Ich lag und schlief, und schlief recht mild, Verscheucht war Gram und Leid; Da kam zu mir ein Traumgebild, Die allerschönste Maid.
Sie war wie Marmelstein so bleich, Und heimlich wunderbar; Im Auge schwamm es perlengleich, Gar seltsam wallt' ihr Haar.
Und leise, leise sich bewegt Die marmorblasse Maid, Und an mein Herz sich niederlegt Die marmorblasse Maid.
Wie bebt und pocht vor Weh und Lust, Mein Herz, und brennet heiß! Nicht bebt, nicht pocht der Schönen Brust, Die ist so kalt wie Eis.
IX.
Ich lag und ſchlief, und ſchlief recht mild, Verſcheucht war Gram und Leid; Da kam zu mir ein Traumgebild, Die allerſchönſte Maid.
Sie war wie Marmelſtein ſo bleich, Und heimlich wunderbar; Im Auge ſchwamm es perlengleich, Gar ſeltſam wallt' ihr Haar.
Und leiſe, leiſe ſich bewegt Die marmorblaſſe Maid, Und an mein Herz ſich niederlegt Die marmorblaſſe Maid.
Wie bebt und pocht vor Weh und Luſt, Mein Herz, und brennet heiß! Nicht bebt, nicht pocht der Schönen Bruſt, Die iſt ſo kalt wie Eis.
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IX.
Ich lag und ſchlief, und ſchlief recht mild,
Verſcheucht war Gram und Leid;
Da kam zu mir ein Traumgebild,
Die allerſchönſte Maid.
Sie war wie Marmelſtein ſo bleich,
Und heimlich wunderbar;
Im Auge ſchwamm es perlengleich,
Gar ſeltſam wallt' ihr Haar.
Und leiſe, leiſe ſich bewegt
Die marmorblaſſe Maid,
Und an mein Herz ſich niederlegt
Die marmorblaſſe Maid.
Wie bebt und pocht vor Weh und Luſt,
Mein Herz, und brennet heiß!
Nicht bebt, nicht pocht der Schönen Bruſt,
Die iſt ſo kalt wie Eis.
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Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/42>, abgerufen am 22.02.2025.
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