Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.LI. Sie saßen und tranken am Theetisch, Und sprachen von Liebe viel. Die Herren, die waren ästhetisch, Die Damen von zartem Gefühl. Die Liebe muß seyn platonisch, Der dürre Hofrath sprach. Die Hofräthin lächelt ironisch, Und dennoch seufzet sie: Ach! Der Domherr öffnet den Mund weit: Die Liebe sey nicht zu roh, Sie schadet sonst der Gesundheit. Das Fräulein lispelt: wie so? Die Gräfin spricht wehmüthig:
Die Liebe ist eine Passion! Und präsentiret gütig Die Tasse dem Herren Baron. LI. Sie ſaßen und tranken am Theetiſch, Und ſprachen von Liebe viel. Die Herren, die waren äſthetiſch, Die Damen von zartem Gefühl. Die Liebe muß ſeyn platoniſch, Der dürre Hofrath ſprach. Die Hofräthin lächelt ironiſch, Und dennoch ſeufzet ſie: Ach! Der Domherr öffnet den Mund weit: Die Liebe ſey nicht zu roh, Sie ſchadet ſonſt der Geſundheit. Das Fräulein lispelt: wie ſo? Die Gräfin ſpricht wehmüthig:
Die Liebe iſt eine Paſſion! Und präſentiret gütig Die Taſſe dem Herren Baron. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0162" n="154"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">LI.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Sie ſaßen und tranken am Theetiſch,</l><lb/> <l>Und ſprachen von Liebe viel.</l><lb/> <l>Die Herren, die waren äſthetiſch,</l><lb/> <l>Die Damen von zartem Gefühl.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Die Liebe muß ſeyn platoniſch,</l><lb/> <l>Der dürre Hofrath ſprach.</l><lb/> <l>Die Hofräthin lächelt ironiſch,</l><lb/> <l>Und dennoch ſeufzet ſie: Ach!</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Der Domherr öffnet den Mund weit:</l><lb/> <l>Die Liebe ſey nicht zu roh,</l><lb/> <l>Sie ſchadet ſonſt der Geſundheit.</l><lb/> <l>Das Fräulein lispelt: wie ſo?</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Die Gräfin ſpricht wehmüthig:</l><lb/> <l>Die Liebe iſt eine Paſſion!</l><lb/> <l>Und präſentiret gütig</l><lb/> <l>Die Taſſe dem Herren Baron.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [154/0162]
LI.
Sie ſaßen und tranken am Theetiſch,
Und ſprachen von Liebe viel.
Die Herren, die waren äſthetiſch,
Die Damen von zartem Gefühl.
Die Liebe muß ſeyn platoniſch,
Der dürre Hofrath ſprach.
Die Hofräthin lächelt ironiſch,
Und dennoch ſeufzet ſie: Ach!
Der Domherr öffnet den Mund weit:
Die Liebe ſey nicht zu roh,
Sie ſchadet ſonſt der Geſundheit.
Das Fräulein lispelt: wie ſo?
Die Gräfin ſpricht wehmüthig:
Die Liebe iſt eine Paſſion!
Und präſentiret gütig
Die Taſſe dem Herren Baron.
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Zitationshilfe: | Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/162>, abgerufen am 22.02.2025. |