nichts an), das gilt um so mehr von vielen Puncten, von ganzen Figuren und Körpern.
Durch diesen Schwung im Vorstellen wird nun die Hemmung zwischen den Theilen des Bildes bey weitem weniger merklich als sie sonst seyn würde. Was wir schnell (aber doch nicht ganz gleichmässig, sondern mit successivem Vorherrschen einzelner Theil-Vorstellungen) übersehen können, das gilt uns für eine silmultane Wahr- nehmung; nur dürfen die darin enthaltenen Reihen sich nicht verwirren; sonst trübt sich das Bild wegen der wi- der einander strebenden Reproductionen, durch welche jeder Punct auf die übrigen führt.
Anmerkungen.
Gegen das Ende des vorhergehenden Paragraphen wird der Leser eine Dunkelheit bemerkt haben, die sich nicht hinwegräumen lässt. Sie liegt nicht in der Sache, aber in der nothwendigen Form des Vortrags. Wir nähern uns dem Ende des synthetischen Theils; es kommt darauf an, dass derselbe sich mit dem folgenden, analytischen, gehörig verbinde. Wird dafür nicht im Voraus gesorgt: so steht der synthetische Theil zu nackt, und späterhin wird die Anknüpfung zu schwer. Hier muss der Leser mit eignem Denken dem Buche, welches an diesem Orte nur Andeutungen der analytischen Betrachtung ge- ben kann, zu Hülfe kommen. Er muss sich dabey vor Uebereilungen hüten; sonst entstehen Deuteleyen, wodurch das Gegebene entstellt, und die Theorie auf falsche Wege geleitet wird; wovon die Beyspiele in unserer neuesten Philosophie (da, wo sie irgend welche Naturgegenstände deducirt zu haben glaubt) nur zu reichlich vorhanden sind.
Wollte man die Gegenstände, welche des analyti- schen Verfahrens zur deutlichen Darstellung bedürfen, im synthetischen Theile noch ganz unerwähnt lassen: so würde noch eine andre Unbequemlichkeit entstehn. Man- ches, das in den psychologischen Erscheinungen auf ver-
nichts an), das gilt um so mehr von vielen Puncten, von ganzen Figuren und Körpern.
Durch diesen Schwung im Vorstellen wird nun die Hemmung zwischen den Theilen des Bildes bey weitem weniger merklich als sie sonst seyn würde. Was wir schnell (aber doch nicht ganz gleichmäſsig, sondern mit successivem Vorherrschen einzelner Theil-Vorstellungen) übersehen können, das gilt uns für eine silmultane Wahr- nehmung; nur dürfen die darin enthaltenen Reihen sich nicht verwirren; sonst trübt sich das Bild wegen der wi- der einander strebenden Reproductionen, durch welche jeder Punct auf die übrigen führt.
Anmerkungen.
Gegen das Ende des vorhergehenden Paragraphen wird der Leser eine Dunkelheit bemerkt haben, die sich nicht hinwegräumen läſst. Sie liegt nicht in der Sache, aber in der nothwendigen Form des Vortrags. Wir nähern uns dem Ende des synthetischen Theils; es kommt darauf an, daſs derselbe sich mit dem folgenden, analytischen, gehörig verbinde. Wird dafür nicht im Voraus gesorgt: so steht der synthetische Theil zu nackt, und späterhin wird die Anknüpfung zu schwer. Hier muſs der Leser mit eignem Denken dem Buche, welches an diesem Orte nur Andeutungen der analytischen Betrachtung ge- ben kann, zu Hülfe kommen. Er muſs sich dabey vor Uebereilungen hüten; sonst entstehen Deuteleyen, wodurch das Gegebene entstellt, und die Theorie auf falsche Wege geleitet wird; wovon die Beyspiele in unserer neuesten Philosophie (da, wo sie irgend welche Naturgegenstände deducirt zu haben glaubt) nur zu reichlich vorhanden sind.
