Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778. Herr v. W. Das allgemeine Du in Cur- land ist und bleibt mir unerträglich; alles ist Bruderherz und Du. Herr v. G. Das Menschlichste, was ich weiß. -- Herrmann. Ich mache mir Bedencken, den Hund eines alten Edelmanns zu duzen. Herr v. G. Und der Hund des alten Edel- manns ist erkenntlich, und duzt Sie auch nicht. -- Herr! um Ihnen ganz deutsch zu sa- gen, Sie sind -- Schade! -- der junge Herr v. G -- nahm mich und wir gingen im Garten eine grüne Straße auf und ab, wie ein paar Schiffsleute -- Im Garten. Der jüngere Herr v. G. Jagen Sie? Ich. Nein. Der jüngere Herr v. G. Was werden Sie denn auf der Universität machen? Ich. Studiren. Herr v. G. Ich, jagen und studiren. Man wird doch wohl einen academischen Jäger, einen Nimmrod treffen, der Jagdcollegia ließt. Fechten und Jagen ist gut; jagen ist der Mit- tel-
Herr v. W. Das allgemeine Du in Cur- land iſt und bleibt mir unertraͤglich; alles iſt Bruderherz und Du. Herr v. G. Das Menſchlichſte, was ich weiß. — Herrmann. Ich mache mir Bedencken, den Hund eines alten Edelmanns zu duzen. Herr v. G. Und der Hund des alten Edel- manns iſt erkenntlich, und duzt Sie auch nicht. — Herr! um Ihnen ganz deutſch zu ſa- gen, Sie ſind — Schade! — der junge Herr v. G — nahm mich und wir gingen im Garten eine gruͤne Straße auf und ab, wie ein paar Schiffsleute — Im Garten. Der juͤngere Herr v. G. Jagen Sie? Ich. Nein. Der juͤngere Herr v. G. Was werden Sie denn auf der Univerſitaͤt machen? Ich. Studiren. Herr v. G. Ich, jagen und ſtudiren. Man wird doch wohl einen academiſchen Jaͤger, einen Nimmrod treffen, der Jagdcollegia ließt. Fechten und Jagen iſt gut; jagen iſt der Mit- tel-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb n="434" facs="#f0446"/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Herr v. W.</hi> </speaker> <p>Das allgemeine Du in Cur-<lb/> land iſt und bleibt mir unertraͤglich; alles iſt<lb/> Bruderherz und Du.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Herr v. G.</hi> </speaker> <p>Das Menſchlichſte, was ich<lb/> weiß. —</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Herrmann.</hi> </speaker> <p>Ich mache mir Bedencken,<lb/> den Hund eines alten Edelmanns zu duzen.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Herr v. G.</hi> </speaker> <p>Und der Hund des alten Edel-<lb/> manns iſt erkenntlich, und duzt Sie auch<lb/> nicht. — Herr! um Ihnen ganz <hi rendition="#fr">deutſch</hi> zu ſa-<lb/> gen, Sie ſind —</p> </sp><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> <stage>Schade! — der junge Herr v. G — nahm mich<lb/> und wir gingen im Garten eine gruͤne Straße<lb/> auf und ab, wie ein paar Schiffsleute —</stage> </div><lb/> <div n="2"> <head>Im Garten.</head><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Der juͤngere Herr v. G.</hi> </speaker> <p>Jagen Sie?</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Ich.</hi> </speaker> <p>Nein.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Der juͤngere Herr v. G.</hi> </speaker> <p>Was werden Sie<lb/> denn auf der Univerſitaͤt machen?</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Ich.</hi> </speaker> <p>Studiren.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Herr v. G.</hi> </speaker> <p>Ich, jagen und ſtudiren. Man<lb/> wird doch wohl einen academiſchen Jaͤger,<lb/> einen Nimmrod treffen, der Jagdcollegia ließt.<lb/> Fechten und Jagen iſt gut; jagen iſt der Mit-<lb/> <fw type="catch" place="bottom">tel-</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [434/0446]
Herr v. W. Das allgemeine Du in Cur-
land iſt und bleibt mir unertraͤglich; alles iſt
Bruderherz und Du.
Herr v. G. Das Menſchlichſte, was ich
weiß. —
Herrmann. Ich mache mir Bedencken,
den Hund eines alten Edelmanns zu duzen.
Herr v. G. Und der Hund des alten Edel-
manns iſt erkenntlich, und duzt Sie auch
nicht. — Herr! um Ihnen ganz deutſch zu ſa-
gen, Sie ſind —
Schade! — der junge Herr v. G — nahm mich
und wir gingen im Garten eine gruͤne Straße
auf und ab, wie ein paar Schiffsleute —
Im Garten.
Der juͤngere Herr v. G. Jagen Sie?
Ich. Nein.
Der juͤngere Herr v. G. Was werden Sie
denn auf der Univerſitaͤt machen?
Ich. Studiren.
Herr v. G. Ich, jagen und ſtudiren. Man
wird doch wohl einen academiſchen Jaͤger,
einen Nimmrod treffen, der Jagdcollegia ließt.
Fechten und Jagen iſt gut; jagen iſt der Mit-
tel-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/446 |
Zitationshilfe: | Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/446>, abgerufen am 04.03.2025. |