Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 7. Riga, 1796.Erstes Fragment Verfall der Poesie bei Griechen Im Frühlinge und in der Jugend singt Erſtes Fragment Verfall der Poeſie bei Griechen Im Fruͤhlinge und in der Jugend ſingt <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0022" n="5"/> <div n="1"> <head>Erſtes Fragment</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <argument> <p rendition="#c"><hi rendition="#g">Verfall der Poeſie bei Griechen<lb/> und Roͤmern</hi>.</p> </argument><lb/> <p><hi rendition="#in">I</hi>m Fruͤhlinge und in der Jugend ſingt<lb/> man; in der Winterzeit und im Alter ver-<lb/> ſtummen die Toͤne. Die lebendigſte Poeſie<lb/> Griechenlandes traf auf eine gewiſſe Ju-<lb/> gendzeit des Volks und der Sprache, auf<lb/> einen Fruͤhling der Cultur und Geſinnun-<lb/> gen, in welchem ſich mehrere Kuͤnſte, keine<lb/> noch im Uebermaas, gluͤcklich verbanden,<lb/> endlich ſelbſt auf einen Fruͤhling von Zeit-<lb/> umſtaͤnden und Weltgegend, in welchem<lb/> entſprießen konnte was entſproſſen iſt. Von<lb/> der Poeſie der aͤlteſten Saͤnger und von<lb/> Bildung der Sprache durch ihren Geſang,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [5/0022]
Erſtes Fragment
Verfall der Poeſie bei Griechen
und Roͤmern.
Im Fruͤhlinge und in der Jugend ſingt
man; in der Winterzeit und im Alter ver-
ſtummen die Toͤne. Die lebendigſte Poeſie
Griechenlandes traf auf eine gewiſſe Ju-
gendzeit des Volks und der Sprache, auf
einen Fruͤhling der Cultur und Geſinnun-
gen, in welchem ſich mehrere Kuͤnſte, keine
noch im Uebermaas, gluͤcklich verbanden,
endlich ſelbſt auf einen Fruͤhling von Zeit-
umſtaͤnden und Weltgegend, in welchem
entſprießen konnte was entſproſſen iſt. Von
der Poeſie der aͤlteſten Saͤnger und von
Bildung der Sprache durch ihren Geſang,
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