Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.Traumbilder. I. Mir träumte einst von wildem Liebesglühen, Von hübschen Locken, Myrthen und Resede, Von süßen Lippen und von bittrer Rede, Von düstrer Lieder düstern Melodien. Verblichen und verweht sind längst die Träume, Verweht ist gar mein liebstes Traumgebild! Geblieben ist mir nur, was glutherfüllt Ich einst gegossen hab' in weiche Reime. Du bleibst, verwaistes Lied! Verweh' jetzt auch, Und such' das Traumbild, das mir längst entschwunden, Und grüß' es mir, wenn du es aufgefunden -- Dem luft'gen Schatten send' ich luft'gen Hauch. Traumbilder. I. Mir träumte einſt von wildem Liebesglühen, Von hübſchen Locken, Myrthen und Reſede, Von ſüßen Lippen und von bittrer Rede, Von düſtrer Lieder düſtern Melodien. Verblichen und verweht ſind längſt die Träume, Verweht iſt gar mein liebſtes Traumgebild! Geblieben iſt mir nur, was glutherfüllt Ich einſt gegoſſen hab' in weiche Reime. Du bleibſt, verwaiſtes Lied! Verweh' jetzt auch, Und ſuch' das Traumbild, das mir längſt entſchwunden, Und grüß' es mir, wenn du es aufgefunden — Dem luft'gen Schatten ſend' ich luft'gen Hauch. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0013" n="[5]"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Traumbilder</hi>.<lb/></head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">I.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">M</hi>ir träumte einſt von wildem Liebesglühen,</l><lb/> <l>Von hübſchen Locken, Myrthen und Reſede,</l><lb/> <l>Von ſüßen Lippen und von bittrer Rede,</l><lb/> <l>Von düſtrer Lieder düſtern Melodien.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Verblichen und verweht ſind längſt die Träume,</l><lb/> <l>Verweht iſt gar mein liebſtes Traumgebild!</l><lb/> <l>Geblieben iſt mir nur, was glutherfüllt</l><lb/> <l>Ich einſt gegoſſen hab' in weiche Reime.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Du bleibſt, verwaiſtes Lied! Verweh' jetzt auch,</l><lb/> <l>Und ſuch' das Traumbild, das mir längſt entſchwunden,</l><lb/> <l>Und grüß' es mir, wenn du es aufgefunden —</l><lb/> <l>Dem luft'gen Schatten ſend' ich luft'gen Hauch.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[5]/0013]
Traumbilder.
I.
Mir träumte einſt von wildem Liebesglühen,
Von hübſchen Locken, Myrthen und Reſede,
Von ſüßen Lippen und von bittrer Rede,
Von düſtrer Lieder düſtern Melodien.
Verblichen und verweht ſind längſt die Träume,
Verweht iſt gar mein liebſtes Traumgebild!
Geblieben iſt mir nur, was glutherfüllt
Ich einſt gegoſſen hab' in weiche Reime.
Du bleibſt, verwaiſtes Lied! Verweh' jetzt auch,
Und ſuch' das Traumbild, das mir längſt entſchwunden,
Und grüß' es mir, wenn du es aufgefunden —
Dem luft'gen Schatten ſend' ich luft'gen Hauch.
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