[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841.XXII. Die Geschäftigen. Nicht Einen Hauch vergeuden sie, nicht Einen, Nein, Alles wird gleich für den Markt geboren, Kein Herzensschlag geht ohne Zins verloren, Die Herren machen Brod aus ihren Steinen. Sie machen Brod aus Lachen und aus Weinen -- Ich hab' mir die Beschaulichkeit erkoren, Und niemals streng gerechnet mit den Horen, Ich denke fromm: "Gott gibt's im Schlaf den Seinen!" Ich kann des Lebens banggeschäftig Rauschen, Dieß laute Thun und Treiben nicht verstehn, Und möcht' mein einsam Glück nicht drum vertauschen. Laßt mich die stillen Pfade weiter gehn, Der Wolken und der Sterne Zug belauschen, Und schönen Kindern in die Augen sehn! XXII. Die Geſchäftigen. Nicht Einen Hauch vergeuden ſie, nicht Einen, Nein, Alles wird gleich für den Markt geboren, Kein Herzensſchlag geht ohne Zins verloren, Die Herren machen Brod aus ihren Steinen. Sie machen Brod aus Lachen und aus Weinen — Ich hab' mir die Beſchaulichkeit erkoren, Und niemals ſtreng gerechnet mit den Horen, Ich denke fromm: „Gott gibt's im Schlaf den Seinen!“ Ich kann des Lebens banggeſchäftig Rauſchen, Dieß laute Thun und Treiben nicht verſtehn, Und möcht' mein einſam Glück nicht drum vertauſchen. Laßt mich die ſtillen Pfade weiter gehn, Der Wolken und der Sterne Zug belauſchen, Und ſchönen Kindern in die Augen ſehn! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0158" n="152"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">XXII.</hi><lb/> </head> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die Geſchäftigen.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Nicht Einen Hauch vergeuden ſie, nicht Einen,</l><lb/> <l>Nein, Alles wird gleich für den Markt geboren,</l><lb/> <l>Kein Herzensſchlag geht ohne Zins verloren,</l><lb/> <l>Die Herren machen Brod aus ihren Steinen.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Sie machen Brod aus Lachen und aus Weinen —</l><lb/> <l>Ich hab' mir die Beſchaulichkeit erkoren,</l><lb/> <l>Und niemals ſtreng gerechnet mit den Horen,</l><lb/> <l>Ich denke fromm: „Gott gibt's im Schlaf den Seinen!“</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Ich kann des Lebens banggeſchäftig Rauſchen,</l><lb/> <l>Dieß laute Thun und Treiben nicht verſtehn,</l><lb/> <l>Und möcht' mein einſam Glück nicht drum vertauſchen.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Laßt mich die ſtillen Pfade weiter gehn,</l><lb/> <l>Der Wolken und der Sterne Zug belauſchen,</l><lb/> <l>Und ſchönen Kindern in die Augen ſehn!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [152/0158]
XXII.
Die Geſchäftigen.
Nicht Einen Hauch vergeuden ſie, nicht Einen,
Nein, Alles wird gleich für den Markt geboren,
Kein Herzensſchlag geht ohne Zins verloren,
Die Herren machen Brod aus ihren Steinen.
Sie machen Brod aus Lachen und aus Weinen —
Ich hab' mir die Beſchaulichkeit erkoren,
Und niemals ſtreng gerechnet mit den Horen,
Ich denke fromm: „Gott gibt's im Schlaf den Seinen!“
Ich kann des Lebens banggeſchäftig Rauſchen,
Dieß laute Thun und Treiben nicht verſtehn,
Und möcht' mein einſam Glück nicht drum vertauſchen.
Laßt mich die ſtillen Pfade weiter gehn,
Der Wolken und der Sterne Zug belauſchen,
Und ſchönen Kindern in die Augen ſehn!
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Zitationshilfe: | [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/158>, abgerufen am 22.07.2024. |