Im tollen Wahn hatt' ich dich einst verlassen, Ich wollte gehn die ganze Welt zu Ende, Und wollte sehn ob ich die Liebe fände, Um liebevoll die Liebe zu umfassen. Die Liebe suchte ich auf allen Gassen, Vor jeder Thüre streckt' ich aus die Hände, Und bettelte um gringe Liebesspende, -- Doch lachend gab man mir nur kaltes Hassen. Und immer irrte ich nach Liebe, immer Nach Liebe, doch die Liebe fand ich nimmer, Und kehrte um nach Hause, krank und trübe. Doch da bist du entgegen mir gekommen, Und ach! was da in deinem Aug' geschwommen, Das war die süße, langgesuchte Liebe.
II.
Im tollen Wahn hatt' ich dich einſt verlaſſen, Ich wollte gehn die ganze Welt zu Ende, Und wollte ſehn ob ich die Liebe fände, Um liebevoll die Liebe zu umfaſſen. Die Liebe ſuchte ich auf allen Gaſſen, Vor jeder Thüre ſtreckt' ich aus die Hände, Und bettelte um gringe Liebesſpende, — Doch lachend gab man mir nur kaltes Haſſen. Und immer irrte ich nach Liebe, immer Nach Liebe, doch die Liebe fand ich nimmer, Und kehrte um nach Hauſe, krank und trübe. Doch da biſt du entgegen mir gekommen, Und ach! was da in deinem Aug' geſchwommen, Das war die ſüße, langgeſuchte Liebe.
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II.
Im tollen Wahn hatt' ich dich einſt verlaſſen,
Ich wollte gehn die ganze Welt zu Ende,
Und wollte ſehn ob ich die Liebe fände,
Um liebevoll die Liebe zu umfaſſen.
Die Liebe ſuchte ich auf allen Gaſſen,
Vor jeder Thüre ſtreckt' ich aus die Hände,
Und bettelte um gringe Liebesſpende, —
Doch lachend gab man mir nur kaltes Haſſen.
Und immer irrte ich nach Liebe, immer
Nach Liebe, doch die Liebe fand ich nimmer,
Und kehrte um nach Hauſe, krank und trübe.
Doch da biſt du entgegen mir gekommen,
Und ach! was da in deinem Aug' geſchwommen,
Das war die ſüße, langgeſuchte Liebe.
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Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/101>, abgerufen am 22.02.2025.
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