Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 2. Riga, 1769.

Bild:
<< vorherige Seite

Zweites Wäldchen.
mers, (nach Lucians Ausdrucke a) bei seinem Eben-
bilde der Schönheit,) eine honigsüße Spur in mir
zurück bleibe, daß mit jedem Worte sich der Auf-
ruhr der himmlischen Unruhe mehr bändige, und
endlich bei dem Ausbruche der seligen unzerstörbaren
Freude bleibet ein Echo zurück, das mich die Citter
des Apollo und den Gesang der Musen hören läßt,
und so schließe ich Homers ersten Gesang.

3.

Und so begleite ich ihn auch bei der Scene
Thersites. Wenn Hr. Klotz dieselbe nicht aus der
lateinischen Uebersetzung beurtheilte, so würde er
kaum das geloion b), sondern das aiskhron zu ihrem
Hauptcharakter machen: wenn er sie nicht aus dem
Zusammenhange risse, so würde er finden, daß sie
nicht blos an ihrem Ort stehe c), sondern auch, wel-
ches noch kühner ist, nirgends anders stehen könne:
und wenn Hr. Kl. sich auf die Zeiten Achills und
Homers erinnerte: so würde er finden d), daß das
Colorit des Niederträchtigen, Pöbelhaften, Häßli-
chen im Thersites Original Griechisch sey, nach den
Sitten der damaligen Zeit nicht anders, und nach
dem epischen Zwecke Homers nicht schwärzer, und

nicht
a) Ti leipsanon endiatri[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]ein, kai peri[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]om[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]ein ta ata ka-
thaper ekho tina parateinousan ten akroasin, kai ikhne
ton logon melikhra atta k. t. l. Lucian. eikon.
b) p. 31.
c) p. 31.
d) p. 32.
C 2

Zweites Waͤldchen.
mers, (nach Lucians Ausdrucke a) bei ſeinem Eben-
bilde der Schoͤnheit,) eine honigſuͤße Spur in mir
zuruͤck bleibe, daß mit jedem Worte ſich der Auf-
ruhr der himmliſchen Unruhe mehr baͤndige, und
endlich bei dem Ausbruche der ſeligen unzerſtoͤrbaren
Freude bleibet ein Echo zuruͤck, das mich die Citter
des Apollo und den Geſang der Muſen hoͤren laͤßt,
und ſo ſchließe ich Homers erſten Geſang.

3.

Und ſo begleite ich ihn auch bei der Scene
Therſites. Wenn Hr. Klotz dieſelbe nicht aus der
lateiniſchen Ueberſetzung beurtheilte, ſo wuͤrde er
kaum das γελοιον b), ſondern das αισχρον zu ihrem
Hauptcharakter machen: wenn er ſie nicht aus dem
Zuſammenhange riſſe, ſo wuͤrde er finden, daß ſie
nicht blos an ihrem Ort ſtehe c), ſondern auch, wel-
ches noch kuͤhner iſt, nirgends anders ſtehen koͤnne:
und wenn Hr. Kl. ſich auf die Zeiten Achills und
Homers erinnerte: ſo wuͤrde er finden d), daß das
Colorit des Niedertraͤchtigen, Poͤbelhaften, Haͤßli-
chen im Therſites Original Griechiſch ſey, nach den
Sitten der damaligen Zeit nicht anders, und nach
dem epiſchen Zwecke Homers nicht ſchwaͤrzer, und

