Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Kapitel. Der Mechanismus.
die Gewohnheit, eine mechanische Handlungs-
weise
bedeuten, daß die eigenthümliche Durchdringung
und Gegenwart des Geistes bey demjenigen fehlt, was
er auffaßt oder thut. Ob zwar sein theoretischer oder
praktischer Mechanismus nicht ohne seine Selbstthätig-
keit, einen Trieb und Bewußtseyn Statt finden kann, so
fehlt darin doch die Freyheit der Individualität, und
weil sie nicht darin erscheint, erscheint solches Thun als
ein bloß äusserliches.


A.
Das mechanische Object.

1. Das Object ist, wie sich ergeben hat, der
Schluß, dessen Vermittlung ausgeglichen und daher
unmittelbare Identität geworden ist. Es ist daher an
und für sich Allgemeines; die Allgemeinheit nicht im
Sinne einer Gemeinschaftlichkeit von Eigenschaften, son-
dern welche die Besonderheit durchdringt, und in ihr
unmittelbare Einzelnheit ist.

1. Vors erste unterscheidet sich daher das Object
nicht in Materie und Form, deren jene das selbst-
ständige Allgemeine des Objects, diese aber das Beson-
dere und Einzelne seyn würde; ein solcher abstracter
Unterschied von Einzelnheit und Allgemeinheit ist nach
seinem Begriffe an ihm nicht vorhanden; wenn es als
Materie betrachtet wird, so muß es als an sich selbst
geformte Materie genommen werden. Eben so kann es
als Ding mit Eigenschaften, als Ganzes aus Theilen
bestehend, als Substanz mit Accidenzen und nach den
andern Verhältnissen der Reflexion bestimmt werden;

aber

I. Kapitel. Der Mechanismus.
die Gewohnheit, eine mechaniſche Handlungs-
weiſe
bedeuten, daß die eigenthuͤmliche Durchdringung
und Gegenwart des Geiſtes bey demjenigen fehlt, was
er auffaßt oder thut. Ob zwar ſein theoretiſcher oder
praktiſcher Mechanismus nicht ohne ſeine Selbſtthaͤtig-
keit, einen Trieb und Bewußtſeyn Statt finden kann, ſo
fehlt darin doch die Freyheit der Individualitaͤt, und
weil ſie nicht darin erſcheint, erſcheint ſolches Thun als
ein bloß aͤuſſerliches.


A.
Das mechaniſche Object.

1. Das Object iſt, wie ſich ergeben hat, der
Schluß, deſſen Vermittlung ausgeglichen und daher
unmittelbare Identitaͤt geworden iſt. Es iſt daher an
und fuͤr ſich Allgemeines; die Allgemeinheit nicht im
Sinne einer Gemeinſchaftlichkeit von Eigenſchaften, ſon-
dern welche die Beſonderheit durchdringt, und in ihr
unmittelbare Einzelnheit iſt.

1. Vors erſte unterſcheidet ſich daher das Object
nicht in Materie und Form, deren jene das ſelbſt-
ſtaͤndige Allgemeine des Objects, dieſe aber das Beſon-
dere und Einzelne ſeyn wuͤrde; ein ſolcher abſtracter
Unterſchied von Einzelnheit und Allgemeinheit iſt nach
ſeinem Begriffe an ihm nicht vorhanden; wenn es als
Materie betrachtet wird, ſo muß es als an ſich ſelbſt
geformte Materie genommen werden. Eben ſo kann es
als Ding mit Eigenſchaften, als Ganzes aus Theilen
beſtehend, als Subſtanz mit Accidenzen und nach den
andern Verhaͤltniſſen der Reflexion beſtimmt werden;

