Schwerlich wird unser Freund mit der räthselhaften Auflösung seines Räthsels be- friediget seyn; also darf ich in einem offe- nern, wenn auch etwas schwereren Tone fortfahren.
Was Geist ist, läßt sich nicht beschrei- ben, nicht zeichnen, nicht mahlen; aber empfinden läßet es sich, es äußert sich durch Worte, Bewegungen, durch Anstreben, Kraft und Wirkung. In der sinnlichen Welt unterscheiden wir Geist vom Körper, und eignen Jenem alle das zu, was den Körper bis auf seine Elemente beseelet, was Leben in sich hält und Leben erwecket, Kräfte
16.
Schwerlich wird unſer Freund mit der raͤthſelhaften Aufloͤſung ſeines Raͤthſels be- friediget ſeyn; alſo darf ich in einem offe- nern, wenn auch etwas ſchwereren Tone fortfahren.
Was Geiſt iſt, laͤßt ſich nicht beſchrei- ben, nicht zeichnen, nicht mahlen; aber empfinden laͤßet es ſich, es aͤußert ſich durch Worte, Bewegungen, durch Anſtreben, Kraft und Wirkung. In der ſinnlichen Welt unterſcheiden wir Geiſt vom Koͤrper, und eignen Jenem alle das zu, was den Koͤrper bis auf ſeine Elemente beſeelet, was Leben in ſich haͤlt und Leben erwecket, Kraͤfte
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16.
Schwerlich wird unſer Freund mit der
raͤthſelhaften Aufloͤſung ſeines Raͤthſels be-
friediget ſeyn; alſo darf ich in einem offe-
nern, wenn auch etwas ſchwereren Tone
fortfahren.
Was Geiſt iſt, laͤßt ſich nicht beſchrei-
ben, nicht zeichnen, nicht mahlen; aber
empfinden laͤßet es ſich, es aͤußert ſich durch
Worte, Bewegungen, durch Anſtreben,
Kraft und Wirkung. In der ſinnlichen
Welt unterſcheiden wir Geiſt vom Koͤrper,
und eignen Jenem alle das zu, was den
Koͤrper bis auf ſeine Elemente beſeelet, was
Leben in ſich haͤlt und Leben erwecket, Kraͤfte
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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 2. Riga, 1793, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet02_1793/18>, abgerufen am 22.02.2025.
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