nicht
a) Τι λείψανον ένδιατρί[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]ειν, καὶ περι[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]ομ[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]εῖν τὰ ἆτα κα-
ϑάπερ ἠχώ τινα παρατείνουσαν τὴν ἀκρόασιν, καὶ ἴχνη
τῶν λόγων μελιχρὰ ἄττα κ. τ. λ. Lucian. εικον.
b) p. 31.
c) p. 31.
d) p. 32.
C 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0041" n="35"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zweites Wa&#x0364;ldchen.</hi></fw><lb/>
mers, (nach Lucians Ausdrucke <note place="foot" n="a)">&#x03A4;&#x03B9; &#x03BB;&#x03B5;&#x03AF;&#x03C8;&#x03B1;&#x03BD;&#x03BF;&#x03BD; &#x03AD;&#x03BD;&#x03B4;&#x03B9;&#x03B1;&#x03C4;&#x03C1;&#x03AF;<foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="chars" quantity="1"/></foreign>&#x03B5;&#x03B9;&#x03BD;, &#x03BA;&#x03B1;&#x1F76; &#x03C0;&#x03B5;&#x03C1;&#x03B9;<foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="chars" quantity="1"/></foreign>&#x03BF;&#x03BC;<foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="chars" quantity="1"/></foreign>&#x03B5;&#x1FD6;&#x03BD; &#x03C4;&#x1F70; &#x1F06;&#x03C4;&#x03B1; &#x03BA;&#x03B1;-<lb/>
&#x03D1;&#x03AC;&#x03C0;&#x03B5;&#x03C1; &#x1F20;&#x03C7;&#x03CE; &#x03C4;&#x03B9;&#x03BD;&#x03B1; &#x03C0;&#x03B1;&#x03C1;&#x03B1;&#x03C4;&#x03B5;&#x03AF;&#x03BD;&#x03BF;&#x03C5;&#x03C3;&#x03B1;&#x03BD; &#x03C4;&#x1F74;&#x03BD; &#x1F00;&#x03BA;&#x03C1;&#x03CC;&#x03B1;&#x03C3;&#x03B9;&#x03BD;, &#x03BA;&#x03B1;&#x1F76; &#x1F34;&#x03C7;&#x03BD;&#x03B7;<lb/>
&#x03C4;&#x1FF6;&#x03BD; &#x03BB;&#x03CC;&#x03B3;&#x03C9;&#x03BD; &#x03BC;&#x03B5;&#x03BB;&#x03B9;&#x03C7;&#x03C1;&#x1F70; &#x1F04;&#x03C4;&#x03C4;&#x03B1; &#x03BA;. &#x03C4;. &#x03BB;. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Lucian.</hi></hi> &#x03B5;&#x03B9;&#x03BA;&#x03BF;&#x03BD;.</note> bei &#x017F;einem Eben-<lb/>
bilde der Scho&#x0364;nheit,) eine honig&#x017F;u&#x0364;ße Spur in mir<lb/>
zuru&#x0364;ck bleibe, daß mit jedem Worte &#x017F;ich der Auf-<lb/>
ruhr der himmli&#x017F;chen Unruhe mehr ba&#x0364;ndige, und<lb/>
endlich bei dem Ausbruche der &#x017F;eligen unzer&#x017F;to&#x0364;rbaren<lb/>
Freude bleibet ein Echo zuru&#x0364;ck, das mich die Citter<lb/>
des Apollo und den Ge&#x017F;ang der Mu&#x017F;en ho&#x0364;ren la&#x0364;ßt,<lb/>
und &#x017F;o &#x017F;chließe ich Homers er&#x017F;ten Ge&#x017F;ang.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>3.</head><lb/>
          <p>Und &#x017F;o begleite ich ihn auch bei der Scene<lb/>
Ther&#x017F;ites. Wenn Hr. Klotz die&#x017F;elbe nicht aus der<lb/>
lateini&#x017F;chen Ueber&#x017F;etzung beurtheilte, &#x017F;o wu&#x0364;rde er<lb/>
kaum das &#x03B3;&#x03B5;&#x03BB;&#x03BF;&#x03B9;&#x03BF;&#x03BD; <note place="foot" n="b)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 31.</note>, &#x017F;ondern das &#x03B1;&#x03B9;&#x03C3;&#x03C7;&#x03C1;&#x03BF;&#x03BD; zu ihrem<lb/>
Hauptcharakter machen: wenn er &#x017F;ie nicht aus dem<lb/>
Zu&#x017F;ammenhange ri&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;o wu&#x0364;rde er finden, daß &#x017F;ie<lb/>
nicht blos an ihrem Ort &#x017F;tehe <note place="foot" n="c)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 31.</note>, &#x017F;ondern auch, wel-<lb/>
ches noch ku&#x0364;hner i&#x017F;t, nirgends anders &#x017F;tehen ko&#x0364;nne:<lb/>
und wenn Hr. Kl. &#x017F;ich auf die Zeiten Achills und<lb/>
Homers erinnerte: &#x017F;o wu&#x0364;rde er finden <note place="foot" n="d)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 32.</note>, daß das<lb/>
Colorit des Niedertra&#x0364;chtigen, Po&#x0364;belhaften, Ha&#x0364;ßli-<lb/>
chen im Ther&#x017F;ites Original Griechi&#x017F;ch &#x017F;ey, nach den<lb/>
Sitten der damaligen Zeit nicht anders, und nach<lb/>
dem epi&#x017F;chen Zwecke Homers nicht &#x017F;chwa&#x0364;rzer, und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 2</fw><fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[35/0041] Zweites Waͤldchen. mers, (nach Lucians Ausdrucke a) bei ſeinem Eben- bilde der Schoͤnheit,) eine honigſuͤße Spur in mir zuruͤck bleibe, daß mit jedem Worte ſich der Auf- ruhr der himmliſchen Unruhe mehr baͤndige, und endlich bei dem Ausbruche der ſeligen unzerſtoͤrbaren Freude bleibet ein Echo zuruͤck, das mich die Citter des Apollo und den Geſang der Muſen hoͤren laͤßt, und ſo ſchließe ich Homers erſten Geſang. 3. Und ſo begleite ich ihn auch bei der Scene Therſites. Wenn Hr. Klotz dieſelbe nicht aus der lateiniſchen Ueberſetzung beurtheilte, ſo wuͤrde er kaum das γελοιον b), ſondern das αισχρον zu ihrem Hauptcharakter machen: wenn er ſie nicht aus dem Zuſammenhange riſſe, ſo wuͤrde er finden, daß ſie nicht blos an ihrem Ort ſtehe c), ſondern auch, wel- ches noch kuͤhner iſt, nirgends anders ſtehen koͤnne: und wenn Hr. Kl. ſich auf die Zeiten Achills und Homers erinnerte: ſo wuͤrde er finden d), daß das Colorit des Niedertraͤchtigen, Poͤbelhaften, Haͤßli- chen im Therſites Original Griechiſch ſey, nach den Sitten der damaligen Zeit nicht anders, und nach dem epiſchen Zwecke Homers nicht ſchwaͤrzer, und nicht a) Τι λείψανον ένδιατρί_ειν, καὶ περι_ομ_εῖν τὰ ἆτα κα- ϑάπερ ἠχώ τινα παρατείνουσαν τὴν ἀκρόασιν, καὶ ἴχνη τῶν λόγων μελιχρὰ ἄττα κ. τ. λ. Lucian. εικον. b) p. 31. c) p. 31. d) p. 32. C 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_kritische02_1769
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_kritische02_1769/41
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 2. Riga, 1769, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_kritische02_1769/41>, abgerufen am 21.12.2024.