Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite
XLIV.
Nun ist es Zeit, daß ich mit Verstand
Mich aller Thorheit entled'ge;
Ich hab' so lang als ein Comödiant
Mit dir gespielt die Comödie.
Die prächt'gen Coulissen, sie waren bemalt
Im hochromantischen Style,
Mein Rittermantel hat goldig gestrahlt,
Ich fühlte die feinsten Gefühle.
Und nun ich mich gar säuberlich
Des tollen Tands entled'ge,
Noch immer elend fühl' ich mich,
Als spielt' ich noch immer Comödie.
Ach Gott! im Scherz und unbewußt
Sprach ich was ich gefühlet;
Ich hab' mit dem eignen Tod in der Brust
Den sterbenden Fechter gespielet.

XLIV.
Nun iſt es Zeit, daß ich mit Verſtand
Mich aller Thorheit entled'ge;
Ich hab' ſo lang als ein Comoͤdiant
Mit dir geſpielt die Comoͤdie.
Die praͤcht'gen Couliſſen, ſie waren bemalt
Im hochromantiſchen Style,
Mein Rittermantel hat goldig geſtrahlt,
Ich fuͤhlte die feinſten Gefuͤhle.
Und nun ich mich gar ſaͤuberlich
Des tollen Tands entled'ge,
Noch immer elend fuͤhl' ich mich,
Als ſpielt' ich noch immer Comoͤdie.
Ach Gott! im Scherz und unbewußt
Sprach ich was ich gefuͤhlet;
Ich hab' mit dem eignen Tod in der Bruſt
Den ſterbenden Fechter geſpielet.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0059" n="47"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#aq">XLIV</hi>.<lb/></head>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Nun i&#x017F;t es Zeit, daß ich mit Ver&#x017F;tand</l><lb/>
              <l>Mich aller Thorheit entled'ge;</l><lb/>
              <l>Ich hab' &#x017F;o lang als ein Como&#x0364;diant</l><lb/>
              <l>Mit dir ge&#x017F;pielt die Como&#x0364;die.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="2">
              <l>Die pra&#x0364;cht'gen Couli&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ie waren bemalt</l><lb/>
              <l>Im hochromanti&#x017F;chen Style,</l><lb/>
              <l>Mein Rittermantel hat goldig ge&#x017F;trahlt,</l><lb/>
              <l>Ich fu&#x0364;hlte die fein&#x017F;ten Gefu&#x0364;hle.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="3">
              <l>Und nun ich mich gar &#x017F;a&#x0364;uberlich</l><lb/>
              <l>Des tollen Tands entled'ge,</l><lb/>
              <l>Noch immer elend fu&#x0364;hl' ich mich,</l><lb/>
              <l>Als &#x017F;pielt' ich noch immer Como&#x0364;die.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="4">
              <l>Ach Gott! im Scherz und unbewußt</l><lb/>
              <l>Sprach ich was ich gefu&#x0364;hlet;</l><lb/>
              <l>Ich hab' mit dem eignen Tod in der Bru&#x017F;t</l><lb/>
              <l>Den &#x017F;terbenden Fechter ge&#x017F;pielet.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0059] XLIV. Nun iſt es Zeit, daß ich mit Verſtand Mich aller Thorheit entled'ge; Ich hab' ſo lang als ein Comoͤdiant Mit dir geſpielt die Comoͤdie. Die praͤcht'gen Couliſſen, ſie waren bemalt Im hochromantiſchen Style, Mein Rittermantel hat goldig geſtrahlt, Ich fuͤhlte die feinſten Gefuͤhle. Und nun ich mich gar ſaͤuberlich Des tollen Tands entled'ge, Noch immer elend fuͤhl' ich mich, Als ſpielt' ich noch immer Comoͤdie. Ach Gott! im Scherz und unbewußt Sprach ich was ich gefuͤhlet; Ich hab' mit dem eignen Tod in der Bruſt Den ſterbenden Fechter geſpielet.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder01_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder01_1826/59
Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder01_1826/59>, abgerufen am 03.12.2024.