[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841.XLI. "Eins -- zwei -- drei -- vier -- nun, eine hübsche Schar! Mein guter Freund, Ihr treibt das Ding ins Große; Heut' ist es diese, Morgen jene Rose: Mit Eurem Herzen steht es sonderbar." Der Dichter ist der Sultan Scheriar, Und liebt, wie dieser Herr, das Grandiose; Der ruht' auch zweimal nie im selben Schoose, Bis er Scheherezaden ward gewahr. Ich sah wohl manch ein schönes Angesicht, Das ich besungen und belobt; nur schade, Das, was ich suchte, war es immer nicht. Und Alles, Alles mord' ich ohne Gnade, Was meinem Ideale widerspricht: Wann kommst Du endlich, o Scheherezade? XLI. „Eins — zwei — drei — vier — nun, eine hübſche Schar! Mein guter Freund, Ihr treibt das Ding ins Große; Heut' iſt es dieſe, Morgen jene Roſe: Mit Eurem Herzen ſteht es ſonderbar.“ Der Dichter iſt der Sultan Scheriar, Und liebt, wie dieſer Herr, das Grandioſe; Der ruht' auch zweimal nie im ſelben Schooſe, Bis er Scheherezaden ward gewahr. Ich ſah wohl manch ein ſchönes Angeſicht, Das ich beſungen und belobt; nur ſchade, Das, was ich ſuchte, war es immer nicht. Und Alles, Alles mord' ich ohne Gnade, Was meinem Ideale widerſpricht: Wann kommſt Du endlich, o Scheherezade? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0177" n="171"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">XLI.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>„Eins — zwei — drei — vier — nun, eine hübſche Schar!</l><lb/> <l>Mein guter Freund, Ihr treibt das Ding ins Große;</l><lb/> <l>Heut' iſt es dieſe, Morgen jene Roſe:</l><lb/> <l>Mit Eurem Herzen ſteht es ſonderbar.“</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Der Dichter iſt der Sultan Scheriar,</l><lb/> <l>Und liebt, wie dieſer Herr, das Grandioſe;</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Der</hi> ruht' auch zweimal nie im ſelben Schooſe,</l><lb/> <l>Bis er Scheherezaden ward gewahr.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Ich ſah wohl manch ein ſchönes Angeſicht,</l><lb/> <l>Das ich beſungen und belobt; nur ſchade,</l><lb/> <l>Das, was ich ſuchte, war es immer nicht.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Und Alles, Alles mord' ich ohne Gnade,</l><lb/> <l>Was meinem Ideale widerſpricht:</l><lb/> <l>Wann kommſt Du endlich, o Scheherezade?</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [171/0177]
XLI.
„Eins — zwei — drei — vier — nun, eine hübſche Schar!
Mein guter Freund, Ihr treibt das Ding ins Große;
Heut' iſt es dieſe, Morgen jene Roſe:
Mit Eurem Herzen ſteht es ſonderbar.“
Der Dichter iſt der Sultan Scheriar,
Und liebt, wie dieſer Herr, das Grandioſe;
Der ruht' auch zweimal nie im ſelben Schooſe,
Bis er Scheherezaden ward gewahr.
Ich ſah wohl manch ein ſchönes Angeſicht,
Das ich beſungen und belobt; nur ſchade,
Das, was ich ſuchte, war es immer nicht.
Und Alles, Alles mord' ich ohne Gnade,
Was meinem Ideale widerſpricht:
Wann kommſt Du endlich, o Scheherezade?
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Zitationshilfe: | [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/177>, abgerufen am 03.07.2024. |