Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.XII. Der Abend kommt gezogen, Der Nebel bedeckt die See; Geheimnißvoll rauschen die Wogen, Da steigt es weiß in die Höh'. Die Meerfrau steigt aus den Wellen, Und setzt sich zu mir, am Strand; Die weißen Brüste quellen Hervor aus dem Schleiergewand. Sie drückt mich und sie preßt mich Und thut mir fast ein Weh'; Du drückst ja viel zu fest mich, Du schöne Wasserfee! "Ich presse dich, in meinen Armen,
Und drücke dich mit Gewalt; Ich will bei dir erwarmen, Der Abend ist gar zu kalt." XII. Der Abend kommt gezogen, Der Nebel bedeckt die See; Geheimnißvoll rauſchen die Wogen, Da ſteigt es weiß in die Höh'. Die Meerfrau ſteigt aus den Wellen, Und ſetzt ſich zu mir, am Strand; Die weißen Brüſte quellen Hervor aus dem Schleiergewand. Sie drückt mich und ſie preßt mich Und thut mir faſt ein Weh'; Du drückſt ja viel zu feſt mich, Du ſchöne Waſſerfee! „Ich preſſe dich, in meinen Armen,
Und drücke dich mit Gewalt; Ich will bei dir erwarmen, Der Abend iſt gar zu kalt.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0198" n="190"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">XII.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Der Abend kommt gezogen,</l><lb/> <l>Der Nebel bedeckt die See;</l><lb/> <l>Geheimnißvoll rauſchen die Wogen,</l><lb/> <l>Da ſteigt es weiß in die Höh'.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Die Meerfrau ſteigt aus den Wellen,</l><lb/> <l>Und ſetzt ſich zu mir, am Strand;</l><lb/> <l>Die weißen Brüſte quellen</l><lb/> <l>Hervor aus dem Schleiergewand.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Sie drückt mich und ſie preßt mich</l><lb/> <l>Und thut mir faſt ein Weh';</l><lb/> <l>Du drückſt ja viel zu feſt mich,</l><lb/> <l>Du ſchöne Waſſerfee!</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>„Ich preſſe dich, in meinen Armen,</l><lb/> <l>Und drücke dich mit Gewalt;</l><lb/> <l>Ich will bei dir erwarmen,</l><lb/> <l>Der Abend iſt gar zu kalt.“</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [190/0198]
XII.
Der Abend kommt gezogen,
Der Nebel bedeckt die See;
Geheimnißvoll rauſchen die Wogen,
Da ſteigt es weiß in die Höh'.
Die Meerfrau ſteigt aus den Wellen,
Und ſetzt ſich zu mir, am Strand;
Die weißen Brüſte quellen
Hervor aus dem Schleiergewand.
Sie drückt mich und ſie preßt mich
Und thut mir faſt ein Weh';
Du drückſt ja viel zu feſt mich,
Du ſchöne Waſſerfee!
„Ich preſſe dich, in meinen Armen,
Und drücke dich mit Gewalt;
Ich will bei dir erwarmen,
Der Abend iſt gar zu kalt.“
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Zitationshilfe: | Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/198>, abgerufen am 22.02.2025. |