Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.V. In stiller, wehmuthweicher Abendstunde, Umklingen mich die längst verscholl'nen Lieder, Und Thränen rollen von der Wange nieder, Und Blut entquillt der alten Herzenswunde. Und wie in eines Zauberspiegels Grunde Seh' ich das Bildniß meiner Liebsten wieder; Sie sitzt am Arbeitstisch', im rothen Mieder, Und Stille herrscht in ihrer heilgen Runde. Doch plötzlich springt sie auf vom Stuhl und schneidet Von ihrem Haupt die schönste aller Locken, Und gibt sie mir, -- vor Freud bin ich erschrocken Mephisto hat die Freude mir verleidet. Er spann ein festes Seil von jenen Haaren, Und schleift mich dran herum seit vielen Jahren. *
V. In ſtiller, wehmuthweicher Abendſtunde, Umklingen mich die längſt verſcholl'nen Lieder, Und Thränen rollen von der Wange nieder, Und Blut entquillt der alten Herzenswunde. Und wie in eines Zauberſpiegels Grunde Seh' ich das Bildniß meiner Liebſten wieder; Sie ſitzt am Arbeitstiſch', im rothen Mieder, Und Stille herrſcht in ihrer heilgen Runde. Doch plötzlich ſpringt ſie auf vom Stuhl und ſchneidet Von ihrem Haupt die ſchönſte aller Locken, Und gibt ſie mir, — vor Freud bin ich erſchrocken Mephiſto hat die Freude mir verleidet. Er ſpann ein feſtes Seil von jenen Haaren, Und ſchleift mich dran herum ſeit vielen Jahren. *
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V.
In ſtiller, wehmuthweicher Abendſtunde,
Umklingen mich die längſt verſcholl'nen Lieder,
Und Thränen rollen von der Wange nieder,
Und Blut entquillt der alten Herzenswunde.
Und wie in eines Zauberſpiegels Grunde
Seh' ich das Bildniß meiner Liebſten wieder;
Sie ſitzt am Arbeitstiſch', im rothen Mieder,
Und Stille herrſcht in ihrer heilgen Runde.
Doch plötzlich ſpringt ſie auf vom Stuhl und ſchneidet
Von ihrem Haupt die ſchönſte aller Locken,
Und gibt ſie mir, — vor Freud bin ich erſchrocken
Mephiſto hat die Freude mir verleidet.
Er ſpann ein feſtes Seil von jenen Haaren,
Und ſchleift mich dran herum ſeit vielen Jahren.
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