Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855.Viertes Capitel. Der Herbst unterbrach auf einige Tage die Ar¬ Man versuchte es ihm auszureden. Aber er wollte Nun begann das Wandern zu Fuß. Geduldig Viertes Capitel. Der Herbſt unterbrach auf einige Tage die Ar¬ Man verſuchte es ihm auszureden. Aber er wollte Nun begann das Wandern zu Fuß. Geduldig <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0039" n="27"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Viertes Capitel.</hi><lb/> </head> <p>Der Herbſt unterbrach auf einige Tage die Ar¬<lb/> beiten des Knaben. Der Pfarrer hatte beſchloſſen,<lb/> noch vor dem Winter ſeinen Sohn in das nahe Ge¬<lb/> birge mitzunehmen, daß er Berg und Thal ſähe und<lb/> weiter hineinblicke in die Welt, die ihm ſchon in der<lb/> dürftigen Dorfebene ſo ſchön geſchienen. Als man<lb/> es dem Knaben ſagte, fragte er: „Und wir nehmen<lb/> doch Marlene mit?“</p><lb/> <p>Man verſuchte es ihm auszureden. Aber er wollte<lb/> nicht ohne ſie reiſen. „Wenn ſie auch nichts ſieht,<lb/> die Bergluft ſoll geſund ſein, und ſie iſt ſeit lange<lb/> blaß und matt und fängt Grillen ohne mich.“ So<lb/> that man ihm ſeinen Willen. Das Mädchen wurde<lb/> zu ihm und ſeinen Eltern in den Wagen gehoben<lb/> und eine kurze Tagreiſe brachte ſie an den Fuß des<lb/> Berglandes.</p><lb/> <p>Nun begann das Wandern zu Fuß. Geduldig<lb/> führte der Knabe ſeine blinde Freundin, die ver¬<lb/> ſchloſſener war als je. Oft wäre er noch gern auf<lb/> dieſe oder jene vereinzelte Felshöhe geklettert, die eine<lb/> neue Ausſicht verſprach. Aber er ſtützte ſie, wo ſie<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [27/0039]
Viertes Capitel.
Der Herbſt unterbrach auf einige Tage die Ar¬
beiten des Knaben. Der Pfarrer hatte beſchloſſen,
noch vor dem Winter ſeinen Sohn in das nahe Ge¬
birge mitzunehmen, daß er Berg und Thal ſähe und
weiter hineinblicke in die Welt, die ihm ſchon in der
dürftigen Dorfebene ſo ſchön geſchienen. Als man
es dem Knaben ſagte, fragte er: „Und wir nehmen
doch Marlene mit?“
Man verſuchte es ihm auszureden. Aber er wollte
nicht ohne ſie reiſen. „Wenn ſie auch nichts ſieht,
die Bergluft ſoll geſund ſein, und ſie iſt ſeit lange
blaß und matt und fängt Grillen ohne mich.“ So
that man ihm ſeinen Willen. Das Mädchen wurde
zu ihm und ſeinen Eltern in den Wagen gehoben
und eine kurze Tagreiſe brachte ſie an den Fuß des
Berglandes.
Nun begann das Wandern zu Fuß. Geduldig
führte der Knabe ſeine blinde Freundin, die ver¬
ſchloſſener war als je. Oft wäre er noch gern auf
dieſe oder jene vereinzelte Felshöhe geklettert, die eine
neue Ausſicht verſprach. Aber er ſtützte ſie, wo ſie
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