[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841.XXXI. Unsern Künstlern. Das Leben hat am Ende doch gewonnen, Und all die überhimmlischen Gestalten, Verklärten Leiber und verklärten Falten, Die schattenhaft durchsichtigen Madonnen, Aus Aetherduft und Veilchenblau gesponnen, Die nur auf Rosen und auf Lilien wallten, -- Sie konnten sich nicht mehr zusammenhalten, Und sind in Andacht gottvollst nun zerronnen. Doch, liebe Künstler, drum kein Klaggestöhn! Die Erde mag noch viel des Guten treiben, Verlasset nur die schroffen, kühlen Höh'n; Sucht wieder Gott der Welt einzuverleiben! Das Heilige gelingt so selten schön, Das Schöne nur wird ewig heilig bleiben. 11
XXXI. Unſern Künſtlern. Das Leben hat am Ende doch gewonnen, Und all die überhimmliſchen Geſtalten, Verklärten Leiber und verklärten Falten, Die ſchattenhaft durchſichtigen Madonnen, Aus Aetherduft und Veilchenblau geſponnen, Die nur auf Roſen und auf Lilien wallten, — Sie konnten ſich nicht mehr zuſammenhalten, Und ſind in Andacht gottvollſt nun zerronnen. Doch, liebe Künſtler, drum kein Klaggeſtöhn! Die Erde mag noch viel des Guten treiben, Verlaſſet nur die ſchroffen, kühlen Höh'n; Sucht wieder Gott der Welt einzuverleiben! Das Heilige gelingt ſo ſelten ſchön, Das Schöne nur wird ewig heilig bleiben. 11
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0167" n="161"/> </div> </div> <div n="2"> <head><hi rendition="#aq">XXXI</hi>.<lb/></head> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Unſern Künſtlern.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Das Leben hat am Ende doch gewonnen,</l><lb/> <l>Und all die überhimmliſchen Geſtalten,</l><lb/> <l>Verklärten Leiber und verklärten Falten,</l><lb/> <l>Die ſchattenhaft durchſichtigen Madonnen,</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Aus Aetherduft und Veilchenblau geſponnen,</l><lb/> <l>Die nur auf Roſen und auf Lilien wallten, —</l><lb/> <l>Sie konnten ſich nicht mehr zuſammenhalten,</l><lb/> <l>Und ſind in Andacht gottvollſt nun zerronnen.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Doch, liebe Künſtler, drum kein Klaggeſtöhn!</l><lb/> <l>Die Erde mag noch viel des Guten treiben,</l><lb/> <l>Verlaſſet nur die ſchroffen, kühlen Höh'n;</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Sucht wieder Gott der Welt einzuverleiben!</l><lb/> <l>Das Heilige gelingt ſo ſelten ſchön,</l><lb/> <l>Das Schöne nur wird ewig heilig bleiben.</l><lb/> </lg> </lg> <fw place="bottom" type="sig">11<lb/></fw> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [161/0167]
XXXI.
Unſern Künſtlern.
Das Leben hat am Ende doch gewonnen,
Und all die überhimmliſchen Geſtalten,
Verklärten Leiber und verklärten Falten,
Die ſchattenhaft durchſichtigen Madonnen,
Aus Aetherduft und Veilchenblau geſponnen,
Die nur auf Roſen und auf Lilien wallten, —
Sie konnten ſich nicht mehr zuſammenhalten,
Und ſind in Andacht gottvollſt nun zerronnen.
Doch, liebe Künſtler, drum kein Klaggeſtöhn!
Die Erde mag noch viel des Guten treiben,
Verlaſſet nur die ſchroffen, kühlen Höh'n;
Sucht wieder Gott der Welt einzuverleiben!
Das Heilige gelingt ſo ſelten ſchön,
Das Schöne nur wird ewig heilig bleiben.
11
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/167 |
Zitationshilfe: | [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/167>, abgerufen am 22.07.2024. |