[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841.XX. Der Freiheit Priester, der Vasall des Schönen, So wird der Dichter in die Welt gesandt; Ein Troubadour zieh' er von Land zu Land, Das Herrlichste mit seinem Lied zu krönen. Die Heldenthat gewinn' in seinen Tönen Für alle Zeiten sicheren Bestand, Den eignen Kummer schreib' er in den Sand, Des eignen Herzens mög' er sich entwöhnen. Ein Gärtner, dem der Garten nur gegeben, Für fremde Busen Blumen draus zu pflücken, Ein Winzer, der für Fremde baut die Reben -- Sei all sein Trost, nur And're zu beglücken; Dem armen Taucher gleich, wag' er das Leben, Mit seltnen Perlen seine Zeit zu schmücken. XX. Der Freiheit Prieſter, der Vaſall des Schönen, So wird der Dichter in die Welt geſandt; Ein Troubadour zieh' er von Land zu Land, Das Herrlichſte mit ſeinem Lied zu krönen. Die Heldenthat gewinn' in ſeinen Tönen Für alle Zeiten ſicheren Beſtand, Den eignen Kummer ſchreib' er in den Sand, Des eignen Herzens mög' er ſich entwöhnen. Ein Gärtner, dem der Garten nur gegeben, Für fremde Buſen Blumen draus zu pflücken, Ein Winzer, der für Fremde baut die Reben — Sei all ſein Troſt, nur And're zu beglücken; Dem armen Taucher gleich, wag' er das Leben, Mit ſeltnen Perlen ſeine Zeit zu ſchmücken. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0156" n="150"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">XX.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Der Freiheit Prieſter, der Vaſall des Schönen,</l><lb/> <l>So wird der Dichter in die Welt geſandt;</l><lb/> <l>Ein Troubadour zieh' er von Land zu Land,</l><lb/> <l>Das Herrlichſte mit ſeinem Lied zu krönen.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Die Heldenthat gewinn' in ſeinen Tönen</l><lb/> <l>Für alle Zeiten ſicheren Beſtand,</l><lb/> <l>Den eignen Kummer ſchreib' er in den Sand,</l><lb/> <l>Des eignen Herzens mög' er ſich entwöhnen.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Ein Gärtner, dem der Garten nur gegeben,</l><lb/> <l>Für fremde Buſen Blumen draus zu pflücken,</l><lb/> <l>Ein Winzer, der für Fremde baut die Reben —</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Sei all ſein Troſt, nur And're zu beglücken;</l><lb/> <l>Dem armen Taucher gleich, wag' er das Leben,</l><lb/> <l>Mit ſeltnen Perlen ſeine Zeit zu ſchmücken.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [150/0156]
XX.
Der Freiheit Prieſter, der Vaſall des Schönen,
So wird der Dichter in die Welt geſandt;
Ein Troubadour zieh' er von Land zu Land,
Das Herrlichſte mit ſeinem Lied zu krönen.
Die Heldenthat gewinn' in ſeinen Tönen
Für alle Zeiten ſicheren Beſtand,
Den eignen Kummer ſchreib' er in den Sand,
Des eignen Herzens mög' er ſich entwöhnen.
Ein Gärtner, dem der Garten nur gegeben,
Für fremde Buſen Blumen draus zu pflücken,
Ein Winzer, der für Fremde baut die Reben —
Sei all ſein Troſt, nur And're zu beglücken;
Dem armen Taucher gleich, wag' er das Leben,
Mit ſeltnen Perlen ſeine Zeit zu ſchmücken.
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Zitationshilfe: | [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/156>, abgerufen am 22.07.2024. |