Wollte man die Gegenstände, welche des analyti- schen Verfahrens zur deutlichen Darstellung bedürfen, im synthetischen Theile noch ganz unerwähnt lassen: so würde noch eine andre Unbequemlichkeit entstehn. Man- ches, das in den psychologischen Erscheinungen auf ver-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0383"n="363"/>
nichts an), das gilt um so mehr von vielen Puncten, von<lb/>
ganzen Figuren und Körpern.</p><lb/><p>Durch diesen Schwung im Vorstellen wird nun die<lb/>
Hemmung zwischen den Theilen des Bildes bey weitem<lb/>
weniger merklich als sie sonst seyn würde. Was wir<lb/>
schnell (aber doch nicht ganz gleichmäſsig, sondern mit<lb/>
successivem Vorherrschen einzelner Theil-Vorstellungen)<lb/>
übersehen können, das gilt uns für eine silmultane Wahr-<lb/>
nehmung; nur dürfen die darin enthaltenen Reihen sich<lb/>
nicht verwirren; sonst trübt sich das Bild wegen der wi-<lb/>
der einander strebenden Reproductionen, durch welche<lb/>
jeder Punct auf die übrigen führt.</p></div><lb/><divn="4"><head><hirendition="#g">Anmerkungen</hi>.</head><lb/><p>Gegen das Ende des vorhergehenden Paragraphen wird<lb/>
der Leser eine Dunkelheit bemerkt haben, die sich nicht<lb/>
hinwegräumen läſst. Sie liegt nicht in der Sache, aber in<lb/>
der nothwendigen Form des Vortrags. Wir nähern uns<lb/>
dem Ende des synthetischen Theils; es kommt darauf<lb/>
an, daſs derselbe sich mit dem folgenden, analytischen,<lb/>
gehörig verbinde. Wird dafür nicht im Voraus gesorgt:<lb/>
so steht der synthetische Theil zu nackt, und späterhin<lb/>
wird die Anknüpfung zu schwer. Hier muſs der Leser<lb/>
mit eignem Denken dem Buche, welches an <hirendition="#g">diesem</hi><lb/>
Orte nur Andeutungen der analytischen Betrachtung ge-<lb/>
ben kann, zu Hülfe kommen. Er muſs sich dabey vor<lb/>
Uebereilungen hüten; sonst entstehen Deuteleyen, wodurch<lb/>
das Gegebene entstellt, und die Theorie auf falsche Wege<lb/>
geleitet wird; wovon die Beyspiele in unserer neuesten<lb/>
Philosophie (da, wo sie irgend welche Naturgegenstände<lb/>
deducirt zu haben glaubt) nur zu reichlich vorhanden<lb/>
sind.</p><lb/><p>Wollte man die Gegenstände, welche des analyti-<lb/>
schen Verfahrens zur deutlichen Darstellung bedürfen,<lb/>
im synthetischen Theile noch ganz unerwähnt lassen: so<lb/>
würde noch eine andre Unbequemlichkeit entstehn. Man-<lb/>
ches, das in den psychologischen Erscheinungen auf ver-<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[363/0383]
nichts an), das gilt um so mehr von vielen Puncten, von
ganzen Figuren und Körpern.
Durch diesen Schwung im Vorstellen wird nun die
Hemmung zwischen den Theilen des Bildes bey weitem
weniger merklich als sie sonst seyn würde. Was wir
schnell (aber doch nicht ganz gleichmäſsig, sondern mit
successivem Vorherrschen einzelner Theil-Vorstellungen)
übersehen können, das gilt uns für eine silmultane Wahr-
nehmung; nur dürfen die darin enthaltenen Reihen sich
nicht verwirren; sonst trübt sich das Bild wegen der wi-
der einander strebenden Reproductionen, durch welche
jeder Punct auf die übrigen führt.
Anmerkungen.
Gegen das Ende des vorhergehenden Paragraphen wird
der Leser eine Dunkelheit bemerkt haben, die sich nicht
hinwegräumen läſst. Sie liegt nicht in der Sache, aber in
der nothwendigen Form des Vortrags. Wir nähern uns
dem Ende des synthetischen Theils; es kommt darauf
an, daſs derselbe sich mit dem folgenden, analytischen,
gehörig verbinde. Wird dafür nicht im Voraus gesorgt:
so steht der synthetische Theil zu nackt, und späterhin
wird die Anknüpfung zu schwer. Hier muſs der Leser
mit eignem Denken dem Buche, welches an diesem
Orte nur Andeutungen der analytischen Betrachtung ge-
ben kann, zu Hülfe kommen. Er muſs sich dabey vor
Uebereilungen hüten; sonst entstehen Deuteleyen, wodurch
das Gegebene entstellt, und die Theorie auf falsche Wege
geleitet wird; wovon die Beyspiele in unserer neuesten
Philosophie (da, wo sie irgend welche Naturgegenstände
deducirt zu haben glaubt) nur zu reichlich vorhanden
sind.
Wollte man die Gegenstände, welche des analyti-
schen Verfahrens zur deutlichen Darstellung bedürfen,
im synthetischen Theile noch ganz unerwähnt lassen: so
würde noch eine andre Unbequemlichkeit entstehn. Man-
ches, das in den psychologischen Erscheinungen auf ver-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie01_1824/383>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.