Premontval gegen die Gallicomanie, und den falsch-französischen Geschmack. *)
-- "Die Gallicomanie oder der falsch- französische Geschmack, worauf hat er sich nicht heut zu Tage fast durch ganz Europa verbreitet? Sitten, Gebräuche, Moden, Klei- der, Manieren, Fantasieen, Capricen; in alle diesem, wie viel ungeschickte Affen, wie viel schlechte Copien, von leidlichen Originalen giebts nicht allenthalben! Man hat nicht ohne Grund gesagt, daß der Franzose mei- stens nur lächerlich sey, indeß der Fremde, der ihn in seinem Lächerlichen nachahmt, aufs äu- ßerste widrig und abgeschmackt werde. Wollte ich diese Wahrheit verfolgen und die zahllo- sen Porträte zeichnen, die sie sehr sinnlich
*) Gelesen in der Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 1759.
Premontval gegen die Gallicomanie, und den falſch-franzoͤſiſchen Geſchmack. *)
— „Die Gallicomanie oder der falſch- franzoͤſiſche Geſchmack, worauf hat er ſich nicht heut zu Tage faſt durch ganz Europa verbreitet? Sitten, Gebraͤuche, Moden, Klei- der, Manieren, Fantaſieen, Capricen; in alle dieſem, wie viel ungeſchickte Affen, wie viel ſchlechte Copien, von leidlichen Originalen giebts nicht allenthalben! Man hat nicht ohne Grund geſagt, daß der Franzoſe mei- ſtens nur laͤcherlich ſey, indeß der Fremde, der ihn in ſeinem Laͤcherlichen nachahmt, aufs aͤu- ßerſte widrig und abgeſchmackt werde. Wollte ich dieſe Wahrheit verfolgen und die zahllo- ſen Portraͤte zeichnen, die ſie ſehr ſinnlich
*) Geleſen in der Akademie der Wiſſenſchaften zu Berlin, 1759.
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Premontval gegen die Gallicomanie,
und
den falſch-franzoͤſiſchen Geſchmack. *)
— „Die Gallicomanie oder der falſch-
franzoͤſiſche Geſchmack, worauf hat er ſich
nicht heut zu Tage faſt durch ganz Europa
verbreitet? Sitten, Gebraͤuche, Moden, Klei-
der, Manieren, Fantaſieen, Capricen; in alle
dieſem, wie viel ungeſchickte Affen, wie viel
ſchlechte Copien, von leidlichen Originalen
giebts nicht allenthalben! Man hat nicht
ohne Grund geſagt, daß der Franzoſe mei-
ſtens nur laͤcherlich ſey, indeß der Fremde, der
ihn in ſeinem Laͤcherlichen nachahmt, aufs aͤu-
ßerſte widrig und abgeſchmackt werde. Wollte
ich dieſe Wahrheit verfolgen und die zahllo-
ſen Portraͤte zeichnen, die ſie ſehr ſinnlich
*) Geleſen in der Akademie der Wiſſenſchaften
zu Berlin, 1759.
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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 9. Riga, 1797, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet09_1797/34>, abgerufen am 22.02.2025.
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