[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841.LI. Byron's Sonett an Chillon. (Bekanntlich haßte B. das Sonett.) Dein himmlisch Lied -- es hat schon manche Labe In schwarzen düstern Stunden mir bereitet, Und wie den Jüngling treulich Du begleitet, So freute Dein sich schon der wilde Knabe. Die Besten haben über Deinem Grabe Wetteifernd Lorberkränze hingebreitet, Ach! wo ein Lob das andre niederstreitet, Wie wenig ist's, was ich zu bieten habe! Wenn ich mich zu Sonettendichtern wende, Die auch die Reime sträubend nur verschlungen, Seh' ich vor Allem Göthe's kleine Spende; Doch hat er nicht, wie Du, den Groll bezwungen, Der seines Liebens Anfang noch und Ende, Der noch die Freiheit im Sonett besungen. LI. Byron's Sonett an Chillon. (Bekanntlich haßte B. das Sonett.) Dein himmliſch Lied — es hat ſchon manche Labe In ſchwarzen düſtern Stunden mir bereitet, Und wie den Jüngling treulich Du begleitet, So freute Dein ſich ſchon der wilde Knabe. Die Beſten haben über Deinem Grabe Wetteifernd Lorberkränze hingebreitet, Ach! wo ein Lob das andre niederſtreitet, Wie wenig iſt's, was ich zu bieten habe! Wenn ich mich zu Sonettendichtern wende, Die auch die Reime ſträubend nur verſchlungen, Seh' ich vor Allem Göthe's kleine Spende; Doch hat er nicht, wie Du, den Groll bezwungen, Der ſeines Liebens Anfang noch und Ende, Der noch die Freiheit im Sonett beſungen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0187" n="181"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq #b">LI.</hi><lb/> </head> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Byron's Sonett an Chillon.</hi><lb/> </head> <p rendition="#c">(Bekanntlich haßte B. das Sonett.)</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Dein himmliſch Lied — es hat ſchon manche Labe</l><lb/> <l>In ſchwarzen düſtern Stunden mir bereitet,</l><lb/> <l>Und wie den Jüngling treulich Du begleitet,</l><lb/> <l>So freute Dein ſich ſchon der wilde Knabe.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Die Beſten haben über Deinem Grabe</l><lb/> <l>Wetteifernd Lorberkränze hingebreitet,</l><lb/> <l>Ach! wo ein Lob das andre niederſtreitet,</l><lb/> <l>Wie wenig iſt's, was ich zu bieten habe!</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Wenn ich mich zu Sonettendichtern wende,</l><lb/> <l>Die auch die Reime ſträubend nur verſchlungen,</l><lb/> <l>Seh' ich vor Allem Göthe's kleine Spende;</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Doch hat er nicht, wie <hi rendition="#g">Du</hi>, den Groll bezwungen,</l><lb/> <l>Der ſeines Liebens Anfang noch und Ende,</l><lb/> <l>Der noch die <hi rendition="#g">Freiheit</hi> im Sonett beſungen.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [181/0187]
LI.
Byron's Sonett an Chillon.
(Bekanntlich haßte B. das Sonett.)
Dein himmliſch Lied — es hat ſchon manche Labe
In ſchwarzen düſtern Stunden mir bereitet,
Und wie den Jüngling treulich Du begleitet,
So freute Dein ſich ſchon der wilde Knabe.
Die Beſten haben über Deinem Grabe
Wetteifernd Lorberkränze hingebreitet,
Ach! wo ein Lob das andre niederſtreitet,
Wie wenig iſt's, was ich zu bieten habe!
Wenn ich mich zu Sonettendichtern wende,
Die auch die Reime ſträubend nur verſchlungen,
Seh' ich vor Allem Göthe's kleine Spende;
Doch hat er nicht, wie Du, den Groll bezwungen,
Der ſeines Liebens Anfang noch und Ende,
Der noch die Freiheit im Sonett beſungen.
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