Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826.II. Abenddämmerung. Am blassen Meeresstrande, Saß ich gedankenbekümmert und einsam. Die Sonne neigte sich tiefer, und warf Glührothe Streifen auf das Wasser, Und die weißen, weiten Wellen, Von der Fluth gedrängt, Schäumten und rauschten näher und näher -- Ein seltsam Geräusch, ein Flüstern und Pfeifen, Ein Lachen und Murmeln, Seufzen und Sausen, Dazwischen ein wiegenliedheimliches Singen -- Mir war als hört' ich verscholl'ne Sagen, Uralte, liebliche Mährchen, Die ich einst, als Knabe, Von Nachbarskindern vernahm, Wenn wir am Sommerabend, II. Abenddaͤmmerung. Am blaſſen Meeresſtrande, Saß ich gedankenbekuͤmmert und einſam. Die Sonne neigte ſich tiefer, und warf Gluͤhrothe Streifen auf das Waſſer, Und die weißen, weiten Wellen, Von der Fluth gedraͤngt, Schaͤumten und rauſchten naͤher und naͤher — Ein ſeltſam Geraͤuſch, ein Fluͤſtern und Pfeifen, Ein Lachen und Murmeln, Seufzen und Sauſen, Dazwiſchen ein wiegenliedheimliches Singen — Mir war als hoͤrt' ich verſcholl'ne Sagen, Uralte, liebliche Maͤhrchen, Die ich einſt, als Knabe, Von Nachbarskindern vernahm, Wenn wir am Sommerabend, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0277" n="265"/> </div> <div n="3"> <head><hi rendition="#aq">II</hi>.<lb/><hi rendition="#g">Abenddaͤmmerung</hi>.<lb/></head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <l>Am blaſſen Meeresſtrande,</l><lb/> <l>Saß ich gedankenbekuͤmmert und einſam.</l><lb/> <l>Die Sonne neigte ſich tiefer, und warf</l><lb/> <l>Gluͤhrothe Streifen auf das Waſſer,</l><lb/> <l>Und die weißen, weiten Wellen,</l><lb/> <l>Von der Fluth gedraͤngt,</l><lb/> <l>Schaͤumten und rauſchten naͤher und naͤher —</l><lb/> <l>Ein ſeltſam Geraͤuſch, ein Fluͤſtern und Pfeifen,</l><lb/> <l>Ein Lachen und Murmeln, Seufzen und Sauſen,</l><lb/> <l>Dazwiſchen ein wiegenliedheimliches Singen —</l><lb/> <l>Mir war als hoͤrt' ich verſcholl'ne Sagen,</l><lb/> <l>Uralte, liebliche Maͤhrchen,</l><lb/> <l>Die ich einſt, als Knabe,</l><lb/> <l>Von Nachbarskindern vernahm,</l><lb/> <l>Wenn wir am Sommerabend,</l><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [265/0277]
II.
Abenddaͤmmerung.
Am blaſſen Meeresſtrande,
Saß ich gedankenbekuͤmmert und einſam.
Die Sonne neigte ſich tiefer, und warf
Gluͤhrothe Streifen auf das Waſſer,
Und die weißen, weiten Wellen,
Von der Fluth gedraͤngt,
Schaͤumten und rauſchten naͤher und naͤher —
Ein ſeltſam Geraͤuſch, ein Fluͤſtern und Pfeifen,
Ein Lachen und Murmeln, Seufzen und Sauſen,
Dazwiſchen ein wiegenliedheimliches Singen —
Mir war als hoͤrt' ich verſcholl'ne Sagen,
Uralte, liebliche Maͤhrchen,
Die ich einſt, als Knabe,
Von Nachbarskindern vernahm,
Wenn wir am Sommerabend,
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