Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.

Bild:
<< vorherige Seite
Prolog.

Es war mal ein Ritter, trübselig und stumm,
Mit hohlen, schneeweißen Wangen;
Er schwankte und schlenderte schlotternd herum,
In dumpfen Träumen befangen.
Er war so hölzern, so täppisch, so links,
Die Blümlein und Mägdlein, die kicherten rings,
Wenn er stolpernd vorbeigegangen.
Oft saß er im finstersten Winkel zu Haus;
Er hatt' sich vor Menschen verkrochen.
Da streckte er sehnend die Arme aus,
Doch hat er kein Wörtlein gesprochen.
Kam aber die Mitternachtstunde heran,
Ein seltsames Singen und Klingen begann.
An die Thüre da hört er es pochen.
Prolog.

Es war mal ein Ritter, trübſelig und ſtumm,
Mit hohlen, ſchneeweißen Wangen;
Er ſchwankte und ſchlenderte ſchlotternd herum,
In dumpfen Träumen befangen.
Er war ſo hölzern, ſo täppiſch, ſo links,
Die Blümlein und Mägdlein, die kicherten rings,
Wenn er ſtolpernd vorbeigegangen.
Oft ſaß er im finſterſten Winkel zu Haus;
Er hatt' ſich vor Menſchen verkrochen.
Da ſtreckte er ſehnend die Arme aus,
Doch hat er kein Wörtlein geſprochen.
Kam aber die Mitternachtſtunde heran,
Ein ſeltſames Singen und Klingen begann.
An die Thüre da hört er es pochen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0117" n="[109]"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Prolog</hi>.<lb/></head>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">E</hi>s war mal ein Ritter, trüb&#x017F;elig und &#x017F;tumm,</l><lb/>
              <l>Mit hohlen, &#x017F;chneeweißen Wangen;</l><lb/>
              <l>Er &#x017F;chwankte und &#x017F;chlenderte &#x017F;chlotternd herum,</l><lb/>
              <l>In dumpfen Träumen befangen.</l><lb/>
              <l>Er war &#x017F;o hölzern, &#x017F;o täppi&#x017F;ch, &#x017F;o links,</l><lb/>
              <l>Die Blümlein und Mägdlein, die kicherten rings,</l><lb/>
              <l>Wenn er &#x017F;tolpernd vorbeigegangen.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="2">
              <l>Oft &#x017F;aß er im fin&#x017F;ter&#x017F;ten Winkel zu Haus;</l><lb/>
              <l>Er hatt' &#x017F;ich vor Men&#x017F;chen verkrochen.</l><lb/>
              <l>Da &#x017F;treckte er &#x017F;ehnend die Arme aus,</l><lb/>
              <l>Doch hat er kein Wörtlein ge&#x017F;prochen.</l><lb/>
              <l>Kam aber die Mitternacht&#x017F;tunde heran,</l><lb/>
              <l>Ein &#x017F;elt&#x017F;ames Singen und Klingen begann.</l><lb/>
              <l>An die Thüre da hört er es pochen.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[109]/0117] Prolog. Es war mal ein Ritter, trübſelig und ſtumm, Mit hohlen, ſchneeweißen Wangen; Er ſchwankte und ſchlenderte ſchlotternd herum, In dumpfen Träumen befangen. Er war ſo hölzern, ſo täppiſch, ſo links, Die Blümlein und Mägdlein, die kicherten rings, Wenn er ſtolpernd vorbeigegangen. Oft ſaß er im finſterſten Winkel zu Haus; Er hatt' ſich vor Menſchen verkrochen. Da ſtreckte er ſehnend die Arme aus, Doch hat er kein Wörtlein geſprochen. Kam aber die Mitternachtſtunde heran, Ein ſeltſames Singen und Klingen begann. An die Thüre da hört er es pochen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/117
Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827, S. [109]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/117>, abgerufen am 30.12.2024.