ist, so unmittelbar an und für sich ist die Besonderheit auch Einzelnheit, welche zunächst als drittes Mo- ment des Begriffes, insofern sie gegen die beyden er- sten festgehalten wird, aber auch als die absolute Rück- kehr desselben in sich, und zugleich als der gesetzte Verlust seiner selbst zu betrachten ist.
Anmerkung.
Allgemeinheit, Besonderheit und Ein- zelnheit sind nach dem bisherigen die drey bestimm- ten Begriffe, wenn man sie nemlich zählen will. Es ist schon früher gezeigt worden, daß die Zahl eine un- passende Form ist, um Begriffsbestimmungen darein zu fassen, aber am unpassendsten vollends für Bestim- mungen des Begriffs selbst; die Zahl, da sie das Eins zum Princip hat, macht die gezählten zu ganz abgeson- derten und einander ganz gleichgültigen. Es hat sich im Bisherigen ergeben, daß die verschiedenen bestimm- ten Begriffe schlechthin vielmehr nur Einer und der- selbe Begriff sind, als daß sie in die Zahl aus einan- der fallen.
In der sonst gewöhnlichen Abhandlung der Logik kommen mancherley Eintheilungen und Arten von Begriffen vor. Es fällt sogleich die Inconsequenz daran in die Augen, daß die Arten so eingeführt wer- den: Es gibt der Quantität, Qualität u. s. f. nach folgende Begriffe. Es gibt, drückt keine andere Be- rechtigung aus, als die, daß man solche Arten vorfin- det und sie sich nach der Erfahrung zeigen. Man erhält auf diese Weise eine empirische Logik, -- eine sonderbare Wissenschaft, eine irrationelle Er- kenntniß des Rationellen. Die Logik gibt hierdurch ein sehr übles Beyspiel der Befolgung ihrer eigenen
Leh
I.Kapitel. Der Begriff.
iſt, ſo unmittelbar an und fuͤr ſich iſt die Beſonderheit auch Einzelnheit, welche zunaͤchſt als drittes Mo- ment des Begriffes, inſofern ſie gegen die beyden er- ſten feſtgehalten wird, aber auch als die abſolute Ruͤck- kehr deſſelben in ſich, und zugleich als der geſetzte Verluſt ſeiner ſelbſt zu betrachten iſt.
Anmerkung.
Allgemeinheit, Beſonderheit und Ein- zelnheit ſind nach dem bisherigen die drey beſtimm- ten Begriffe, wenn man ſie nemlich zaͤhlen will. Es iſt ſchon fruͤher gezeigt worden, daß die Zahl eine un- paſſende Form iſt, um Begriffsbeſtimmungen darein zu faſſen, aber am unpaſſendſten vollends fuͤr Beſtim- mungen des Begriffs ſelbſt; die Zahl, da ſie das Eins zum Princip hat, macht die gezaͤhlten zu ganz abgeſon- derten und einander ganz gleichguͤltigen. Es hat ſich im Bisherigen ergeben, daß die verſchiedenen beſtimm- ten Begriffe ſchlechthin vielmehr nur Einer und der- ſelbe Begriff ſind, als daß ſie in die Zahl aus einan- der fallen.
In der ſonſt gewoͤhnlichen Abhandlung der Logik kommen mancherley Eintheilungen und Arten von Begriffen vor. Es faͤllt ſogleich die Inconſequenz daran in die Augen, daß die Arten ſo eingefuͤhrt wer- den: Es gibt der Quantitaͤt, Qualitaͤt u. ſ. f. nach folgende Begriffe. Es gibt, druͤckt keine andere Be- rechtigung aus, als die, daß man ſolche Arten vorfin- det und ſie ſich nach der Erfahrung zeigen. Man erhaͤlt auf dieſe Weiſe eine empiriſche Logik, — eine ſonderbare Wiſſenſchaft, eine irrationelle Er- kenntniß des Rationellen. Die Logik gibt hierdurch ein ſehr uͤbles Beyſpiel der Befolgung ihrer eigenen
Leh
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[55/0073]
I. Kapitel. Der Begriff.
iſt, ſo unmittelbar an und fuͤr ſich iſt die Beſonderheit
auch Einzelnheit, welche zunaͤchſt als drittes Mo-
ment des Begriffes, inſofern ſie gegen die beyden er-
ſten feſtgehalten wird, aber auch als die abſolute Ruͤck-
kehr deſſelben in ſich, und zugleich als der geſetzte
Verluſt ſeiner ſelbſt zu betrachten iſt.
Anmerkung.
Allgemeinheit, Beſonderheit und Ein-
zelnheit ſind nach dem bisherigen die drey beſtimm-
ten Begriffe, wenn man ſie nemlich zaͤhlen will. Es
iſt ſchon fruͤher gezeigt worden, daß die Zahl eine un-
paſſende Form iſt, um Begriffsbeſtimmungen darein zu
faſſen, aber am unpaſſendſten vollends fuͤr Beſtim-
mungen des Begriffs ſelbſt; die Zahl, da ſie das Eins
zum Princip hat, macht die gezaͤhlten zu ganz abgeſon-
derten und einander ganz gleichguͤltigen. Es hat ſich
im Bisherigen ergeben, daß die verſchiedenen beſtimm-
ten Begriffe ſchlechthin vielmehr nur Einer und der-
ſelbe Begriff ſind, als daß ſie in die Zahl aus einan-
der fallen.
In der ſonſt gewoͤhnlichen Abhandlung der Logik
kommen mancherley Eintheilungen und Arten
von Begriffen vor. Es faͤllt ſogleich die Inconſequenz
daran in die Augen, daß die Arten ſo eingefuͤhrt wer-
den: Es gibt der Quantitaͤt, Qualitaͤt u. ſ. f. nach
folgende Begriffe. Es gibt, druͤckt keine andere Be-
rechtigung aus, als die, daß man ſolche Arten vorfin-
det und ſie ſich nach der Erfahrung zeigen. Man
erhaͤlt auf dieſe Weiſe eine empiriſche Logik, —
eine ſonderbare Wiſſenſchaft, eine irrationelle Er-
kenntniß des Rationellen. Die Logik gibt hierdurch
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/73>, abgerufen am 03.03.2025.
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