Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826.Die blinde Großmutter sitzt ja Im ledernen Lehnstuhl dort, Unheimlich und starr, wie ein Steinbild, Und spricht kein einziges Wort. Fluchend geht auf und nieder Des Försters rothköpfiger Sohn, Und wirft an die Wand die Büchse, Und lacht vor Wuth und Hohn. Die schöne Spinnerin weinet, Und feuchtet mit Thränen den Flachs; Wimmernd zu ihren Füßen Schmiegt sich des Vaters Dachs. VI. Als ich, auf der Reise, zufällig
Meines Liebchens Familie fand, Schwesterchen, Vater und Mutter, Sie haben mich freudig erkannt. Die blinde Großmutter ſitzt ja Im ledernen Lehnſtuhl dort‚ Unheimlich und ſtarr, wie ein Steinbild, Und ſpricht kein einziges Wort. Fluchend geht auf und nieder Des Foͤrſters rothkoͤpfiger Sohn, Und wirft an die Wand die Buͤchſe, Und lacht vor Wuth und Hohn. Die ſchoͤne Spinnerin weinet‚ Und feuchtet mit Thraͤnen den Flachs; Wimmernd zu ihren Fuͤßen Schmiegt ſich des Vaters Dachs. VI. Als ich, auf der Reiſe, zufaͤllig
Meines Liebchens Familie fand, Schweſterchen, Vater und Mutter, Sie haben mich freudig erkannt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb n="8" facs="#f0020"/> <lg n="3"> <l>Die blinde Großmutter ſitzt ja</l><lb/> <l>Im ledernen Lehnſtuhl dort‚</l><lb/> <l>Unheimlich und ſtarr, wie ein Steinbild,</l><lb/> <l>Und ſpricht kein einziges Wort.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Fluchend geht auf und nieder</l><lb/> <l>Des Foͤrſters rothkoͤpfiger Sohn,</l><lb/> <l>Und wirft an die Wand die Buͤchſe,</l><lb/> <l>Und lacht vor Wuth und Hohn.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Die ſchoͤne Spinnerin weinet‚</l><lb/> <l>Und feuchtet mit Thraͤnen den Flachs;</l><lb/> <l>Wimmernd zu ihren Fuͤßen</l><lb/> <l>Schmiegt ſich des Vaters Dachs.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> </div> <div n="2"> <head><hi rendition="#aq">VI</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Als ich, auf der Reiſe, zufaͤllig</l><lb/> <l>Meines Liebchens Familie fand,</l><lb/> <l>Schweſterchen, Vater und Mutter,</l><lb/> <l>Sie haben mich freudig erkannt.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [8/0020]
Die blinde Großmutter ſitzt ja
Im ledernen Lehnſtuhl dort‚
Unheimlich und ſtarr, wie ein Steinbild,
Und ſpricht kein einziges Wort.
Fluchend geht auf und nieder
Des Foͤrſters rothkoͤpfiger Sohn,
Und wirft an die Wand die Buͤchſe,
Und lacht vor Wuth und Hohn.
Die ſchoͤne Spinnerin weinet‚
Und feuchtet mit Thraͤnen den Flachs;
Wimmernd zu ihren Fuͤßen
Schmiegt ſich des Vaters Dachs.
VI.
Als ich, auf der Reiſe, zufaͤllig
Meines Liebchens Familie fand,
Schweſterchen, Vater und Mutter,
Sie haben mich freudig erkannt.
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Zitationshilfe: | Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder01_1826/20>, abgerufen am 03.03.2025. |