Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 8. Riga, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite
99.

Das wahre Feld der Englischen Poesie
haben Sie nicht berühret; es ist die ein-
kleidende Prose. Sobald Chaucers
Reime und die alten Balladen abgekommen
waren, man auch merkte, daß Spen-
sers Stanzen dieser Sprache eben so
schwer als langweilig werden müßten, suchte
man nach dem Beispiel Frankreichs die
leichteste Auskunft, Prose.

Auch hier gab den Engländern ein Eng-
länder, Shakespeare Art und Weise.
Er hatte Charaktere und Leidenschaften so
tief aus dem Grunde geschildert, die ver-

99.

Das wahre Feld der Engliſchen Poeſie
haben Sie nicht beruͤhret; es iſt die ein-
kleidende Proſe. Sobald Chaucers
Reime und die alten Balladen abgekommen
waren, man auch merkte, daß Spen-
ſers Stanzen dieſer Sprache eben ſo
ſchwer als langweilig werden muͤßten, ſuchte
man nach dem Beiſpiel Frankreichs die
leichteſte Auskunft, Proſe.

Auch hier gab den Englaͤndern ein Eng-
laͤnder, Shakeſpeare Art und Weiſe.
Er hatte Charaktere und Leidenſchaften ſo
tief aus dem Grunde geſchildert, die ver-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0117" n="98"/>
      <div n="1">
        <head>99.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>as wahre Feld der Engli&#x017F;chen Poe&#x017F;ie<lb/>
haben Sie nicht beru&#x0364;hret; es i&#x017F;t die <hi rendition="#g">ein</hi>-<lb/><hi rendition="#g">kleidende Pro&#x017F;e</hi>. Sobald <hi rendition="#g">Chaucers</hi><lb/>
Reime und die alten Balladen abgekommen<lb/>
waren, man auch merkte, daß <hi rendition="#g">Spen</hi>-<lb/><hi rendition="#g">&#x017F;ers</hi> Stanzen die&#x017F;er Sprache eben &#x017F;o<lb/>
&#x017F;chwer als langweilig werden mu&#x0364;ßten, &#x017F;uchte<lb/>
man nach dem Bei&#x017F;piel Frankreichs die<lb/>
leichte&#x017F;te Auskunft, <hi rendition="#g">Pro&#x017F;e</hi>.</p><lb/>
        <p>Auch hier gab den Engla&#x0364;ndern ein Eng-<lb/>
la&#x0364;nder, <hi rendition="#g">Shake&#x017F;peare</hi> Art und Wei&#x017F;e.<lb/>
Er hatte Charaktere und Leiden&#x017F;chaften &#x017F;o<lb/>
tief aus dem Grunde ge&#x017F;childert, die ver-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[98/0117] 99. Das wahre Feld der Engliſchen Poeſie haben Sie nicht beruͤhret; es iſt die ein- kleidende Proſe. Sobald Chaucers Reime und die alten Balladen abgekommen waren, man auch merkte, daß Spen- ſers Stanzen dieſer Sprache eben ſo ſchwer als langweilig werden muͤßten, ſuchte man nach dem Beiſpiel Frankreichs die leichteſte Auskunft, Proſe. Auch hier gab den Englaͤndern ein Eng- laͤnder, Shakeſpeare Art und Weiſe. Er hatte Charaktere und Leidenſchaften ſo tief aus dem Grunde geſchildert, die ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet08_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet08_1796/117
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 8. Riga, 1796, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet08_1796/117>, abgerufen am 21.11.2024.