Mein süßes Lieb, wenn du im Grab, Im dunkeln Grab wirst liegen, Dann steig' ich langsam zu dir hinab, Und will mich an dich schmiegen.
Ich kuss', ich umschlinge, ich presse dich wild, Du Stille, du Kalte, du Bleiche! Ich jauchze, ich zitt're, ich weine mild, Ich werde selber zur Leiche.
Die Todten stehn auf, die Mitternacht ruft, Sie tanzen im luftigen Schwarme; Wir beide bleiben in der Gruft, Ich liege in deinem Arme.
Die Todten stehn auf, der Tag des Gerichts Ruft sie zu Qual und Vergnügen; Wir beide bekümmern uns um nichts, Und bleiben umschlungen liegen.
XXXII.
Mein ſüßes Lieb, wenn du im Grab, Im dunkeln Grab wirſt liegen, Dann ſteig' ich langſam zu dir hinab, Und will mich an dich ſchmiegen.
Ich kuſſ', ich umſchlinge, ich preſſe dich wild, Du Stille, du Kalte, du Bleiche! Ich jauchze, ich zitt're, ich weine mild, Ich werde ſelber zur Leiche.
Die Todten ſtehn auf, die Mitternacht ruft, Sie tanzen im luftigen Schwarme; Wir beide bleiben in der Gruft, Ich liege in deinem Arme.
Die Todten ſtehn auf, der Tag des Gerichts Ruft ſie zu Qual und Vergnügen; Wir beide bekümmern uns um nichts, Und bleiben umſchlungen liegen.
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XXXII.
Mein ſüßes Lieb, wenn du im Grab,
Im dunkeln Grab wirſt liegen,
Dann ſteig' ich langſam zu dir hinab,
Und will mich an dich ſchmiegen.
Ich kuſſ', ich umſchlinge, ich preſſe dich wild,
Du Stille, du Kalte, du Bleiche!
Ich jauchze, ich zitt're, ich weine mild,
Ich werde ſelber zur Leiche.
Die Todten ſtehn auf, die Mitternacht ruft,
Sie tanzen im luftigen Schwarme;
Wir beide bleiben in der Gruft,
Ich liege in deinem Arme.
Die Todten ſtehn auf, der Tag des Gerichts
Ruft ſie zu Qual und Vergnügen;
Wir beide bekümmern uns um nichts,
Und bleiben umſchlungen liegen.
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Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/144>, abgerufen am 22.02.2025.
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