aber
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0221" n="203"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#g">Kapitel. Der Mechanismus</hi>.</fw><lb/>
die <hi rendition="#g">Gewohnheit</hi>, eine <hi rendition="#g">mechani&#x017F;che Handlungs-<lb/>
wei&#x017F;e</hi> bedeuten, daß die eigenthu&#x0364;mliche Durchdringung<lb/>
und Gegenwart des Gei&#x017F;tes bey demjenigen fehlt, was<lb/>
er auffaßt oder thut. Ob zwar &#x017F;ein theoreti&#x017F;cher oder<lb/>
prakti&#x017F;cher Mechanismus nicht ohne &#x017F;eine Selb&#x017F;ttha&#x0364;tig-<lb/>
keit, einen Trieb und Bewußt&#x017F;eyn Statt finden kann, &#x017F;o<lb/>
fehlt darin doch die Freyheit der Individualita&#x0364;t, und<lb/>
weil &#x017F;ie nicht darin er&#x017F;cheint, er&#x017F;cheint &#x017F;olches Thun als<lb/>
ein bloß a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliches.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <div n="4">
              <head><hi rendition="#aq">A.</hi><lb/><hi rendition="#g">Das mechani&#x017F;che Object</hi>.</head><lb/>
              <p>1. Das Object i&#x017F;t, wie &#x017F;ich ergeben hat, der<lb/><hi rendition="#g">Schluß</hi>, de&#x017F;&#x017F;en Vermittlung ausgeglichen und daher<lb/>
unmittelbare Identita&#x0364;t geworden <hi rendition="#g">i&#x017F;t</hi>. Es i&#x017F;t daher an<lb/>
und fu&#x0364;r &#x017F;ich Allgemeines; die Allgemeinheit nicht im<lb/>
Sinne einer Gemein&#x017F;chaftlichkeit von Eigen&#x017F;chaften, &#x017F;on-<lb/>
dern welche die Be&#x017F;onderheit durchdringt, und in ihr<lb/>
unmittelbare Einzelnheit i&#x017F;t.</p><lb/>
              <p>1. Vors er&#x017F;te unter&#x017F;cheidet &#x017F;ich daher das Object<lb/>
nicht in <hi rendition="#g">Materie</hi> und <hi rendition="#g">Form</hi>, deren jene das &#x017F;elb&#x017F;t-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndige Allgemeine des Objects, die&#x017F;e aber das Be&#x017F;on-<lb/>
dere und Einzelne &#x017F;eyn wu&#x0364;rde; ein &#x017F;olcher ab&#x017F;tracter<lb/>
Unter&#x017F;chied von Einzelnheit und Allgemeinheit i&#x017F;t nach<lb/>
&#x017F;einem Begriffe an ihm nicht vorhanden; wenn es als<lb/>
Materie betrachtet wird, &#x017F;o muß es als an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
geformte Materie genommen werden. Eben &#x017F;o kann es<lb/>
als Ding mit Eigen&#x017F;chaften, als Ganzes aus Theilen<lb/>
be&#x017F;tehend, als Sub&#x017F;tanz mit Accidenzen und nach den<lb/>
andern Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en der Reflexion be&#x017F;timmt werden;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">aber</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[203/0221] I. Kapitel. Der Mechanismus. die Gewohnheit, eine mechaniſche Handlungs- weiſe bedeuten, daß die eigenthuͤmliche Durchdringung und Gegenwart des Geiſtes bey demjenigen fehlt, was er auffaßt oder thut. Ob zwar ſein theoretiſcher oder praktiſcher Mechanismus nicht ohne ſeine Selbſtthaͤtig- keit, einen Trieb und Bewußtſeyn Statt finden kann, ſo fehlt darin doch die Freyheit der Individualitaͤt, und weil ſie nicht darin erſcheint, erſcheint ſolches Thun als ein bloß aͤuſſerliches. A. Das mechaniſche Object. 1. Das Object iſt, wie ſich ergeben hat, der Schluß, deſſen Vermittlung ausgeglichen und daher unmittelbare Identitaͤt geworden iſt. Es iſt daher an und fuͤr ſich Allgemeines; die Allgemeinheit nicht im Sinne einer Gemeinſchaftlichkeit von Eigenſchaften, ſon- dern welche die Beſonderheit durchdringt, und in ihr unmittelbare Einzelnheit iſt. 1. Vors erſte unterſcheidet ſich daher das Object nicht in Materie und Form, deren jene das ſelbſt- ſtaͤndige Allgemeine des Objects, dieſe aber das Beſon- dere und Einzelne ſeyn wuͤrde; ein ſolcher abſtracter Unterſchied von Einzelnheit und Allgemeinheit iſt nach ſeinem Begriffe an ihm nicht vorhanden; wenn es als Materie betrachtet wird, ſo muß es als an ſich ſelbſt geformte Materie genommen werden. Eben ſo kann es als Ding mit Eigenſchaften, als Ganzes aus Theilen beſtehend, als Subſtanz mit Accidenzen und nach den andern Verhaͤltniſſen der Reflexion beſtimmt werden; aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/221
Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/221>, abgerufen am 23.11.2024.