Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.

Bild:
<< vorherige Seite
Fresko-Sonette an Christian S.

I.
Ich tanz' nicht mit, ich räuchre nicht den Klötzen,
Die außen goldig sind, inwendig Sand,
Ich schlag' nicht ein, reicht mir ein Bub die Hand,
Der heimlich mir den Namen will zerfetzen.
Ich beug' mich nicht vor jenen hübschen Metzen,
Die schamlos prunken mit der eignen Schand,
Ich zieh' nicht mit, wenn sich der Pöbel spannt
Vor'n Siegeswagen seiner eiteln Götzen.
Ich weiß es wohl, die Eiche muß erliegen,
Derweil das Rohr am Bach, durch schwankes Biegen,
In Wind und Wetter stehn bleibt, nach wie vor.
Doch sprich, wie weit bringt's wohl am End' solch Rohr?
Welch Glück! als ein Spazierstock dient's dem Stutzer,
Als Kleiderklopfer dient's dem Stiefelputzer.

Fresko-Sonette an Chriſtian S.

I.
Ich tanz' nicht mit, ich räuchre nicht den Klötzen,
Die außen goldig ſind, inwendig Sand,
Ich ſchlag' nicht ein, reicht mir ein Bub die Hand,
Der heimlich mir den Namen will zerfetzen.
Ich beug' mich nicht vor jenen hübſchen Metzen,
Die ſchamlos prunken mit der eignen Schand,
Ich zieh' nicht mit, wenn ſich der Pöbel ſpannt
Vor'n Siegeswagen ſeiner eiteln Götzen.
Ich weiß es wohl, die Eiche muß erliegen,
Derweil das Rohr am Bach, durch ſchwankes Biegen,
In Wind und Wetter ſtehn bleibt, nach wie vor.
Doch ſprich, wie weit bringt's wohl am End' ſolch Rohr?
Welch Glück! als ein Spazierſtock dient's dem Stutzer,
Als Kleiderklopfer dient's dem Stiefelputzer.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0103" n="95"/>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#g">Fresko-Sonette an Chri&#x017F;tian S.</hi><lb/>
            </head>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#aq">I.</hi><lb/>
              </head>
              <lg type="poem">
                <l>Ich tanz' nicht mit, ich räuchre nicht den Klötzen,</l><lb/>
                <l>Die außen goldig &#x017F;ind, inwendig Sand,</l><lb/>
                <l>Ich &#x017F;chlag' nicht ein, reicht mir ein Bub die Hand,</l><lb/>
                <l>Der heimlich mir den Namen will zerfetzen.</l><lb/>
                <l>Ich beug' mich nicht vor jenen hüb&#x017F;chen Metzen,</l><lb/>
                <l>Die &#x017F;chamlos prunken mit der eignen Schand,</l><lb/>
                <l>Ich zieh' nicht mit, wenn &#x017F;ich der Pöbel &#x017F;pannt</l><lb/>
                <l>Vor'n Siegeswagen &#x017F;einer eiteln Götzen.</l><lb/>
                <l>Ich weiß es wohl, die Eiche muß erliegen,</l><lb/>
                <l>Derweil das Rohr am Bach, durch &#x017F;chwankes Biegen,</l><lb/>
                <l>In Wind und Wetter &#x017F;tehn bleibt, nach wie vor.</l><lb/>
                <l>Doch &#x017F;prich, wie weit bringt's wohl am End' &#x017F;olch Rohr?</l><lb/>
                <l>Welch Glück! als ein Spazier&#x017F;tock dient's dem Stutzer,</l><lb/>
                <l>Als Kleiderklopfer dient's dem Stiefelputzer.</l><lb/>
              </lg>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[95/0103] Fresko-Sonette an Chriſtian S. I. Ich tanz' nicht mit, ich räuchre nicht den Klötzen, Die außen goldig ſind, inwendig Sand, Ich ſchlag' nicht ein, reicht mir ein Bub die Hand, Der heimlich mir den Namen will zerfetzen. Ich beug' mich nicht vor jenen hübſchen Metzen, Die ſchamlos prunken mit der eignen Schand, Ich zieh' nicht mit, wenn ſich der Pöbel ſpannt Vor'n Siegeswagen ſeiner eiteln Götzen. Ich weiß es wohl, die Eiche muß erliegen, Derweil das Rohr am Bach, durch ſchwankes Biegen, In Wind und Wetter ſtehn bleibt, nach wie vor. Doch ſprich, wie weit bringt's wohl am End' ſolch Rohr? Welch Glück! als ein Spazierſtock dient's dem Stutzer, Als Kleiderklopfer dient's dem Stiefelputzer.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/103
Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/103>, abgerufen am 26.12.2024.