch alle
Augenblick einen Platz hatten, wo ſie entwe-
der einen guten Labetrunk wußten, oder wo
der Wirth eine gute Priſe Toback hielte, die
Wirthin etwa ſelbſt huͤbſch war, oder eine
huͤbſche Tochter im Vermoͤgen hatte. Jezt
Extrapoſt, und wenn es meinen Leſern ge-
faͤllig
A 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/11>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.