Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826.XLII. "Theurer Freund! Was soll es nützen, Stets das alte Lied zu leyern? Willst du ewig brütend sitzen Auf den alten Liebes-Eyern! Ach! das ist ein ewig Gattern, Aus den Schalen kriechen Küchlein, Und sie piepsen und sie flattern, Und du sperrst sie in ein Büchlein!" XLIII. Werdet nur nicht ungeduldig, Wenn von alten Schmerzensklängen Manche noch vernehmlich klingen In den neuesten Gesängen. Wartet nur, es wird verhallen Dieses Echo meiner Schmerzen, Und ein neuer Liederfrühling Sprießt aus dem geheilten Herzen. XLII. “Theurer Freund! Was ſoll es nuͤtzen, Stets das alte Lied zu leyern? Willſt du ewig bruͤtend ſitzen Auf den alten Liebes-Eyern! Ach! das iſt ein ewig Gattern, Aus den Schalen kriechen Kuͤchlein, Und ſie piepſen und ſie flattern, Und du ſperrſt ſie in ein Buͤchlein!” XLIII. Werdet nur nicht ungeduldig, Wenn von alten Schmerzensklaͤngen Manche noch vernehmlich klingen In den neueſten Geſaͤngen. Wartet nur, es wird verhallen Dieſes Echo meiner Schmerzen, Und ein neuer Liederfruͤhling Sprießt aus dem geheilten Herzen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb n="46" facs="#f0058"/> </div> <div n="2"> <head><hi rendition="#aq">XLII</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>“Theurer Freund! Was ſoll es nuͤtzen,</l><lb/> <l>Stets das alte Lied zu leyern?</l><lb/> <l>Willſt du ewig bruͤtend ſitzen</l><lb/> <l>Auf den alten Liebes-Eyern!</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Ach! das iſt ein ewig Gattern,</l><lb/> <l>Aus den Schalen kriechen Kuͤchlein,</l><lb/> <l>Und ſie piepſen und ſie flattern,</l><lb/> <l>Und du ſperrſt ſie in ein Buͤchlein!”</l><lb/> </lg> </lg> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> </div> <div n="2"> <head><hi rendition="#aq">XLIII</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Werdet nur nicht ungeduldig,</l><lb/> <l>Wenn von alten Schmerzensklaͤngen</l><lb/> <l>Manche noch vernehmlich klingen</l><lb/> <l>In den neueſten Geſaͤngen.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Wartet nur, es wird verhallen</l><lb/> <l>Dieſes Echo meiner Schmerzen,</l><lb/> <l>Und ein neuer Liederfruͤhling</l><lb/> <l>Sprießt aus dem geheilten Herzen.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [46/0058]
XLII.
“Theurer Freund! Was ſoll es nuͤtzen,
Stets das alte Lied zu leyern?
Willſt du ewig bruͤtend ſitzen
Auf den alten Liebes-Eyern!
Ach! das iſt ein ewig Gattern,
Aus den Schalen kriechen Kuͤchlein,
Und ſie piepſen und ſie flattern,
Und du ſperrſt ſie in ein Buͤchlein!”
XLIII.
Werdet nur nicht ungeduldig,
Wenn von alten Schmerzensklaͤngen
Manche noch vernehmlich klingen
In den neueſten Geſaͤngen.
Wartet nur, es wird verhallen
Dieſes Echo meiner Schmerzen,
Und ein neuer Liederfruͤhling
Sprießt aus dem geheilten Herzen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder01_1826 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder01_1826/58 |
Zitationshilfe: | Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder01_1826/58>, abgerufen am 03.03.2025. |