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Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834.

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A. Aeußerer Sinn.

68. Die Production der Materie der Erfahrung ist
hauptfächlich das Werk der äußern Sinne, des Gefühls,
Geschmacks, Geruchs, Gehörs, Gesichts

(Was Materie und Form der Erfahrung heiße, ist aus
der Einleitung in die Philosophie bekannt; vergl. daselbst
§. 25, 29).

Die angegebenen fünf Sinne werden gezählt nach den
Sinnes-Organen; der verschiedenen Klassen von Sinnes-
Empfindungen ist eine größere Zahl. Ueberdies enthalten
die Organe selbst empfindliche Flächen. also unendlich viele
empfindliche Stellen, mit der merkwürdigen Verschiedenheit,
daß bey einigen Sinnen zwar nur eine Gesammt-Em-
pfindung
entsteht, bey andern aber jede einzelne
Stelle
der Empfindungsfläche eine gesonderte Vorstel-
lung liefert.

69. Das Gefühl des Drucks und das der Wärme
und Kälte hat sein Organ über der ganzen Fläche des Lei-
bes verbreitet. Der Druck wird sehr mannigfaltig verschie-
den empfunden, je nachdem er gleichförmig ist oder ungleich-
förmig in denverschiedenen Theilen der Empfindungs-Fläche,
und in den, einander folgenden, Zeitmomenten wahrend der
Dauer der Empfindung. So unterscheidet man Spitziges,
Glattes, Rauhes, Elastisches, u. s. w. (Wärme und Kälte
werden vielleicht mehr in den innern Theilen der Nerven
empfunden, der Druck mehr in den äußern)

Der Tastsinn ist ursprünglich Gefühl, aber in einer
besondern Anwendung, wodurch dasselbe die Form der Er-
fahrung bestimmen hilft. Vorläusig merke man, daß zum
Tasten mehrere Finger, mehrere Theile der Zunge, über-
haupt mehrere Stellen der Empfindungsfläche behülflich sind.

70. Der Geschmack liefert sehr viele unterscheidbare

A. Aeußerer Sinn.

68. Die Production der Materie der Erfahrung ist
hauptfächlich das Werk der äußern Sinne, des Gefühls,
Geschmacks, Geruchs, Gehörs, Gesichts

(Was Materie und Form der Erfahrung heiße, ist aus
der Einleitung in die Philosophie bekannt; vergl. daselbst
§. 25, 29).

Die angegebenen fünf Sinne werden gezählt nach den
Sinnes-Organen; der verschiedenen Klassen von Sinnes-
Empfindungen ist eine größere Zahl. Ueberdies enthalten
die Organe selbst empfindliche Flächen. also unendlich viele
empfindliche Stellen, mit der merkwürdigen Verschiedenheit,
daß bey einigen Sinnen zwar nur eine Gesammt-Em-
pfindung
entsteht, bey andern aber jede einzelne
Stelle
der Empfindungsfläche eine gesonderte Vorstel-
lung liefert.

69. Das Gefühl des Drucks und das der Wärme
und Kälte hat sein Organ über der ganzen Fläche des Lei-
bes verbreitet. Der Druck wird sehr mannigfaltig verschie-
den empfunden, je nachdem er gleichförmig ist oder ungleich-
förmig in denverschiedenen Theilen der Empfindungs-Fläche,
und in den, einander folgenden, Zeitmomenten wahrend der
Dauer der Empfindung. So unterscheidet man Spitziges,
Glattes, Rauhes, Elastisches, u. s. w. (Wärme und Kälte
werden vielleicht mehr in den innern Theilen der Nerven
empfunden, der Druck mehr in den äußern)

Der Tastsinn ist ursprünglich Gefühl, aber in einer
besondern Anwendung, wodurch dasselbe die Form der Er-
fahrung bestimmen hilft. Vorläusig merke man, daß zum
Tasten mehrere Finger, mehrere Theile der Zunge, über-
haupt mehrere Stellen der Empfindungsfläche behülflich sind.

70. Der Geschmack liefert sehr viele unterscheidbare

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[55/0063] A. Aeußerer Sinn. 68. Die Production der Materie der Erfahrung ist hauptfächlich das Werk der äußern Sinne, des Gefühls, Geschmacks, Geruchs, Gehörs, Gesichts (Was Materie und Form der Erfahrung heiße, ist aus der Einleitung in die Philosophie bekannt; vergl. daselbst §. 25, 29). Die angegebenen fünf Sinne werden gezählt nach den Sinnes-Organen; der verschiedenen Klassen von Sinnes- Empfindungen ist eine größere Zahl. Ueberdies enthalten die Organe selbst empfindliche Flächen. also unendlich viele empfindliche Stellen, mit der merkwürdigen Verschiedenheit, daß bey einigen Sinnen zwar nur eine Gesammt-Em- pfindung entsteht, bey andern aber jede einzelne Stelle der Empfindungsfläche eine gesonderte Vorstel- lung liefert. 69. Das Gefühl des Drucks und das der Wärme und Kälte hat sein Organ über der ganzen Fläche des Lei- bes verbreitet. Der Druck wird sehr mannigfaltig verschie- den empfunden, je nachdem er gleichförmig ist oder ungleich- förmig in denverschiedenen Theilen der Empfindungs-Fläche, und in den, einander folgenden, Zeitmomenten wahrend der Dauer der Empfindung. So unterscheidet man Spitziges, Glattes, Rauhes, Elastisches, u. s. w. (Wärme und Kälte werden vielleicht mehr in den innern Theilen der Nerven empfunden, der Druck mehr in den äußern) Der Tastsinn ist ursprünglich Gefühl, aber in einer besondern Anwendung, wodurch dasselbe die Form der Er- fahrung bestimmen hilft. Vorläusig merke man, daß zum Tasten mehrere Finger, mehrere Theile der Zunge, über- haupt mehrere Stellen der Empfindungsfläche behülflich sind. 70. Der Geschmack liefert sehr viele unterscheidbare

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Zitationshilfe: Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie_1834/63>, abgerufen am 21.11.2024.