Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.X. Da hab' ich viel blasse Leichen Beschworen mit Wortesmacht; Die wollen nun nicht mehr weichen Zurück in die alte Nacht. Das zähmende Sprüchlein vom Meister Vergaß ich vor Schauer und Graus, Nun zieh'n die eig'nen Geister Mich selber in's neblichte Haus. Laßt ab, ihr finstren Dämonen! Laßt ab, und drängt mich nicht! Noch manche Freude mag wohnen Hier oben im Rosenlicht. Ich muß ja immer streben
Nach der Blume wunderhold; Was bedeutet' mein ganzes Leben, Wenn ich Sie nicht lieben gesollt? X. Da hab' ich viel blaſſe Leichen Beſchworen mit Wortesmacht; Die wollen nun nicht mehr weichen Zurück in die alte Nacht. Das zähmende Sprüchlein vom Meiſter Vergaß ich vor Schauer und Graus, Nun zieh'n die eig'nen Geiſter Mich ſelber in's neblichte Haus. Laßt ab, ihr finſtren Dämonen! Laßt ab, und drängt mich nicht! Noch manche Freude mag wohnen Hier oben im Roſenlicht. Ich muß ja immer ſtreben
Nach der Blume wunderhold; Was bedeutet' mein ganzes Leben, Wenn ich Sie nicht lieben geſollt? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0044" n="36"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">X.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Da hab' ich viel blaſſe Leichen</l><lb/> <l>Beſchworen mit Wortesmacht;</l><lb/> <l>Die wollen nun nicht mehr weichen</l><lb/> <l>Zurück in die alte Nacht.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Das zähmende Sprüchlein vom Meiſter</l><lb/> <l>Vergaß ich vor Schauer und Graus,</l><lb/> <l>Nun zieh'n die eig'nen Geiſter</l><lb/> <l>Mich ſelber in's neblichte Haus.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Laßt ab, ihr finſtren Dämonen!</l><lb/> <l>Laßt ab, und drängt mich nicht!</l><lb/> <l>Noch manche Freude mag wohnen</l><lb/> <l>Hier oben im Roſenlicht.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Ich muß ja immer ſtreben</l><lb/> <l>Nach der Blume wunderhold;</l><lb/> <l>Was bedeutet' mein ganzes Leben,</l><lb/> <l>Wenn ich Sie nicht lieben geſollt?</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [36/0044]
X.
Da hab' ich viel blaſſe Leichen
Beſchworen mit Wortesmacht;
Die wollen nun nicht mehr weichen
Zurück in die alte Nacht.
Das zähmende Sprüchlein vom Meiſter
Vergaß ich vor Schauer und Graus,
Nun zieh'n die eig'nen Geiſter
Mich ſelber in's neblichte Haus.
Laßt ab, ihr finſtren Dämonen!
Laßt ab, und drängt mich nicht!
Noch manche Freude mag wohnen
Hier oben im Roſenlicht.
Ich muß ja immer ſtreben
Nach der Blume wunderhold;
Was bedeutet' mein ganzes Leben,
Wenn ich Sie nicht lieben geſollt?
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