Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826.LXIV. Diesen liebenswürd'gen Jüngling Kann man nicht genug verehren; Oft tracktirt er mich mit Austern, Und mit Rheinwein und Liquören. Zierlich sitzt ihm Rock und Höschen, Doch noch zierlicher die Binde, Und so kommt er jeden Morgen, Fragt, ob ich mich wohlbefinde; Spricht von meinem weiten Ruhme, Meiner Anmuth, meinen Witzen; Eifrig und geschäftig ist er Mir zu dienen, mir zu nützen. Und des Abends, in Gesellschaft,
Mit begeistertem Gesichte, Deklamirt er vor den Damen Meine göttlichen Gedichte. LXIV. Dieſen liebenswuͤrd'gen Juͤngling Kann man nicht genug verehren; Oft tracktirt er mich mit Auſtern, Und mit Rheinwein und Liquoͤren. Zierlich ſitzt ihm Rock und Hoͤschen, Doch noch zierlicher die Binde, Und ſo kommt er jeden Morgen, Fragt, ob ich mich wohlbefinde; Spricht von meinem weiten Ruhme, Meiner Anmuth, meinen Witzen; Eifrig und geſchaͤftig iſt er Mir zu dienen, mir zu nuͤtzen. Und des Abends, in Geſellſchaft,
Mit begeiſtertem Geſichte, Deklamirt er vor den Damen Meine goͤttlichen Gedichte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb n="61" facs="#f0073"/> </div> <div n="2"> <head><hi rendition="#aq">LXIV</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Dieſen liebenswuͤrd'gen Juͤngling</l><lb/> <l>Kann man nicht genug verehren;</l><lb/> <l>Oft tracktirt er mich mit Auſtern,</l><lb/> <l>Und mit Rheinwein und Liquoͤren.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Zierlich ſitzt ihm Rock und Hoͤschen,</l><lb/> <l>Doch noch zierlicher die Binde,</l><lb/> <l>Und ſo kommt er jeden Morgen,</l><lb/> <l>Fragt, ob ich mich wohlbefinde;</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Spricht von meinem weiten Ruhme,</l><lb/> <l>Meiner Anmuth, meinen Witzen;</l><lb/> <l>Eifrig und geſchaͤftig iſt er</l><lb/> <l>Mir zu dienen, mir zu nuͤtzen.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Und des Abends, in Geſellſchaft,</l><lb/> <l>Mit begeiſtertem Geſichte,</l><lb/> <l>Deklamirt er vor den Damen</l><lb/> <l>Meine goͤttlichen Gedichte.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [61/0073]
LXIV.
Dieſen liebenswuͤrd'gen Juͤngling
Kann man nicht genug verehren;
Oft tracktirt er mich mit Auſtern,
Und mit Rheinwein und Liquoͤren.
Zierlich ſitzt ihm Rock und Hoͤschen,
Doch noch zierlicher die Binde,
Und ſo kommt er jeden Morgen,
Fragt, ob ich mich wohlbefinde;
Spricht von meinem weiten Ruhme,
Meiner Anmuth, meinen Witzen;
Eifrig und geſchaͤftig iſt er
Mir zu dienen, mir zu nuͤtzen.
Und des Abends, in Geſellſchaft,
Mit begeiſtertem Geſichte,
Deklamirt er vor den Damen
Meine goͤttlichen Gedichte.
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Zitationshilfe: | Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder01_1826/73>, abgerufen am 03.03.2025. |