Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.XV. Das Liedchen von der Reue. Herr Ulrich reitet im grünen Wald, Die Blätter lustig rauschen. Er sieht eine holde Mädchengestalt Durch Baumeszweige lauschen. Der Junker spricht: Wohl kenne ich Dies blühende, glühende Bildniß, Verlockend stets umschwebt es mich In Volksgewühl und Wildniß. Zwei Röslein sind die Lippen dort, Die lieblichen, die frischen; Doch manches häßlich bitt're Wort Schleicht tückisch oft dazwischen. Drum gleicht dies Mündlein gar genau
Den hübschen Rosenbüschen, Wo gift'ge Schlangen wunderschlau Im dunkeln Laube zischen. XV. Das Liedchen von der Reue. Herr Ulrich reitet im grünen Wald, Die Blätter luſtig rauſchen. Er ſieht eine holde Mädchengeſtalt Durch Baumeszweige lauſchen. Der Junker ſpricht: Wohl kenne ich Dies blühende, glühende Bildniß, Verlockend ſtets umſchwebt es mich In Volksgewühl und Wildniß. Zwei Röslein ſind die Lippen dort, Die lieblichen, die friſchen; Doch manches häßlich bitt're Wort Schleicht tückiſch oft dazwiſchen. Drum gleicht dies Mündlein gar genau
Den hübſchen Roſenbüſchen, Wo gift'ge Schlangen wunderſchlau Im dunkeln Laube ziſchen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0087" n="79"/> </div> <div n="3"> <head><hi rendition="#aq">XV.</hi><lb/><hi rendition="#g">Das Liedchen von der Reue</hi>.<lb/></head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Herr Ulrich reitet im grünen Wald,</l><lb/> <l>Die Blätter luſtig rauſchen.</l><lb/> <l>Er ſieht eine holde Mädchengeſtalt</l><lb/> <l>Durch Baumeszweige lauſchen.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Der Junker ſpricht: Wohl kenne ich</l><lb/> <l>Dies blühende, glühende Bildniß,</l><lb/> <l>Verlockend ſtets umſchwebt es mich</l><lb/> <l>In Volksgewühl und Wildniß.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Zwei Röslein ſind die Lippen dort,</l><lb/> <l>Die lieblichen, die friſchen;</l><lb/> <l>Doch manches häßlich bitt're Wort</l><lb/> <l>Schleicht tückiſch oft dazwiſchen.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Drum gleicht dies Mündlein gar genau</l><lb/> <l>Den hübſchen Roſenbüſchen,</l><lb/> <l>Wo gift'ge Schlangen wunderſchlau</l><lb/> <l>Im dunkeln Laube ziſchen.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [79/0087]
XV.
Das Liedchen von der Reue.
Herr Ulrich reitet im grünen Wald,
Die Blätter luſtig rauſchen.
Er ſieht eine holde Mädchengeſtalt
Durch Baumeszweige lauſchen.
Der Junker ſpricht: Wohl kenne ich
Dies blühende, glühende Bildniß,
Verlockend ſtets umſchwebt es mich
In Volksgewühl und Wildniß.
Zwei Röslein ſind die Lippen dort,
Die lieblichen, die friſchen;
Doch manches häßlich bitt're Wort
Schleicht tückiſch oft dazwiſchen.
Drum gleicht dies Mündlein gar genau
Den hübſchen Roſenbüſchen,
Wo gift'ge Schlangen wunderſchlau
Im dunkeln Laube ziſchen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |