Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.LXXX. Auf den Wällen Salamankas Sind die Lüfte lind und labend; Dort, mit meiner holden Donna, Wandle ich am Sommerabend. Um den schlanken Leib der Schönen Hab' ich meinen Arm gebogen, Und mit sel'gem Finger fühl' ich Ihres Busens stolzes Wogen. Doch ein ängstliches Geflüster Zieht sich durch die Lindenbäume, Und der dunkle Mühlbach unten Murmelt böse, bange Träume. "Ach, Sennora, Ahnung sagt mir: Einst wird man mich relegiren, Und auf Salamankas Wällen Geh'n wir nimmermehr spazieren." LXXX. Auf den Wällen Salamankas Sind die Lüfte lind und labend; Dort, mit meiner holden Donna, Wandle ich am Sommerabend. Um den ſchlanken Leib der Schönen Hab' ich meinen Arm gebogen, Und mit ſel'gem Finger fühl' ich Ihres Buſens ſtolzes Wogen. Doch ein ängſtliches Geflüſter Zieht ſich durch die Lindenbäume, Und der dunkle Mühlbach unten Murmelt böſe, bange Träume. „Ach, Sennora, Ahnung ſagt mir: Einſt wird man mich relegiren, Und auf Salamankas Wällen Geh'n wir nimmermehr ſpazieren.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0259" n="251"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">LXXX.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Auf den Wällen Salamankas</l><lb/> <l>Sind die Lüfte lind und labend;</l><lb/> <l>Dort, mit meiner holden Donna,</l><lb/> <l>Wandle ich am Sommerabend.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Um den ſchlanken Leib der Schönen</l><lb/> <l>Hab' ich meinen Arm gebogen,</l><lb/> <l>Und mit ſel'gem Finger fühl' ich</l><lb/> <l>Ihres Buſens ſtolzes Wogen.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Doch ein ängſtliches Geflüſter</l><lb/> <l>Zieht ſich durch die Lindenbäume,</l><lb/> <l>Und der dunkle Mühlbach unten</l><lb/> <l>Murmelt böſe, bange Träume.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>„Ach, Sennora, Ahnung ſagt mir:</l><lb/> <l>Einſt wird man mich relegiren,</l><lb/> <l>Und auf Salamankas Wällen</l><lb/> <l>Geh'n wir nimmermehr ſpazieren.“</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [251/0259]
LXXX.
Auf den Wällen Salamankas
Sind die Lüfte lind und labend;
Dort, mit meiner holden Donna,
Wandle ich am Sommerabend.
Um den ſchlanken Leib der Schönen
Hab' ich meinen Arm gebogen,
Und mit ſel'gem Finger fühl' ich
Ihres Buſens ſtolzes Wogen.
Doch ein ängſtliches Geflüſter
Zieht ſich durch die Lindenbäume,
Und der dunkle Mühlbach unten
Murmelt böſe, bange Träume.
„Ach, Sennora, Ahnung ſagt mir:
Einſt wird man mich relegiren,
Und auf Salamankas Wällen
Geh'n wir nimmermehr ſpazieren.“
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Zitationshilfe: | Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/259>, abgerufen am 22.02.2025. |